20 Prozent der Bundesbürger – dies entspricht jedem Fünften – besitzen bereits ein Fahrrad mit Elektroantrieb, so die TÜV Mobility Studie 2024. Bei regelmäßiger Nutzung oder vor längeren Touren ist ein gründlicher Technik-Check des E-Bikes oder Pedelecs stets zu empfehlen.
"Insbesondere E-Bike-Fahrer sollten die Sicherheit ihres Zweirads nicht dem Zufall überlassen", betont Frank Schneider, Referent für Fahrzeugtechnik beim TÜV-Verband. "Die weit verbreiteten Pedelecs fahren bis zu 25 km/h schnell. Umso wichtiger ist es, dass Bremsen, Rahmen und Reifen der hohen Geschwindigkeit standhalten." Daneben sollte auch immer auf den Akku geachtet werden, denn: "Die regelmäßige Überprüfung der Batterie sowie ein bewusster Umgang mit dem Ladeprozess sind entscheidend, um das Risiko von Kurzschlüssen und Bränden zu minimieren", so Schneider.
In unserem Beitrag verraten wir Ihnen die Tipps des TÜV-Verbands, worauf es beim Technik-Check und Umgang mit der Batterie von E-Bike und Pedelec ankommt.
Vor dem Check
"Ein dreckiges Fahrrad rostet schneller", erklärt TÜV-Fahrzeugtechnik-Referent Schneider. Daher sollte das E-Bike – vom Rahmen über die Bremsen und Antriebskomponenten bis hin zu den Reifen und Felgenrändern – vor dem eigentlichen Technik-Check mit warmem Wasser und mildem Reinigungsmittel gesäubert werden, damit Lackschäden, Korrosion und Verschleiß möglichst verhindert werden können. Außerdem sind schon vorhandene Rostansätze, Mängel und Schwachstellen nach der gründlichen Reinigung besser sichtbar.
Doch Vorsicht bei der Säuberung des Akkus: Hier sollten nur die Außenflächen nebelfeucht gereinigt werden und an den Steckverbindungen sollte Wasserkontakt grundsätzlich vermieden werden – ansonsten droht Kurzschluss-Gefahr.
Der Technik-Check
Batterie
Das Herzstück eines jeden E-Bikes: die Batterie. Das zentrale Risiko: die Überhitzung dieser und die Gefahr einer damit verbundenen Entzündung oder Explosion. "Hohe Temperaturen belasten die chemischen Komponenten der Batterie, was zu Leistungsverlust und beschleunigter Alterung führt", führt Schneider aus. "Außerdem erhöht Hitze die Wahrscheinlichkeit einer Fehlfunktion."
Wer das Risiko einer Fehlfunktion oder eines Brandes minimieren möchte, sollte sein E-Bike bei großer Hitze nicht zu sehr beanspruchen und nach Möglichkeit im Schatten abstellen. Darüber hinaus sollte die Temperatur des Akkus hin und wieder durch Anfassen geprüft werden. Ebenso sollte die Batterie weder leergefahren noch zu voll geladen werden. Bei einer Pedelec-Batterie liegt der Ladezustand im Idealfall laut Schneider zwischen 70 und 80 Prozent.
Bremsen
Das A und O bei E-Bikes sind ebenso die Bremsen, aus diesem Grund sollte ein regelmäßiger Blick auf den Zustand der Bremsbeläge und Scheiben selbstverständlich sein. "Bremsen sind essentiell, um die höheren Geschwindigkeiten und das zusätzliche Gewicht von E-Bikes sicher zu managen", erläutert Schneider. "Gleichzeitig beanspruchen die höheren Geschwindigkeiten und das größere Gewicht von E-Bikes die Bremsbeläge stärker."
Vor allem Scheibenbremsen bieten sich an, da sie eine konstante Bremsleistung liefern und auch bei Nässe zuverlässig greifen. Diese sollten nach etwa 1.000 Kilometern in einer Fachwerkstatt kontrolliert werden, bei Felgenbremsen ist der Verschleiß mit dem Auge erkennbar.
Reifen
Ein weiteres Muss vor jeder längeren Fahrt: die Überprüfung der Reifen. Um eine gute Bodenhaftung zu gewährleisten, muss eine ausreichende Profiltiefe gegeben sein – dementsprechend bedeuten abgefahrene Reifen ein Risiko, da sich bei nassen oder rutschigen Bedingungen die Sturzgefahr erhöht. "Gut aufgepumpte Reifen verbessern nicht nur die Reichweite des E-Bikes, sondern auch die Bodenhaftung und die Kontrolle über das Fahrrad", erklärt Schneider dazu.
