Im Malerhandwerk ist der Fachkräftemangel bereits zu spüren. Bei großflächigen Wänden und Decken könnte der "MalerRoboter" von ConBotics den Farbauftrag übernehmen. Das Produkt soll Anfang 2024 auf den Markt kommen.
"Im Malerhandwerk schlummert großes Potenzial für den Einsatz von Robotik", ist Cristian Amaya Gómez überzeugt. Als Argumente führt der Maschinenbauer hohe Personalkosten, lange Wartezeiten der Kunden, Nachwuchsmangel und die Gesundheit der Mitarbeiter an. Gemeinsam mit seinen ehemaligen Kommilitonen David Franke und Philipp Heyne hat er sich eine Lösung überlegt. Das Trio kennt sich vom Studium an der Technischen Universität Berlin und der daran anschließenden Tätigkeit am Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik. Mit der Vision, Roboter auf die Baustelle zu bringen, haben sie im November 2021 die ConBotics GmbH gegründet. Der Firmenname setzt sich aus den englischen Begriffen "Construction" (Bau) und "Robotics" (Robotik) zusammen. "Unser erstes Produkt ist der ,MalerRoboter'", erklärt Co-Gründer Cristian Amaya Gómez.
Der rund 130 Kilogramm wiegende MalerRoboter besteht aus vier Teilen: einer autonomen, mobilen Plattform, einem selbst entwickelten und patentierten Roboterarm, einem handelsüblichen Farbspritzgerät und einem Akku. "Der Roboter ist zerlegbar, damit man ihn leichter innerhalb eines Gebäudes oder in einem Kombi transportieren kann."
Mit einer Breite von 60 Zentimetern, einer Höhe von 1,90 Metern und einer Länge von 80 Zentimetern passe der MalerRoboter durch jede Tür. Die Laufzeit des austauschbaren Akkus beziffert der ConBotics-Geschäftsführer mit sechs Stunden.
Materialeinsparung von 20 Prozent
"Der Roboterarm ist inspiriert von der Teleskopstange der Maler", erklärt Cristian Amaya Gómez. Er bewege sich mit konstanter Geschwindigkeit und mit konstantem Abstand die Wand und Decke (bis zu einer Höhe von 3,2 Metern) auf und ab. Die gesprühten Bahnen überlappen sich zu 50 Prozent. Dies soll einen gleichmäßigen Farbauftrag ermöglichen. "Im Vergleich zu einem Maler verbraucht der Roboter 20 Prozent weniger Material."
Sobald ein Arbeitsschritt beendet ist, fährt die mobile Plattform weiter. Aufgrund der verbauten Kameras und Sensoren erkennt sie, ob sie ihre Position anpassen muss, damit die Airless-Düse die Farbe etwa auch in den Ecken auftragen kann. Auch Hindernisse werden mit ihrer Hilfe erkannt.
Unterstützung durch "Kollege Mensch"
Ganz ohne menschliche Hilfe kommt der Roboter jedoch nicht aus. Damit er sich orientieren kann, muss der Maler die Kontur des Raumes und die verschiedenen inneren und äußeren Kanten grob im Bedienpanel anlegen. Zudem sind alle Flächen, die vom Farbauftrag verschont bleiben sollen, abzudecken. Für den Austausch der Farbeimer ist ebenfalls der "Kollege Mensch" zuständig.
Der MalerRoboter lässt sich per Controller durch die Räume bewegen. Als Startposition wird eine Ecke ausgewählt, an der die mobile Plattform ihren Standort festmachen und sich parallel zur Wand ausrichten kann. "Sobald der Roboter die Ecke erkannt hat, fährt sein Arm nach unten und ist einsatzbereit."
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Leasing des MalerRoboters
Neben kleineren Verbesserungen an der Software tüfteln die drei Gründer zurzeit auch noch am Geschäftsmodell. Zunächst sollen die Betriebe den Malerroboter mieten, später vielleicht auch kaufen können. Das Leasing-Modell setzt sich aus drei Tarifen zusammen: "Basic", "Premium" und "Pro". "Vergleicht man die Kosten für den Roboter mit den Lohnkosten für einen Leiharbeiter, ergeben sich Einsparungen zwischen 21 bis 43 Prozent."
Den Vertrieb ihres Produktes möchten die drei Firmengründer nicht selbst übernehmen, sondern in die Hände von Farbherstellern legen. Zu den Partnern zählt Amaya Gómez bereits die "bito AG". Mit weiteren Unternehmen aus der Branche sei man im Gespräch.
Mensch versus Maschine
Mensch und Maschine haben sich bereits "duelliert". Beide sollten eine acht Meter lange Wand besprühen. "Als der Maler fertig war, hatte unser Roboter ungefähr sieben Meter geschafft", so Cristian Amaya Gómez. In puncto Schnelligkeit mag das Produkt von ConBotics seinem Kollegen in Fleisch und Blut unterlegen sein – nicht jedoch bei Ausdauer und Gründlichkeit, betont der Geschäftsführer des Berliner Start-ups.
Zum Vergleich zieht er den Geschirrspüler heran. "Den schafft man sich auch nicht an, weil er schneller spült als ein Mensch, sondern weil man sich anderen Aufgaben widmen kann." Insofern soll der MalerRoboter den Maler auch nicht ersetzen. Er ist eher als "dritter Arm" gedacht. Der MalerRoboter eigne sich vor allem für große Objekte mit vielen einfachen Grundrissen und monotonen Flächen wie Hotels, Bürogebäuden oder Krankenhäusern. "Wir wollen Handwerkern das Leben erleichtern und ihnen ein effizienteres Arbeiten ermöglichen."
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Offizieller Markteintritt
Der MalerRoboter von ConBotics soll im Februar 2024 auf den Markt kommen. Einem breiteren Publikum wird er zwei Monate später auf der Fachmesse "Farbe, Ausbau & Fassade" in Köln präsentiert.
Das 15-köpfige Team des Start-ups denkt jedoch schon einen Schritt weiter. Als Nächstes soll es einen Roboterarm für das Schleifen geben, der sich gegen den Sprüharm austauschen lässt. "Wir möchten möglichst den kompletten Prozess bei der Bearbeitung von Wand und Decke, aber auch dem Boden abbilden", gibt Cristian Amaya Gómez als Ziel für ConBotics aus.
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