Die richtigen Kanäle zur Ansprache von Jugendlichen
Jedes Jahr bleiben rund 20.000 Ausbildungsstellen im Handwerk unbesetzt. Eine Studie besagt, dass viele Unternehmen in den falschen Kanälen suchen.
Die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs stellt Handwerksbetriebe vor große Herausforderungen. Das liegt auch daran, dass Jugendliche der Generation Z mit digitaler Technik aufgewachsen sind und soziale Medien besonders intensiv nutzen. Für Berufseinsteiger zählen Videos in sozialen Netzwerken deshalb zu den wichtigsten Informationsquellen in Sachen Ausbildung.
Allerdings suchen sie dort oft vergeblich nach Angeboten: So fand das Institut der deutschen Wirtschaft zusammen mit der Bertelsmann Stiftung im August 2024 heraus, dass sich Azubis und Unternehmen in sozialen Netzwerken "verpassen": Demnach nutzen 71 Prozent der Unternehmen die Plattform Facebook, um über Azubiplätze zu informieren – dort sucht aber nur ein Viertel der Jugendlichen nach Ausbildungsangeboten. Stattdessen nutzen junge Menschen sehr viel häufiger die Videoplattformen YouTube (47 Prozent) und TikTok (30 Prozent) – auf diesen Kanälen sind aber kaum offene Azubistellen zu finden. So versäumen es aktuell 82 Prozent aller Unternehmen, bei YouTube konkrete Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu veröffentlichen.
Kommunikationsstrategien überdenken
Um junge Talente für das Handwerk zu begeistern, sollten Handwerksbetriebe deshalb ihre Kommunikationsstrategie überdenken: Wer ausschließlich auf Zeitungsanzeigen, Online-Jobbörsen und die eigene Website setzt, wird von einem Großteil der Jugendlichen oft gar nicht wahrgenommen. Mehr Erfolg verspricht der Einstieg ins Video-Recruiting: Eine Konzentration auf Kurzvideos in sozialen Medien kann eine bessere Reichweite und damit mehr Azubi-Bewerbungen bringen.
Dabei ist es wichtig, die richtigen Kanäle zu nutzen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Vor allem YouTube bietet mit kurzen und langen Videos viele Möglichkeiten, das Handwerk anschaulich und mit allen Facetten zu präsentieren. Hier können Betriebe junge Menschen mit Erfolgsgeschichten ehemaliger Azubis oder spannenden Einblicken in den Berufsalltag für das Handwerk begeistern. Auch die Video-App TikTok ermöglicht es, mit kreativen und humorvollen Inhalten eine junge Zielgruppe zu erreichen: Kurze, dynamische Videos und Stories, die Arbeiten im Handwerk auf unterhaltsame Weise darstellen, sind hier sehr besonders effektiv. Die Ansprache sollte dabei locker und modern sein, um die Aufmerksamkeit der Jugendlichen zu gewinnen. Darüber hinaus bietet Instagram als reichweitenstarkes Medium interessante Möglichkeiten, mit Berufseinsteigern über das Videoformat "Instagram Reels" in Kontakt zu treten und eine authentische Unternehmenskultur zu vermitteln. "Neue Inhalte sollten konsistent und regelmäßig veröffentlicht werden, um die Reichweite zu steigern und in Erinnerung zu bleiben", empfiehlt Bastian Naurath von der SEO-Agentur Curato Leads. "Darüber hinaus empfiehlt es sich, die Videos auch auf klassischen Jobplattformen, wie Indeed, und in Unternehmensnetzwerken, wie LinkedIn, zu teilen."
Digitale Interaktion
Doch nicht nur die Wahl der richtigen Kanäle ist entscheidend: Auch die Inhalte müssen auf die Zielgruppe zugeschnitten sein. Authentizität, Ehrlichkeit und eine klare, unkomplizierte Sprache sind dabei das A und O. Denn junge Menschen erwarten keine auf Hochglanz polierten Imagefilme, sondern authentische Einblicke in den Berufsalltag. Ein weiterer wichtiger Faktor für Jugendliche ist Interaktion: Betriebe sollten auf Kommentare und Fragen immer zeitnah eingehen, um so Wertschätzung und Zuverlässigkeit zu zeigen.
Einfache Bewerbungsprozesse
Um junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen, ist es außerdem wichtig, den Bewerbungsprozess so einfach und schnell wie möglich zu gestalten. So erwarten Berufseinsteiger heute unkomplizierte Online-Bewerbungsformulare, schnelle Rückmeldungen und einen persönlichen Ansprechpartner. Dabei sollten Betriebe alle digitalen Elemente für verschiedene Displaygrößen anpassen: "Die Karriereseite und das Bewerbungsformular müssen für mobile Geräte optimiert sein", empfiehlt Bastian Naurath. "Denn wenn Betriebe Inhalte auf sozialen Medien veröffentlichen, werden diese oft über das Handy abgerufen."
FazitMit Kurzvideos in sozialen Netzwerken steht Handwerkern ein vielversprechendes Recruiting-Werkzeug zur Verfügung, um Berufseinsteiger zielgenau anzusprechen. So können Betriebe durch eine authentische Kommunikation und digitale Bewerbungsprozesse dem Fachkräftemangel entgegenwirken und ihr Unternehmen für die Zukunft aufstellen.
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Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
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