Reifendruck
Der optimale Reifendruck hängt von der Größe und Breite des Reifens ab. Der Richtwert liegt bei
- elektrischen City- und Trekkingräder bei 4 bis 5 bar Druck,
- Rennrädern bei 6 bis 8 bar und
- E-Mountainbikes bei 2 bis 3 bar.
Bei sehr hohen Temperaturen steigt der Reifendruck, da sich die Luft in den Reifen ausdehnt. In solchen Fällen sollte man den Reifendruck geringfügig reduzieren, um einen Reifenschaden zu vermeiden.
Schaltung
"Probleme mit der Schaltung können Fahrer irritieren und zu gefährlichen Situationen führen", sagt Schneider. Deswegen benötigen Kettenschaltungen "regelmäßige Reinigung und Schmierung, um reibungslos zu funktionieren." Also: zuerst die Kette reinigen, dann ölen und zum Schluss durch die verschiedenen Gänge schalten – so wird das Öl optimal verteilt.
Nabenschaltungen benötigen in der Regel zwar weniger Wartung, sollten aber trotzdem alle zwei Jahre überprüft werden – Ölwechsel inklusive. Um eine störungsfreie Funktion von Riemenantrieben sicherzustellen, reicht es meist, regelmäßig den Schmutz zu entfernen.
Lichtanlage
Nicht zu vergessen: die Lichter des Bikes. Laut Schneider sind an neuen Fahrrädern mittlerweile LED-Lichter Standard, "weil sie eine hohe Langlebigkeit und Energieeffizienz bieten". "Eine moderne Fahrradbeleuchtung ist sehr leistungsstark. Wie beim Auto sollte deshalb bei Fahrrädern auf die richtige Einstellung der Scheinwerfer geachtet werden, damit andere Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden", zeigt Schneider auf.
In erster Linie sollte demnach regelmäßig überprüft werden, ob alle Lichter funktionieren. Im zweiten Schritt sollte kontrolliert werden, ob Front- und Rücklichter hell genug und korrekt ausgerichtet sind.
Sicheres Aufladen
"Batterien sollten erst abkühlen, bevor sie erneut aufgeladen werden, da ein überhitzter Akku langsamer und weniger effizient lädt, was die Nutzungsdauer zwischen den Ladevorgängen verringert", erläutert Schneider einleitend. Außerdem sollten Batterien "stets sauber und trocken aufbewahrt werden, um Korrosion und andere Schäden zu vermeiden". Temperaturen zwischen 10 und 30 Grad bieten sich für die Lagerung von Akkus an. Und: Auch wenn das E-Bike längere Zeit nicht genutzt wird, sollte die Batterie regelmäßig geladen werden, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Checkliste: Akku-Sicherheit
- Stets das vom Hersteller zugelassene Ladegerät verwenden und die Hersteller-Hinweise beachten.
- Batterie vor dem Aufladen abkühlen lassen.
- Akku auf harte sowie ebene Oberflächen legen, die Wärme ableiten können.
- Batterie nicht unbeaufsichtigt oder über Nacht laden.
- Brennbare Materialien aus der näheren Umgebung entfernen.
- Akku nicht in Fluchtwegen oder Ausgängen laden.
- Beim Laden zu Hause: Rauch- oder Thermomelder installieren.
- Batterie nach Abschluss des Ladevorgangs vom Ladegerät trennen.
Zum Schluss: Sollte mal ein Wechsel des Akkus anstehen, so rät der TÜV-Verband, bei der Neubeschaffung darauf zu achten, dass man entweder die Herstellerbatterie im Fachhandel erwirbt oder einen Ersatz-Akku mit entsprechender Herstellerfreigabe verwendet. Die alten Lithium-Ionen-Akkus müssen dabei unbedingt fachgerecht und nicht über den Hausmüll entsorgt werden.
Über den TÜV-VerbandDer TÜV-Verband e.V. vertritt die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördert den fachlichen Austausch seiner Mitglieder. Sein Einsatz gilt der technischen und digitalen Sicherheit sowie der Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen. Dabei tauscht sich der Verband regelmäßig mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbrauchern aus.
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Quelle: TÜV-Verband e. V.DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Verena S. Ulbrich /
handwerksblatt.de
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