Das Geschwisterduo Sebastian Schaefer und Susanne Sticher führt die Geschäfte der 1984 von Roland Schaefer und seiner Ehefrau Claudia gegründeten Handwerksbaeckerei gemeinsam. Im Interview berichten die beiden Handwerksunternehmer, wie sie sich die Arbeit aufteilen, mit welchen betrieblichen Maßnahmen sie die Kostenbelastung durch die gestiegenen Energiepreise abfedern und begründen, was für eine Ausbildung zum Bäcker, Konditor oder Lebensmittelfachverkäufer spricht.
DHB: Herr Schaefer, als Bäckermeister und Konditormeister werden Sie Mitte dieses Jahres die Handwerksbaeckerei Schaefer mit 13 Filialen und rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Ihrem Vater und Gründer Roland Schaefer übernehmen. Frau Sticher, Sie sind gelernte Bankfachwirtin und werden gemeinsam mit Ihrem Bruder die Geschäfte des Familienbetriebs führen. Wie kam es dazu, dass Sie als Geschwisterduo in die Geschäftsführung einsteigen?
Schaefer: Ich bin bereits seit über 27 Jahren im elterlichen Betrieb tätig und wusste bereits früh, dass ich den Betrieb übernehmen möchte. Darauf haben wir hingearbeitet und deshalb ist der Betrieb bis heute auch gewachsen.
Sticher: Ich kam eher zufällig nach den Geburten meiner Kinder in den Betrieb, da ich hier flexibler agieren konnte. Meine Tätigkeit im Unternehmen hat dann im Laufe der Zeit ihre eigene Dynamik entwickelt und nun stehen wir beide an der Spitze des Familienbetriebs. Sebastian als potenzieller Gesellschafter und Geschäftsführer und ich als Geschäftsführung und seine rechte Hand.
DHB: Welche Ideen möchten Sie gemeinsam umsetzen, um den Traditionsbetrieb zukunftsfest aufzustellen?
Schaefer: Für die kommenden Jahre haben wir uns einiges vorgenommen. So arbeiten wir beispielsweise kontinuierlich an der Optimierung der betriebsinternen Prozesse und an der sukzessiven Digitalisierung unserer Abläufe. Fest steht für uns, dass wir bei unserer Arbeit die Brücke zwischen traditioneller Handwerkskunst und Modernem schlagen, dabei aber in jedem Fall Handwerksbäcker bleiben möchten. Nachhaltig zu wirtschaften liegt uns ebenfalls besonders am Herzen. Deshalb leisten wir, wo wir können, einen Beitrag zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.
Sticher: Die Region stärken wollen wir auch als Arbeitgeber. Besonders wichtig ist es uns in diesem Zusammenhang, unsere Ausbildungsaktivitäten aufrecht zu erhalten und damit dem Fachkräftemangel ein wenig entgegenzuwirken. Um Ausbildungsinteressierte über die Chancen zu informieren, die unsere Ausbildungsberufe bieten, betreiben wir eine intensive Nachwuchswerbearbeit, die durch regelmäßige Kampagnen zur Azubiwerbung unterstützt wird. Darüber hinaus sehen wir es für uns als wichtige Aufgabe, die Arbeitsbedingungen für unsere Belegschaft immer weiter zu verbessern.
DHB: Wie teilen Sie sich die Aufgaben in der Geschäftsführung auf?
Schaefer: Susanne und ich sind ein eingespieltes Team. Ich verantworte die organisatorischen Abläufe, die Produktion, den Einkauf sowie die Warenwirtschaft, das Bestellwesen, die Personalverantwortung, die Produktion, die Bereiche Qualitätssicherung und Innovation und die Planung der betrieblichen Prozesse.
Sticher: In meinen Zuständigkeitsbereichsbereich fallen die breite Administration, das Finanzwesen, sowie Aufgaben im Bereich Controlling. In enger Zusammenarbeit mit unseren Geschäftspartnern, unserem Steuerberater oder unseren Ansprechpartnern bei den Banken kümmere ich mich um die regelmäßige Auswertung unserer Betriebszahlen. Darüber hinaus bin ich im Unternehmen für das Personalwesen, das Marketing und unsere Social-Media-Aktivitäten zuständig.
DHB: Die Lebensmittelhandwerke zählen zu den Gewerken, die in besonderem Maße von den steigenden Energiekosten betroffen sind. Welche Maßnahmen haben Sie bereits ergriffen, um Ihren Betrieb energieeffizient aufzustellen und welche weiteren Energiesparmaßnahmen möchten Sie künftig auf den Weg bringen?
