"Die Lage im Handwerk spitzt sich zu"
Die schlechte wirtschaftliche Lage betreffe auch das mittelständisch geprägte Handwerk. Die Prognosen für das neue Jahr seien "sehr bescheiden". Das erklärte der nordrhein-westfälische Handwerkspräsident Andreas Ehlert bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz von Handwerk.NRW.
"Deutschland steckt in einer Strukturkrise: Risiken bei der Energieversorgung, eine marode Infrastruktur, lähmende Bürokratie und ungelöste Probleme der überzogenen Staatsverschuldung. Und viele dieser Herausforderungen ballen sich in Nordrhein-Westfalen." Das erklärte Andreas Ehlert bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz von Handwerk.NRW. Hinzu kämen die angespannte globale Sicherheitslage, der Fachkräftemangel und die verfehlte Bildungspolitik und immer weiter nachlassende Kompetenzen der Schüler.
Der Präsident des Verbands forderte sowohl die Bundes- als auch die Landespolitik auf, die wirtschaftlichen Standortbedingungen zu verbessern. Besonders dringend sei es, eine bezahlbare Energieversorgung zu sichern. "Das ist ein Problem der gesamten Wirtschaft, egal ob groß oder klein, egal ob produzierend oder nicht. Den Braunkohleausstieg können wir uns erst dann leisten, wenn ein klimafreundliches Energieangebot tatsächlich als Alternative verfügbar ist."
Große Sorgen im Baugewerbe
Hans Jörg Hennecke, Hauptgeschäftsführer vorn Handwerk.NRW (l.), und Andreas Ehlert Foto: © Kirsten Freund / DHBGroße Sorgen mache dem Handwerk auch die Baukonjunktur. Es müsse alles auf den Tisch, was das Bauen einfacher und preiswerter mache, so Ehlert. "Wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren, einfachere Standards und weniger Belastung durch Abgaben." Ehlert forderte eine Absenkung der in NRW besonders hohen Grunderwerbsteuer und einen Verzicht auf die geplante Rohstoffabgabe. "Wenn so ein Sonderweg in NRW kommt, wird er nur die Transportwege länger und das Bauen teurer machen, ohne dass damit für das Klima etwas gewonnen würde."
Das Land müsse außerdem schnell die Regeln für die kommunale Wärmeplanung definieren. Ehlert: "Uns kommt es dabei auf folgende Punkte an: enge Einbindung des örtlichen Handwerks in die Wärmeplanung, Verzicht auf Anschluss- und Benutzungszwänge bei der Fernwärme, Technologieoffenheit, ein ganzheitlicher Blick auf die Energieeffizienz eines Gebäudes. Ergebnis der vielen Unsicherheiten sei die aktuell schwächelnde Wirtschaft. Diese Entwicklung gehe an Mittelstand und Handwerk nicht vorbei.
Pessimismus fürs neue Jahr
Die Umsätze im Handwerk gingen laut Herbstkonjunkturumfrage zurück, ebenso die Beschäftigung. Es gebe Kapazitätsengpässe, die sich negativ auf das Wachstum auswirkten, und Zurückhaltung bei Investitionen. "Die Prognosen für das Jahr 2024 sind derzeit sehr bescheiden. Vermutlich wird sich die Rezession nicht fortsetzen, aber das Wachstum dürfte nur minimal ausfallen und weit hinter der Dynamik anderer Länder zurückbleiben", sagte Ehlert.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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