Geprüfter Fachwirt und Meister – Abschlüsse auf Augenhöhe
Der "Geprüfte Kaufmännische Fachwirt" qualifiziert gelernte Kaufleute für Führungspositionen in einem Handwerksbetrieb. Wem diese Fortbildung noch nicht reicht, kann den "Geprüften Betriebswirt" dranhängen.
Nach einer gewerblich-technischen Ausbildung ist der Meisterbrief oft der nächste Karriereschritt. Doch auch für Kaufleute gibt es ein Angebot auf Augenhöhe. Der "Geprüfte Kaufmännische Fachwirt" und der Meister stehen beide auf der Niveaustufe 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens. "Die bundeseinheitliche, durchlässige Fortbildung bietet die einmalige Möglichkeit, gemeinsam mit dem Meister im Betrieb eine echte Aufgabenteilung vorzunehmen", ist Andreas Schulze Icking, Bildungsberater der Akademie des Handwerks auf Schloss Raesfeld, überzeugt.
Fundierte Kenntnisse für Führungsaufgaben
Inhaltlich befassen sich die Teilnehmer des Lehrgangs mit drei Handlungsbereichen: Im ersten Teil geht es darum, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu analysieren und zu fördern sowie das Marketing nach strategischen Vorgaben zu gestalten. Im zweiten Handlungsfeld stehen betriebliches Rechnungswesen, Controlling, Finanzierung und Investitionen im Fokus. Im dritten Part werden Personalwesen und Personalführung behandelt. "Wer sich diese fundierten Kenntnisse angeeignet hat, ist in der Lage, zukunftsorientierte Führungsaufgaben im Betrieb zu übernehmen", meint Andreas Schulze Icking.
"Den Lehrgang kann jeder besuchen, der mindestens eine fünfjährige Berufspraxis, eine kaufmännische Ausbildung mit Berufspraxis, einen Fortbildungsabschluss zum Geprüften Fachmann für kaufmännische Betriebsführung oder mindestens 90 ECTS-Punkte aus einem betriebswirtschaftlichen Studium mit beruflicher Praxis nachweisen kann", fasst Schulze Icking die Zugangsvoraussetzungen zusammen. Bei der Berufspraxis wird neben der Dauer auf die Art der Eingangsqualifikation geachtet.
Geplant: Info-Portal für Fach- und BetriebswirteDer Lehrgang umfasst insgesamt 580 Unterrichtsstunden. Darin ist der Ausbildereignungsschein bereits enthalten. "Wer diesen mitbringt, erhält eine Anrechnung und besucht 100 Stunden weniger", erklärt Bildungsberater Wolfgang Ronau. Die Fortbildung zum "Geprüften Kaufmännischen Fachwirt" ist förderfähig. "Soweit nicht der Arbeitgeber den Lehrgang bezahlt, nutzen fast alle unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Aufstiegs-BAföG." Interessenten, die ihre Ausbildung mit hervorragenden Leistungen abgeschlossen haben und jünger als 25 Jahre alt sind, lege man auch das Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung nahe. Darüber hinaus fördern auch einige Bundesländern neben dem Meister eine Aufstiegsfortbildung wie den "Geprüften Kaufmännischen Fachwirt".
Positive Rückmeldungen der Teilnehmer
Seit 2017 haben rund 60 Teilnehmer den Lehrgang zum "Geprüften Kaufmännischen Fachwirt" auf Schloss Raesfeld durchlaufen. Deren Resonanz fällt positiv aus. "Sie sehen es als Bereicherung an, Kollegen zu treffen, ihr Wissen auszutauschen und einen neuen Kick für ihren Beruf zu bekommen", hat Andreas Schulze Icking in vielen Gesprächen beim Pausenkaffee erfahren. Seinem Kollegen Wolfgang Ronau ist aufgefallen, dass besonders in den letzten beiden Kursen die Zahl der Buchungen gestiegen ist. "Das ist ein Indiz dafür, dass der Markt auf dieses Produkt gewartet hat."
Das Handwerk hat ausgebildeten Kaufleuten viel zu bieten. Gerade für junge Fachkräfte eignet sich die Fortbildung zum "Geprüften Kaufmännischen Fachwirt" aus Sicht von Wolfgang Ronau ideal als zweiter Karriereschritt nach der Lehre. Doch selbst danach geht es noch weiter. Fachwirte erfüllen – wie auch die Meister – die Voraussetzungen, um zum "Geprüften Betriebswirt" zugelassen zu werden. Diesen Weg werden vier Teilnehmerinnen aus dem noch laufenden Lehrgang zum Fachwirt auf Schloss Raesfeld wohl als nächstes beschreiten. Die berufliche Bildung braucht sich vor der akademischen also nicht zu verstecken, ist Wolfgang Ronau überzeugt. "Die betriebswirtschaftlichen Abschlüsse im Handwerk sind eine attraktive Alternative zum Studium."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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