Kfz-Mechatroniker Nicolas Fischer hat ein Jahr in den USA verbracht. Ermöglicht hat ihm dies ein Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP USA). Wer selber gerne mal ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten reisen möchte, um dort an einem Community College zu studieren und in einem amerikanischen Betrieb zu arbeiten, kann sich bis zum 13. September für das 42. PPP bewerben, das im Sommer 2025 startet. (Foto: © privat)

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"Nicht besser, nicht schlechter, sondern einfach anders"

Nicolas Fischer hat ein Jahr in den USA verbracht. In dieser Zeit hat sich seine Sicht auf das Leben und die Menschen verändert. Künftig möchte er mehr reisen und so gelassen wie die Amerikaner werden.

Seinen Plan, für ein Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika zu leben und zu arbeiten, hat Nicolas Fischer zunächst geheim gehalten. Ein Lehrer an der Berufsschule hatte den Kfz-Azubi auf das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP USA) aufmerksam gemacht und ihn dafür empfohlen. "Erst nachdem ich alle Bewerbungsrunden erfolgreich durchlaufen hatte und alles spruchreif war, habe ich meinen Eltern und meinem Chef davon erzählt", erinnert sich der junge Mann vom Niederrhein. Das letzte Wort, ob er oder ein anderer Bewerber in den Genuss des Stipendiums kommt, hatte "sein" Bundestagsabgeordneter. "Pro Wahlkreis kann nur einer am Programm teilnehmen. Ich bin Herrn Oellers extrem dankbar, dass er sich für mich entschieden hat."

Aufenthalt in Nebraska

Gleich nach dem Ende seiner Ausbildung im Sommer 2022 geht es los. Die erste Station: die Hauptstadt des Bundesstaats Nebraska. Dort lebt Nicolas Fischer in einer Gastfamilie und belegt zwei Kurse im Fachbereich "Automotive Technology" am Community College. "Man kann es am ehesten mit der Fachhochschule vergleichen. Das Niveau liegt zwischen der Berufsschule und der Meisterschule."

Obwohl er relativ gut Englisch spricht, fällt es ihm zu Anfang schwer, dem Unterricht zu folgen. Probleme bereiten ihm die Schnelligkeit, aber auch der Midwest-Akzent, der klingt, "als hätte jemand eine Kartoffel im Hals stecken". Nach den ersten zwei Wochen habe er sich immer besser verständigen können. "Man muss sich einfach durchkämpfen, dann wird es von Tag zu Tag immer besser."

Neben dem Studium müssen sich die Teilnehmer des Patenschaftsprogramms auch gemeinnützig engagieren. Die Wahl von Nicolas Fischer fällt auf den Fußballverein seines Gastvaters, wo er vier Monate ein Kinder-Team trainiert. "Wäre ich in Nebraska geblieben, hätte ich es gerne weitergemacht, aber ich wollte auch noch einen anderen Teil der USA kennenlernen."

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Aufenthalt in Florida

Die zweite Phase des USA-Aufenthalts besteht aus einem Praktikum. Zusammen mit einem befreundeten Teilnehmer sucht sich Nicolas Fischer eine Wohnung in Tampa (Florida) und einen Arbeitgeber. Sein Erfolg ist überschaubar. Trotz etlicher Bewerbungen erhält er nur eine Zusage: in einer Tesla-Werkstatt. Beim Vorstellungsgespräch über Zoom ist die Überraschung jedoch groß. "Mein Chef ist Deutscher und hat seinen Meister in Düsseldorf gemacht. So klein ist die Welt."

Bei seinem Arbeitgeber und beim Nebenjob im Catering kann Nicolas Fischer mit deutschen Tugenden punkten. "Wenn man pünktlich ist und seine Arbeit gründlich erledigt, sind die Amerikaner schon begeistert." Positiv ist ihm die Pausenregelung in Erinnerung geblieben: "Wenn nichts zu tun ist, dauert sie auch schon mal eine Viertelstunde länger. Das wird sehr locker gesehen."

Lockerer im negativen Sinne ist dagegen aus seiner Sicht die Einstellung zum akkuraten Arbeiten am Fahrzeug. "Wir arbeiten im mechanischen und elektrischen Bereich viel sauberer." Hinzu kommt: Jeder Mechaniker benutze sein eigenes Werkzeug. Das Grundgehalt in den Werkstätten sei relativ gering, die Höhe des Lohns vom Auftragsvolumen des Betriebs und von der Leistung des einzelnen Mitarbeiters abhängig.

