Brandenburg: Die Praktiker senken den Daumen
Der Handwerkskammertag lud zum "Wärmepumpengipfel" nach Götz ein. Dort trafen Praktiker aus betroffenen Innungen auf Vertreter verschiedener Ministerien.
Den Auftakt im Bildungs- und Innovationscampus Handwerk in Götz bestritt Dirk Scheinemann, Abteilungsleiter im Bundesbauministerium. Er erläuterte Ziele und Eckpunkte des künftigen Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Erklärtes Ziel sei es, dass ab 1. Januar 2024 jede neu installierte Heizung mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie gespeist werde.
Die Gewerke meldeten sich zu Wort
Anschließend kamen die mit der postulierten "Wärmewende" besonders befassten Gewerke zu Wort. Erik Debertshäuser, Geschäftsführer des Fachverbandes Sanitär, Heizung, Klempner, Klima Land Brandenburg, sagte: "Dieses Gesetz hat für unheimlich viel Verunsicherung gesorgt. Unsere Betriebe wissen nicht, wie das Gesetz am Ende ausgelegt und umgesetzt werden soll. Es überfordert Bürger und Betriebe, weil es zu komplex und juristisch überfrachtet ist." Gegenüber der Politik stellte Debertshäuser klar: "Unsere Betriebe sind in der Lage, die neueste Technik einzubauen. Aber wir Praktiker hätten viel früher in die Erarbeitung des Gesetzes eingebunden werden müssen. Dann wäre beispielsweise schnell klar gewesen, dass vor einem solchen Gesetz erst einmal die Wärmenetzplanung in den Städten und Kommunen stehen muss."
Auch Ralf Schneider, Obermeister und Abgesandter des Landesinnungsverbandes der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke Berlin-Brandenburg, appellierte an die Politik, "das Gesetz nicht mit dem Hammer durchzupeitschen". Schneider: "Wir werden von der Gesetzgebung regelrecht überfahren. Ich weiß nicht, was ich meinen Kunden aktuell raten soll."
Mehr als 300.000 Heizungsanlagen müssen ausgetauscht werden
Steffen Hölscher, stellvertretender Obermeister der Potsdamer Schornsteinfegerinnung, erklärte, grundsätzlich begrüße seine Innung das GEG. Aber es müsse in der Praxis umsetzbar sein. Zur Erläuterung nannte er einige Zahlen: "In Brandenburg haben wir rund 219.000 Heizungsanlagen, die ein Alter zwischen 20 und 30 Jahren haben. Dazu kommen etwa 87.000 Öl- und Gasanlagen. Wir sprechen also über mehr als 300.000 Anlagen, die ausgetauscht werden müssen. 80 Prozent der Häuser im ländlichen Bereich sind nicht so ausgestattet, dass dort Wärmepumpen eingebaut werden könnten. Wir sind für die Energiewende, aber wir müssen sie sinnvoll umsetzen."
Ralph Bührig, Geschäftsführer des Handwerkskammertages Land Brandenburg, sagte: "Die Diskussion mit den Ministerien und betroffenen Handwerksverbänden zeigt, dass die Verunsicherung und Unzufriedenheit wegen der Heizungspläne der Bundesregierung groß ist. Aus Angst vor Neuerungen investieren gerade viele Hauseigentümer noch in Gas- oder Ölheiztechnik. Notwendig sind praxisgerechte und lebensnahe Übergangsfristen, zumindest bei Bestandsgebäuden, und technologieoffene Erfüllungsoptionen. In den ländlichen Räumen Brandenburgs, für die Fernwärmeanschlüsse keine Option sein werden, sind praktikable Lösungsangebote nötig."
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Text:
Karsten Hintzmann /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben