Friseure fordern Senkung der MwSt. auf 7 Prozent
Friseure sammeln Unterschriften zur Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent auf Friseurdienstleistungen. "Friseure brauchen Zukunft! 7% Jetzt!" heißt die Petition. Steigende Preise, höhere Löhne und eine ausufernde Schwarzarbeit machen der Branche zu schaffen.
Viele Friseursalons gehen nach der langen Corona-Zeit noch immer auf dem Zahnfleisch. Und es ist keine Besserung in Sicht. Die Friseure leiden unter stark steigenden Personalkosten, teilweise immensen Mieterhöhungen und Energiekosten, haben inzwischen ihre Kapitalreserven aufgebraucht und erleben gleichzeitig, dass viele Kundinnen und Kunden deutlich seltener als vor Corona zum Friseur gehen. Auch der Schwarzmarkt wurde durch die Pandemie massiv befeuert.
Foto: © Friseure brauchen ZukunftEnde April haben haben die Initiatoren der Kampagne "Friseure brauchen Zukunft! 7% Jetzt!" die Sache in die Hand genommen und eine Petition gestartet, die sich nicht nur an Kolleginnen und Kollegen richtet, sondern auch an deren Kundinnen und Kunden.
Hinter der Petition steht Marc Breckwoldt, Geschäftsführender Gesellschafter der RYF Coiffeur GmbH aus Hamburg. Gemeinsam mit Oliver Schmidt von Oliver Schmidt Hairdesign, Gabriele Diemert-Pertsch und Wolfgang Pertsch von der bloom’s / Pertsch GmbH sowie Heiko Schneider vom Salon Haarschneider hat er die Initiative gestartet. Zusammen repräsentieren sie nach eigenen Angaben über 100 Salons mit über 1.000 Mitarbeitern.
Mindestens 50.000 Unterschriften wollen sie sammeln. "Jede Stimme zählt", betont Marc Breckwoldt. Auch die Mitarbeiter und Kunden würden von einer Senkung der Mehrwertsteuer direkt profitieren und sollen mobilisiert werden.
Großer Wettbewerbsnachteil
Marc Breckwoldt, Geschäftsführender Gesellschafter RYF Coiffeur GmbH Foto: © Pieter-Pan RupprechtDie Krise im Friseurhandwerk habe schon vor Corona begonnen, berichtet der Unternehmer. "Die Pandemie hat das wie ein Brennglas beschleunigt." Das größte Problem neben den steigenden Kosten sei der Wettbewerbsnachteil gegenüber Kleinstunternehmen, die von der Umsatzsteuer befreit sind.
Diese rund 30.000 Ein-Personen-Betriebe müssen gar keine Mehrwertsteuer abführen, alle andere 19 Prozent. Dieses Marksegment sei in der Corona-Zeit rasant gewachsen und stelle mittlerweile rund 40 Prozent der Betriebe.
Der größte Kostenfaktor im Salon sind die Löhne und Gehälter. Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Oktober auf zwölf Euro bedeute auch in anderen Lohngruppen Lohn- und Gehaltssprünge, die man nicht so einfach über Preisanpassungen kompensieren könne, ohne Kunden dauerhaft an die günstigere Konkurrenz oder den Schwarzmarkt zu verlieren.
"Eine Senkung der Mehrwertsteuer würde den stationären Betrieben eine konkurrenzfähige Preisgestaltung ermöglichen, wovon dann auch die Mitarbeiter, die die Preise kommunizieren, und die Kunden etwas haben."
Der Zentralverband unterstützt die Kampagne
Manuela Härtelt-Dören, Präsidentin des Zentralverbands des Friseurhandwerks. Foto: © ZV Friseurhandwerk / Alois MüllerUnterstützt wird die Kampagne vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks. "Wir fordern die Mehrwertsteuersenkung schon seit einigen Jahren. Marc Breckwoldt hat mit der Kampagne in ein Wespennest gestochen", erzählt Verbandspräsidentin Manuela Härtelt-Dören. "Die Zeit ist reif, dass man uns seitens der Politik endlich die sieben Prozent Mehrwersteuer gibt." Härtelt-Dören hofft, dass die Petition viele Unterstützer findet. Der Verband selbst hatte sich zuletzt im März zu dem Thema mit einem offenen Brief an Bundesfinanzminister Christian Lindner gewandt, wartet allerdings bis heute auf eine Antwort.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen wären vorhanden
Die Friseure sind überzeugt, dass sie nur mit Unterstützung der Politik weiterhin sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze erhalten und schaffen können, Lohnsteigerungen verkraften, in die Salons investieren und sich die Ausbildung leisten können. Etwa 80 Prozent der Salons bilden heute schon gar nicht mehr aus, 2021 wurden nur 7.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen. "Davon werden rein statistisch nur rund 4.500 die Ausbildung beenden und maximal 4.000 als Gesellinnen und Gesellen zur Verfügung stehen", sagt Breckwoldt. "Uns gehen also nicht nur Kunden, sondern auch Mitarbeiter verloren. Deshalb brauchen wir jetzt eine Perspektive und Entlastung."
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Mehrwertsteuersenkung seien vorhanden. Nach europäischem und deutschem Recht gebe es die Möglichkeit, in bestimmten Branchen, die arbeitsintensiv sind und stark von Schwarzarbeit beeinträchtigt, einen reduzierten Mehrwertsteuersatz einzuführen. "Wenn das auf eine Branche zutrifft, dann auf das Friseurhandwerk", sagt Breckwoldt. "Deshalb haben wir diese Bewegung ins Leben rufen und wollen der Branche gemeinsam mit dem Zentralverband und unseren Kunden als Multiplikatoren mehr Gehör verschaffen. Es ist sicher ein dickes Brett, das wir bohren, aber wir müssen es versuchen. Es geht um unsere Zukunft."
friseurebrauchenzukunft.de
openpetition.de/petition/online/friseure-brauchen-zukunft-7-jetzt
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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