Schaefer: Da gibt es jede Menge Beispiele. So haben wir unter anderem in all unseren Bereichen und Filialen die herkömmliche Beleuchtung durch energiesparende LED-Leuchten ersetzt und neue, effizientere Kühlanlagen angeschafft. Mit den Energieversorgern vor Ort haben wir rechtzeitig über Strompreise verhandelt und entsprechende Verträge geschlossen, sodass die Energiekosten, die in den kommenden drei Jahren auf uns zukommen, gesichert und gut kalkulierbar sind. Außerdem haben wir festgestellt, dass wir durch eine Optimierung der betrieblichen Prozesse ebenfalls Energie einsparen können. Das gelingt zum Beispiel durch angepasste Ofenbelegungspläne. Es ist uns wichtig, das Thema Energie sparen gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anzugehen. Deshalb sensibilisieren wir unsere Belegschaft immer wieder für Möglichkeiten, beispielsweise an der Kaffeemaschine, am Backofen oder bei der Lichtnutzung Strom zu sparen. Aufgrund der hohen Spritpreise planen wir außerdem, unsere Liefertouren zu optimieren. Ergänzend setzen wir uns intensiv mit Möglichkeiten der Energierückgewinnung auseinander. Eine Photovoltaik-Anlage haben wir bereits im Einsatz. Aktuell planen wir darüber hinaus, im Betrieb Technologien zur Wärmerückgewinnung einzuführen.
DHB: In Ihrem Betrieb erlernen angehende Bäcker/Innen, Konditor/Innen und Fachverkäufer/Innen im Lebensmittelhandwerk ihren Beruf. Aktuell bilden Sie insgesamt zwölf Jugendliche zu Fachkräften aus, davon zwei Bäcker, drei Konditorinnen und sieben Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Weshalb sollten junge Leute über eine Ausbildung in diesen Handwerken nachdenken?
Sticher: Wir sind der Meinung, dass unser Handwerk heute mehr denn je goldenen Boden hat und deshalb beste Chancen für Ausbildungsinteressierte bietet. Das deutsche Bäckerhandwerk wie auch das deutsche Handwerk allgemein genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Lebensmittelnahversorgung ist eine krisensichere Branche und bietet Jobs vor der Haustür. Handwerkerinnen und Handwerker können am Ende eines Arbeitstages stolz auf die hochwertigen Produkte sein, die sie mit ihren eigenen Händen geschaffen haben. Bäcker und Konditoren arbeiten mit allen Sinnen, wobei das Fühlen, Riechen, Schmecken, Sehen und manchmal sogar das Hören gefragt sind. Teamplayer, die gerne kreativ und praxisorientiert arbeiten und den Kontakt mit Menschen lieben, sind in einem unserer Ausbildungsberufe ganz sicher gut aufgehoben. Was die wenigsten wissen ist, wie viele Weiterqualifizierungsmöglichkeiten unsere Berufe bieten. Beispiele sind neben der Weiterqualifizierung zur Meisterin oder zum Meister unter anderem duale Studiengänge in Bereichen wie Qualitätsmanagement oder Betriebs- und Handwerksmanagement oder auch eine Weiterqualifizierung zum Betriebswirt des Handwerks bei der Handwerkskammer.
DHB: Welche Kanäle nutzen Sie, um für freie Ausbildungsplätze in Ihrem Betrieb zu werben?
Sticher: Wir nutzen diverse Kommunikationskanäle, um Jugendliche über Ausbildungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven in den Handwerksberufen zu informieren, die bei uns ausgebildet werden. Dazu zählten beispielsweise Kampagnen in den sozialen Medien, eine betriebliche Nachwuchswerbekampagne mit Werbemitteln wie Flyern, Postkarten und Buttons, aber auch die Präsenz mit eigenen Ständen auf Jobbörsen und Azubimessen.
DHB: Wo suchen Sie Anregungen und Rat bei schwierigen unternehmerischen Entscheidungen?
Schaefer: Wir schätzen die Beraterinnen und Berater der Handwerkskammer als Ansprechpartner bei technischen oder betriebswirtschaftlichen Fragen. Auch mit den Fachverbänden wie dem Zentralverband des Bäckerhandwerks, Bäckerkompetenzzentrum Südwest, den Innungen oder Unternehmernetzwerken wie dem Arbeitskreis der Jung-Unternehmer tauschen wir uns gerne aus, um nützliche Anregungen zu erhalten.
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Text:
Sarah Materna /
handwerksblatt.de
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