Lexus UX 300e: Ein Nachzügler schwimmt mit dem Strom
Mit dem Lexus UX 300e präsentieren die Japaner ihr erstes Elektroauto innerhalb des Toyota-Konzerns. Das edle Crossover-SUV bereitet viel Fahrspaß, zeigt aber leichte Schwächen im Detail.
In Sachen Hybride oder etwa der Brennstoffzelle gilt Toyota als ein weltbekannter Pionier und kann voller Stolz auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken. Geht es jedoch um die rein batterie-elektrische Mobilität, haben sich die Japaner lange dagegen gewehrt. Kunden, die in den Toyota- oder im Lexus-Showrooms nach einem Elektroauto fragten, ernteten von den Verkäufern bisher nur ein ratloses Schulterzucken.
Bisher, denn nun wagt Toyota über die Nobeltochter Lexus den ersten Schritt und schließt mit dem Lexus UX 300e die alternative Lücke. Weitere Stromer, so heißt es aus der Kölner-Zentrale, sollen schon in den nächsten Jahren folgen. Lieber spät als nie lautet das Motto, das man so eigentlich nur vom ewigen Erzrivalen VW her kennt.
Ein ungestümer Stromer zum Hybrid-Preis
Wie man es von einem Elektroauto kennt, geht´s auch im Lexus flott voran. Foto: © LexusDer Lexus UX 300e zählt zu den kompakten Crossover-SUVs, ist 4,50 Meter lang und teilt sich seine Plattform mit dem Toyota C-HR. Preislich startet der Lexus UX 300 e bei 39.958 Euro. Zieht man den Umweltbonus von 9.000 Euro ab, liegt er auf dem gleichen Niveau wie die UX-Hybridvariante 250 h. Unter der Haube des UX 300e arbeitet ein 150 kW (204 PS) starker Elektromotor, der satte 300 Nm Drehmoment bereitstellt.
Dem Fahrer stehen drei Fahrprogramme von Eco, über Normal bis Sport zur Verfügung. Doch muss es nicht unbedingt der dynamischste Modus sein. Elektro-typisch geht es im Lexus schon ab der ersten Umdrehung flott voran. Wenn es sein muss, beschleunigt der Crossover in flotten 7,5 Sekunden auf Tempo 100 und zieht kraftvoll durch. So kräftig, dass man es mit dem Anfahren nicht übermäßig übertreiben sollte. Ansonsten scharrt der japanische Stromer heftig mit den Vorderrädern, dass die Traktionskontrolle helfend eingreifen muss. Dass der Lexus auf Fahrspaß ausgelegt ist, bemerkt man sofort. Er fährt sich agil und seine Lenkung folgt präzise dem auferlegten Kurs. Auch der muntere Elektroantrieb und die weit unten im Fahrzeugboden befindlichen Lithium-Ionen-Batterien begünstigten sein handliches Fahrverhalten. Immerhin bringt der Japaner stattliche 1,7 Tonnen auf die Waage.
Laut Werksangabe nimmt sich der Lexus im Schnitt nur genügsame 16,8 Kilowattstunden aus dem Speicherreservoir und soll in Verbindung mit seinen 54,3 kWh starken Lithium-Ionen-Akkus laut WLTP-Norm bis zu 315 Kilometer weit kommen. Nicht gerade viel, aber vielleicht reicht das schon einigen Handwerkern auf dem täglichen Weg zum Kunden. Zumal man in der Praxis – wie so oft – ein paar Kilowattstunden mehr einrechnen sollte, die die maximale Reichweite schmelzen lässt.
Noch mit leichter Ladehemmung
Das Laden der Lexus-Akkus dauert länger als bei anderen Stromern. Foto: © LexusAuf alle Batteriekomponenten gibt Lexus übrigens eine 10-jährige Garantie. Das sind mal eben 24 Monate mehr als üblich und schafft Vertrauen in die teure E-Technologie. Nur beim eigentlichen Laden klemmt es noch ein wenig. Ist das Speicherdepot erschöpft, benötigt der UX 300e recht lang um neuen Strom zu bunkern. Die Ladeleistung ist mit Wechselstrom auf 6,6 kWh beschränkt. Daher nuckelt der UX 300e knapp über acht Stunden an der AC-Leitung bis seine Batterien wieder randvoll befüllt sind. Andere Elektroautos sind da flotter. Jedoch besteht die Möglichkeit zum Schnellladen, wenn auch nur mit höchstens 50 kW. Dann sind die Akkus immerhin in 50 Minuten von Null auf 80 Prozent.
Beim Anschluss setzt Lexus auf den Chademo-Stecker, der in den asiatischen Ländern favorisiert wird. Anders als beim CCS-System benötigt man daher zwei Ladekabel für Gleich- und Wechselstrom, die jedoch serienmäßig mitliefert werden. An einer europäischen CCS-Lösung arbeitet Lexus zurzeit noch, doch hat das japanische System auch Vorteile, weil es für das bidirektionale Laden ausgelegt ist. Dadurch kann das Elektroauto den nicht benötigten Strom ins heimische Netz zurückspeisen.
Hochwertig und penibel – doch im Fond geht es eng zu
Das Cockpit ist auf den Fahrer zugeschnitten, das Multimedia wird über ein gewöhnungsbedürftiges Touchpad bedient. Foto: © LexusTypisch Lexus: Im Innenraum des UX 300 e geht es überaus nobel zu. Die verwendeten Materialien mit ihren handgestickten Ziernähten hinterlassen einen hochwertigen Eindruck. Einzig im unteren Bereich enttäuscht der Lexus mit harten Kunststoffen, doch liegt die Verarbeitungsqualität auf einem hohen Niveau. Das auf den Fahrer zugeschnittene Digital-Cockpit lässt sich intuitiv bedienen, einzig das Multimediasystem zeigt leichte Schwächen. Es wird über ein kleines Touchpad neben dem Wählhebel gesteuert. Die Bedienung über das kleine Feld führt während der Fahrt nicht immer zu einem treffsicheren Ergebnis.
Dafür gelingt die Smartphone-Anbindung problemlos einfach und für die nötige Stromversorgung gibt es vorne wie hinten genügend USB-Ports. Empfehlenswert ist außerdem das High-End Soundsystem von Mark Levinson, welches den UX 300e in einen rollenden Konzertsaal verwandelt.
Der Fahrer und Beifahrer sitzen bequem und werden durch die breite Mittelkonsole voneinander abgetrennt. Das Raumgefühl in Reihe eins wirkt wie maßgeschneidert, im Fond geht es dagegen beengter zu. Hier fehlt es großen Kollegen an genügend Bewegungsfreiheit, doch darf man von einem nur 4,50 Meter langen Crossover nicht allzu viel erwarten. Der Kofferraum fasst 367 Liter und lässt sich auf 486 Liter erhöhen. Allerdings entsteht nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen eine unschöne Stufe. Ausladendes Gepäck wie Regale müssen daher meistens draußen bleiben. Aber dazu ist der noble Lexus UX 300e aber eigentlich auch viel zu schade. Er ist ein exklusiver Stromer, der sich mit seinem expressiven Design vom Mainstream unter den kompakten Premium-SUVs abheben möchte.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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