Obwohl das durchschnittliche Netto-Gehalt höher als in Deutschland sei, bleibe den Arbeitnehmern unterm Strich weniger übrig, weil sie beispielsweise die Kosten für die Altersvorsorge und Krankenkasse komplett selbst übernehmen müssen. "In Deutschland sind wir finanziell und sozial besser abgesichert. Außerdem fühlt man sich bei uns auch sicherer, weil in den USA jeder eine Schusswaffe bei sich haben könnte."

Auslandsaufenthalte für Handwerker In unserem Themen-Special "Berufserfahrung im Ausland sammeln" auf handwerksblatt.de finden Sie weitere Artikel über junge Handwerker, die mehrere Wochen, Monate oder ein ganzes Jahr im Ausland verbracht haben, darunter mit dem PPP in den USA, mit dem Programm "AusbildungWeltweit" in Malawi und Namibia und sowie mit dem Programm Erasmus+ in mehreren Ländern von Europa.

Vergleich Nebraska und Florida

Nicolas Fischer hat längere Zeit im Mittleren Westen und am Golf von Mexiko verbracht. Das ruft nach einem Vergleich. In Nebraska hätten viele seiner Mitschüler den Bundesstaat noch nie verlassen. "Sie leben sehr in ihrer eigenen Welt", erklärt der Wegberger, betont aber, dass dies nicht negativ gemeint sei. Die Bewohner von Florida hat er als locker, lebenslustig und offen für Anderes wahrgenommen. Mit einer Wertung, wem seine Sympathie gehört, hält er sich jedoch zurück. "Menschen sind nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders. Wenn man mit dieser Einstellung nach Amerika fährt, wird man den Aufenthalt genießen", ist er überzeugt. 

Neue Bewerbungsrunde Das Parlamentarische Patenschafts-Programm für junge Berufstätige (PPP) ist ein bilaterales Austauschprogramm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses. Die Teilnehmer erhalten ein umfassendes Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt in den USA. Während dieses Austauschjahres lernen sie US-amerikanische Alltags- und Berufsleben kennen und sie vertreten Deutschland in den USA als Junior-Botschafter. Die Bewerbungsphase für das 42. PPP hat im Mai begonnen. Wer ab Sommer 2025 für ein Jahr in die USA reisen möchte, kann sich bis zum 13. September 2024 bewerben

Berufliche Zukunft

Das Jahr in den USA hat Nicolas Fischer geprägt. Die Erfahrungen will er für seine berufliche Zukunft nutzen. Er würde sich wünschen, dass er die amerikanische Gelassenheit mit der deutschen Gründlichkeit vereinbaren kann. "Sollte ich eines Tages einen Betrieb führen, möchte ich mit allen Mitarbeitern auf Augenhöhe sprechen, sie fair behandeln und locker bleiben, wenn jemand mal verschlafen hat", nimmt sich der junge Niederrheiner vor. 

Im August schließt Nicolas Fischer die Meisterschule bei der Handwerkskammer Düsseldorf ab. Danach fliegt er für zwei Wochen nach Japan. Sein ehemaliger Chef in Tampa hat ihm ans Herz gelegt, ins Land der aufgehenden Sonne zu reisen. "Die Zeit in den USA hat Lust auf mehr gemacht", schwärmt der Teilnehmer des 39. PPP, der künftig noch mehr von der Welt sehen möchte. Nach seiner Rückkehr aus Asien erwartet ihn die nächste Fortbildung. Er hat sich für den Online-Lehrgang zum Technischen Betriebswirt angemeldet. 

Wie es beruflich mit ihm weitergeht, ist noch offen. Der 25-Jährige will erst einmal weitere berufliche Erfahrung als angestellter Kfz-Mechatronikermeister sammeln. Er könnte sich aber auch vorstellen, einen eigenen Betrieb zu gründen oder einen bestehenden zu übernehmen. Wird es in Deutschland oder irgendwo im Ausland sein? "Mal gucken, ich lasse es einfach auf mich zukommen", sagt er schon mit einem Hauch amerikanischer Gelassenheit. 

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Text: / handwerksblatt.de

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