Umfrage: Bürokratielasten im Mittelstand auf Höchststand
Bürokratielasten werden für den Mittelstand ein immer ernsteres Problem. Laut einer Umfrage der DZ Bank und der Volks- und Raiffeisenbanken drücken die Regularien den Geschäftserfolg – mehr noch als der Fachkräftemangel.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Bürokratiewahnsinn im Handwerk
Bürokratie stellt für den Mittelstand ein immer größeres Hindernis dar. Laut einer repräsentativen Umfrage der DZ BANK und des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen geben 82 Prozent der Befragten an, dass die steigende Bürokratie ihren Geschäftserfolg belastet. Vor sechs Monaten lag dieser Wert noch bei 75 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit Herbst 2013.
"Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass die regulatorischen Vorgaben und Bürokratielasten für den Mittelstand ein immer ernsteres Problem werden. Der Vorschriften-Dschungel muss gelichtet werden, um die vorhandenen Wachstumskräfte freizusetzen und den Standort Deutschland zu stärken", so Marija Kolak, Präsidentin des BVR.
Steigende Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Steuern
Besonders betroffen sind der Agrarsektor (93 Prozent) und das Ernährungsgewerbe (92 Prozent). Aber auch in der Chemiebranche (81 Prozent) und im Handel (80 Prozent) klagen viele Unternehmen über die Bürokratielasten. Das Bürokratieproblem ist demnach inzwischen sogar größer als der Fachkräftemangel, den drei Viertel der Mittelständler beklagen. Zudem klagt jeder zweite Mittelständler über eine zu hohe Steuerbelastung.
Investitionsbereitschaft sinkt leicht
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist leicht gesunken und liegt aktuell bei 67 Prozent, unter dem langjährigen Durchschnitt von 73 Prozent. Nur 19 Prozent der Firmen planen, ihre Investitionsvolumina in den nächsten sechs Monaten auszubauen. "Es ist gut, dass die Investitionsneigung trotz der zunehmenden Belastungen im Geschäftsalltag zumindest nicht noch weiter abgenommen hat", sagt Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. "Dennoch ist das Niveau angesichts des massiven Transformationsbedarfs deutlich zu niedrig. Viele Mittelständler investieren vor allem, um perspektivisch Kosten zu senken."
Unterschiede zwischen den Branchen
In der Chemie- und Kunststoffindustrie steigt die Investitionsbereitschaft von 71 auf 80 Prozent. Auch in der Elektrobranche und im Metall-, Kfz- und Baugewerbe sind steigende Investitionen zu erwarten. Im Agrarsektor hingegen wird ein Rückgang der Investitionen erwartet – nur noch etwas mehr als die Hälfte der Firmen plant zu investieren, der geringste Wert seit Herbst 2014.
Die Energiekosten belasten aktuell knapp zwei Drittel der Unternehmen, während es im Herbst 2022 noch fast 88 Prozent waren. Teure Rohstoff- und Materialkosten sind nur noch für jeden Zweiten ein Problem, im Herbst 2022 waren es vier von fünf.
Bilanzqualität erneut verschlechtert
Die Bilanzqualität des Mittelstands hat sich 2023 erneut verschlechtert und liegt auf dem niedrigsten Stand seit 2012. Der dynamische Verschuldungsgrad sank seit 2022 um 25,5 Punkte, was die Fähigkeit der Unternehmen, Schulden aus dem Cashflow zu tilgen, beeinträchtigt. Auch die Eigenkapitalquote ist gesunken und liegt auf dem schwächsten Wert seit 2018, jedoch weiterhin über den Ständen zu Beginn der 2000er Jahre.
Quelle: BVR
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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