Der Konjunkturbericht der Handwerkskammer Koblenz zeigt ein weniger düsteres Bild, als es zu Beginn der Corona-Krise zu erwarten war.

Der Konjunkturbericht der Handwerkskammer Koblenz zeigt ein weniger düsteres Bild, als es zu Beginn der Corona-Krise zu erwarten war. (Foto: © dolgachov/123RF.com)

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Handwerkskonjunktur nach Corona-Schock besser als erwartet

Die Herbstumfrage der Handwerkskammer Koblenz wurde unter 2.800 Handwerksbetrieben durchgeführt. Das Ergebnis lässt trotz Corona hoffen.

Dem Corona-Schock folgte nicht der Einbruch, der für die Gesamtwirtschaft im Frühjahr 2020 vorausgesagt wurde – das jedenfalls ergibt sich aus dem jüngsten Konjunkturbericht der Handwerkskammer Koblenz unter 2.800 Betrieben. Im Frühjahr 2020 war die Stimmung unmittelbar nach dem Lockdown noch ganz anders: 66 Prozent der befragten Unternehmen prognostizierten einen Abschwung. Jetzt sehen die Zahlen wesentlich besser aus, als damals erwartet: 85 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage als gut und befriedigend. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 94 Prozent. "Damit haben wir ein Minus von neun Prozent. Das Handwerk hat sich also grundsätzlich als krisenfest erwiesen, auch wenn die Bilanz in den unterschiedlichen Branchen sehr unterschiedlich ausfällt", lautet das erste Fazit von Handwerkskammer-Präsident Kurt Krautscheid und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich. Die Zahl der bei der Handwerkskammer Koblenz eingetragenen Handwerksbetriebe ist in den ersten zehn Monaten sogar von 19.830 auf 20.050 gestiegen. "Auch das steht für Wirtschaftskraft im Handwerk."

"Nicht vorhersehbare Entwicklungen"

"Die zurückliegenden Wochen und Monate waren und sind von nicht vorhersehbaren Entwicklungen geprägt. Wir haben uns durch die Corona-Pandemie mit wesentlichen beruflichen und privaten Einschränkungen auseinandersetzen müssen. Viele Haushalte mussten Einkommenseinbußen hinnehmen. Und auch die nächsten Monate werden uns über den Winter vor weitere Herausforderungen stellen. Dies wird auch Spuren beim Handwerk in unserer Region hinterlassen. Dennoch präsentiert sich das Handwerk als stabiler Wirtschaftszweig und ist insgesamt weniger betroffen als die Gesamtwirtschaft", kommentiert die Kammerspitze die vorliegenden Zahlen.

Handwerks-Branchen unterschiedlich betroffen

Die Bau- und Ausbaugewerbe geben im 3. Quartal 2020 die beste Geschäftslagebeurteilung ab. Von den befragten Betrieben in den Bauhandwerken wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer geben 96 Prozent und von den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger 90 Prozent eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage an. Von den Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren, Fleischer informieren 86 Prozent über eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Hingegen sind nur 77 Prozent der Handwerke für den gewerblichen Bedarf wie Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger und 74 Prozent der Kfz-Betriebe mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Die niedrigsten Werte geben aktuell die personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen oder Schuhmacher und die Betriebe der Gesundheitsgewerbe wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker an. Hier mussten die Betriebe zum Teil über Wochen schließen und von den Kunden wurden nicht unbedingt erforderliche Maßnahmen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. 62 Prozent der personenbezogenen Dienstleistungsbetriebe und 60 Prozent der Betriebe aus den Gesundheitshandwerken beurteilen die Geschäftslage im Herbst 2020 als gut oder befriedigend. Viele der betroffenen Handwerksbetriebe konnten durch die Beantragung der Soforthilfe ihren Liquiditätsengpass abmildern und das Unternehmen weiterführen.

Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung rückläufig

Die Beurteilung der Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung im nördlichen Rheinland-Pfalz hat sich verschlechtert, einzelne Konjunkturindikatoren tendieren seitwärts oder leicht nach unten. 78 Prozent (Vorjahreswerte in Klammern: 87 %) der Befragten melden, dass sie zu mindestens 70 Prozent ausgelastet sind. Dies ist gegenüber der sehr guten Auslastung der Vorjahre ein deutlicher Rückgang. Der Auftragsvorlauf ist leicht von 11,1 Wochen auf jetzt 10,4 Wochen zurückgegangen. Die Ergebnisse der Konjunkturindikatoren "Auftragseingang und Umsatzentwicklung" liegen im Herbst 2020 ebenfalls unter den Vorjahreswerten. Konstante oder gestiegene Werte im Auftragseingang geben 75 Prozent (82 %) der befragten Betriebe an. In den kommenden drei Monaten gehen 80 Prozent (84 %) von einem gleichen oder höheren Auftragseingang aus. 76 Prozent (84 %) der Handwerker melden aktuell höhere oder gleiche Einnahmen. Für das nächste Quartal gehen 72 Prozent (83 %) von einer stabilen oder positiven Umsatzentwicklung aus. Der Preisdruck für die Betriebe bleibt ähnlich zum Vorjahr. Aktuell berichten 34 Prozent (46 %) über steigende Einkaufspreise, 16 Prozent können höhere Verkaufspreise bei ihren Kunden durchsetzen (26 %).

Investitionsbereitschaft verhaltender, Beschäftigungssaldo positiv

Das Investitionsklima im Kammerbezirk Koblenz bleibt insgesamt stabil. Derzeit investieren 57 Prozent (56 %) der befragten Betriebe eine durchschnittliche Summe von 29.000 Euro (31.000 Euro). In der aktuellen Herbstumfrage geben 72 Prozent (83 %) der Befragten höhere oder gleich hohe Investitionen an. In den nächsten drei Monaten planen 61 Prozent (69 %) der Befragten Investitionen in mindestens gleicher Höhe wie im Vorquartal vorzunehmen. Hierin sind auch Investitionen der Handwerker in die zunehmende Digitalisierung enthalten, um die Arbeitsabläufe im Handwerk weiter zu modernisieren oder zu automatisieren und den Mitarbeitern mobiles Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen. Die Digitalisierungsberater der HwK Koblenz informieren Mitgliedsbetriebe kostenfrei zu diesen Themen.

Im Personalbereich nehmen in diesem Herbst 72 Prozent (69 %) der Befragten keine Veränderungen vor, 17 Prozent (19 %) stellen Mitarbeiter ein, 11 Prozent (12 %) nehmen Entlassungen vor. Hierzu hat im Handwerk auch die vereinfachte Möglichkeit der Beantragung von Kurzarbeitergeld beigetragen. Im kommenden Quartal planen 80 Prozent (81 %) keine personellen Veränderungen vorzunehmen, 10 Prozent (8 %) befürchten, Stellen abbauen zu müssen, 10 Prozent (11 %) der Befragten möchten zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Beratungsangebot der Handwerkskammer Koblenz

Mit passgenauen Beratungsleistungen unterstützt die HwK ihre Mitgliedsbetriebe, ob in betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Fragen, technologischen Transformationsprozessen, Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen oder zu den aktuellen Themen rund um die Corona-Richtlinien.

 

Zahlen und Fakten zur Wirtschaftskraft des Handwerks (Stand: 31. Dezember 2019) Bei der Handwerkskammer Koblenz waren zum Jahresende 2019 19.830 Betriebe eingetragen. Zum 1. Oktober 2020 sind es 20.050. Das entspricht 38 Prozent aller Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz. In diesen Betrieben arbeiten etwa 108.000 Beschäftigte  – im Landesvergleich sind dies 41 Prozent aller Menschen, deren berufliche Heimat das Handwerk ist. Der durch Handwerksbetriebe im Norden des Landes generierte Umsatz liegt bei 13,5 Mrd. Euro (bezogen auf RLP-Niveau 44 Prozent). Mehr als 40 Prozent aller Lehrlinge (8.140) im Land werden durch das Handwerk im Kammerbezirk Koblenz ausgebildet, 3.128 neue Ausbildungsverhältnisse konnten 2019 abgeschlossen werden.

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Text: / handwerksblatt.de

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