NRW-Handwerk auf dem Weg in eine neue Normalität
Die Vollversammlung des WHKT tagte im Schloss Raesfeld. Dabei ging es auch um neue Herausforderungen für das Handwerk und die "neue Realität", auf die sich die Betriebe einstellen sollten.
Auch das Handwerk in Nordrhein-Westfalen sei angesichts des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Folgen auf dem Weg in eine neue Normalität. Berthold Schröder beschrieb bei der Frühjahrsvollversammlung des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT) die Lage des Handwerks im Land. Der Präsident des WHKT betonte, dass es zu den "Schlüsselaufgaben" des Handwerks, aber auch der Wirtschaft insgesamt, der Politik und der Verwaltung, gehöre, für Rahmenbedingungen zu sorgen, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können. Dazu gehörten "die Materialengpässe, die Preissteigerungen und die Entwicklungen auf dem Energiesektor".
Die Zusammenarbeit mit der Landesregierung funktioniere und das Handwerk finde gut Gehör. "Das Wirtschaftsministerium nimmt unsere Anliegen ernst, setzt sich für unsere Anliegen ein", so Schröder. Aber nicht alles laufe wie gewünscht: "Während man den Eindruck haben kann, dass sich die neue Landesregierung nach zehn Monaten noch sortiert, strömt von EU- und Bundesebene ein Flut von Gesetzgebungsverfahren und Politiken auf uns ein." Es gebe extrem komplexe Vorhaben wie das Gebäudeenergiegesetz, die im Eilverfahren vorangetrieben würden. Hier sei es für das Handwerk schwierig, seine Positionen an richtiger Stelle zu kommunizieren.
Kleine Betriebe nicht systematisch überfordern
Ein wichtiges Thema sei der Bürokratieabbau. Wegen zunehmender Nachweis und Berichterstattungspflichten entstünden Wettbewerbsnachteile für Handwerksbetriebe. "An diesem Thema müssen wir alle gemeinsam dranbleiben, damit solche Vorschriften und die Bürokratie insgesamt kleine Betriebe nicht systematisch überfordern oder gar lahmlegen. Ein ressortübergreifendes Problem seien die knappen Haushaltsmittel für neue Vorhaben zur Umsetzung der politischen Ziele. "Das haben wir beim Aussetzen der Meistergründungsprämie in November letzten Jahres erlebt, obwohl die NRW-Koalition gleichzeitig eine Attraktivitätssteigerung plant und Berufsbildungsland Nummer eins werden will."
Auch der Innovationsdialog, die Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung und vor allem auch die geplante Fachkräfteoffensive gerieten ins Stocken. "Zudem steht aufgrund der umfänglichen Zielsetzungen und fehlenden Ressourcen zu befürchten, dass die Fachkräftestrategie des Landes kaum konkret sein wird." Positiv hingegen sei die kleine Bauvorlagenberechtigung, die die Landesregierung für das Maurer- und Betonbauerhandwerk und das Zimmererhandwerk plant. Schröder: "Die Einführung der kleinen Bauvorlageberechtigung stellt eine Wertschätzung und Anerkennung der höheren Berufsbildung, insbesondere der Meisterqualifikation, und damit einen weiteren Schritt in Richtung Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung dar."
Viele Herausforderungen bei der Energiewende
Im weiteren Verlauf der Sitzung berichtete Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum über die aktuelle Energie- und Ressourcenpolitik. Der Vorsitzende der Expertenkommission der Bundesregierung "Energie der Zukunft" sprach von sehr ambitionierten politischen Zielen, die nicht einfach umzusetzen seien. Bei der Energiewende stünde Deutschland mit einem 85-prozentigem Anteil an fossilen Energieträgern noch ganz am Anfang. Dabei seien die schwierigen Probleme noch zu lösen, bisher seien nur die einfachen Aufgaben erledigt. Bei der Emissionsminderung gebe es "wahnsinnige Herausforderungen für alle Sektoren". Unklar sei, wie das vorgegebene hohe Tempo bis zur geplanten Klimaneutralität im Jahr 2045 gehalten werden soll.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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