Service als Schlüssel zu maximaler Performance
Interview: DHB sprach anlässlich der bauma in München mit Andreas Hille, SVP Global Product Line Management und R&D bei Palfinger, über Produktinnovationen und Serviceleistungen für Baubetriebe.
Andreas Hille ist Senior Vice President für Global Product Line Management und Forschung & Entwicklung bei Palfinger. In dieser Rolle treibt er innovative Produktlösungen und umfassende Serviceangebote voran, die speziell auf die Anforderungen des Bauhandwerks zugeschnitten sind.
DHB: Mit welchen Schwerpunktthemen befasst sich Palfinger derzeit?
Hille: Wir unterscheiden beim Ladekran unsere Produktreihen in drei Linien: TEC, High Performance-Lösungen, EH/SH, unsere vielseitigen Allrounder sowie Solid, verlässliche Lösungen für jeden Tag und ein kleineres Budget, die auch im Handwerk sehr gefragt sind. In allen Bereichen legen wir den Fokus auf einen ganzheitlichen Ansatz mit umfangreichen Serviceangeboten. Die Leistungsfähigkeit eines Ladekrans wird durch zwei wichtige Eigenschaften bestimmt. Die Stabilität des Kranaufbaus im Verhältnis zum Eigengewicht der Kranstruktur. Dies ist vor allem im Hochleistungsbereich von großer Bedeutung. Mit der Weltpremiere unseres Palfinger PK 880 TEC haben wir eine solche Lösung entwickelt. Der neue Kran vereint erstklassige Präzision, maximale Effizienz und herausragende Hubkraft. Zugleich verbauen wir immer mehr und ausgefeiltere Steuerungstechnik. Denn eine zentrale Frage für die effiziente Arbeit auf der Baustelle ist: Wie sensibel kann ich meinen Hebekran steuern? Genau hier setzen wir gezielt mit unseren technologischen Neuerungen an. Darüber hinaus haben wir unter anderem eine Kombination aus Abrollkipper und Recyclingkran als ein leistungsstarkes All-in-One-Fahrzeug entwickelt. Dadurch erreiche ich maximale Flexibilität mit unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten wie bei einem Schweizer Messer.
Im Interview: Andreas Hille. Foto: © Peter RigaudDHB: Die Themen Lärm- und Emissionsschutz sind derzeit allgegenwärtig. Wie reagieren Sie mit Ihren Angeboten darauf und welche Vorteile sind damit für das Bauhandwerk verbunden?
Hille: Die Elektrifizierung der Baustelle ist ein Thema, das uns auch in den kommenden Jahren stark beschäftigen wird. Ziel ist es, Emissionen zu reduzieren, nicht nur CO₂, sondern auch Lärm. Neben batterieelektrischen Lösungen setzten wir auch auf flexible Systeme, wie der neu vorgestellte Electric Power Unit 40. Dadurch werden Geräuschbelastungen und Schadstoffe gezielt reduziert, was zu einer spürbaren und leiseren Arbeitsumgebung führt. Zusätzlich spart man bis zu 80 % des Dieselverbrauches und reduziert die CO₂-Emissionen um 7 Tonnen pro Jahr.
DHB: Langes und kostenintensives Bauen lähmt die Kundennachfrage. Daher sind Kosteneffizienz und Schnelligkeit auf der Baustelle gefragt. Inwieweit kann die Digitalisierung hier Unterstützung leisten?
Hille: Die Digitalisierung spiel bei Palfinger eine zentrale Rolle. Zahlreiche Assistenzsysteme, wie der Slewing Lock zur Begrenzung des Schwenkbereichs oder die Memory Position für automatisierte Wiederholungsabläufe, erleichtern den Kranbetrieb und entlasten die Fahrer spürbar. Wir verstehen uns als digitaler Dienstleister, indem wir die Systeme rund um das Kernprodukt vernetzen, zum Beispiel durch die Verbindung von Telematik und Netzwerk. Ein interessantes Tool ist in diesem Zusammenhang unser Job Planner, in dem wir sämtliche Informationen, die für die Baustelle relevant sind, zusammenführen. Das können räumliche Begebenheiten wie eine Schräglage sein, die Erdbeschaffenheit, zusätzliche erforderliche Maschinen und vieles andere mehr. Durch den Job Planner vermeiden wir Leerzeiten und sorgen dafür, dass die Mitarbeitenden optimal auf den Job vorbereitet sind und nicht vor Ort überrascht werden. Das spart Zeit und vor allem auch Geld.
DHB: Das Thema Fachkräftemangel ist auch im Bauhandwerk präsent. Gibt es Ansätze, wie Sie mit Ihren Produkten auf das Thema eingehen?
Hille: Ja, wir sehen vor allem, wie schwer es ist, Fachkräfte zu finden, die sowohl LKW- als auch Kranfahrer sind. Im LKW-Bereich ist es noch einfacher, aber die Kombination LKW- und Kranfahrer ist eher selten. Wir haben dazu ein Ausbildungssystem auf VR-Basis entwickelt. Das heißt, ich kann in einer virtuellen Welt üben. Die physikalische Welt der Baustelle wird 1:1 in die virtuelle Welt übertragen. Das System kommt sehr gut vor allem bei jungen Menschen an, die dadurch die Fertigkeit des Kranführens erlernen. Gleichzeitig wird durch den Ausbau der Assistenzsysteme die Arbeit des Kranführers erleichtert.
DHB: Palfinger Connected ist ein Service, den Sie für die gesamte Flotte eines Unternehmens anbieten. Für wen lohnt sich dieser Service?
Hille: Unser Service ist für jedes Bauunternehmen interessant, egal wie groß es ist und wie viele Lösungen aus unserem Produktportfolio es anwendet. Bediener und Flottenmanager können jederzeit den aktuellen Gerätestatus abrufen und den Job Planner nutzen, das ist auch für Betriebe aus dem Bauhandwerk von großem Vorteil. Denn Effizienz und Flexibilität ist für Betriebe aller Größenordnungen überlebenswichtig.
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Text:
Claudia Stemick /
handwerksblatt.de
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