Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill
HWK Trier | November 2024
Ruhe und Geduld sind seine Geheimwaffen
Der Lehrling des Monats der Handwerkskammer Trier heißt Jonas Bastgen. Er ist der einzige Büchsenmacherlehrling in der Region Trier.
Der Lifestyle-Stromer aus China: Ora 03 von GWM. (Foto: © GWM_ORA)
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Mit dem ORA 03 hat GWM einen eleganten Lifestyle-Stromer im Angebot. Wir haben den Wagen getestet.
Reden wir über Stromer, reden wir auch über die Ladeinfrastruktur. Bei mir (Köln-Holweide) sind vier Ladesäulen mit vier Ladepunkten von der Rheinenergie in unmittelbarer Nähe. Doch Laden ist nicht: Zwei Säulen sind kaputt, die anderen belegt. Ein weiterer Beweis dafür, dass Stromer nur sinnvoll sind, wenn man eine eigene Lademöglichkeit hat, falls der Wagen schnell geladen werden muss.
In diesem Fall ist der Wagen ein Ora, bekannt geworden als Funky Cat und heute unter der Modellbezeichnung GWM Ora 03 zu haben. GWM ist der Konzern hinter dem Wagen, die Great Wall Motor Company aus China. Der lockt Kunden mit einer 12.000-Euro-Rabatt-Prämie auf den Listenpreis von 38.990 Euro (netto: 32.764,71 Euro), was dazu führt, dass der kleine Flitzer zu den preiswerten und damit erschwinglichen Stromern gehört.
Das Basismodell ist der Ora 03 300, der eine 48 kWh starke Batterie unter der Haube hat. Wem das nicht reicht, der kann auch den Wagen mit einer 63-kWh-Batterie bekommen. Die Reichweite der kleinen Batterie beträgt 310 Kilometer, mit dem großen Akku reicht es sogar für 420 Kilometer. Für 100 Kilometer holt sich der Ora im Schnitt 16,7 bis 16,5 kWh aus dem Energiepack, die dann einen Elektromotor mit 126 kW/171 PS versorgt.
Power ist auf jeden Fall reichlich vorhanden: Der 4,24 Meter lange, 1,83 Meter breite und 1,60 Meter hohe Wagen sprintet flott davon und zeigt auch immer noch genügend Anzug, wenn man auf der Autobahn das Gaspedal durchdrückt. Schluss ist bei Tempo 160, die dreistellige Kilometerzahl erreicht er aus dem Stand in 8,2 Sekunden. Und das Fahren selbst ist Spaß pur, der Ora liegt gut auf dem Asphalt und macht in Kurven eine gute Figur.
Auch optisch wirkt der Ora sehr gefällig; schließlich ist er als Lifestyle-Auto konzipiert. Er ist bequem, selbst hinten, und zeigt viele digitale Features wie das durch digitalisierte Cockpit. Hier hätte die Schrift zum Teil etwas größer sein dürfen, aber wenn man einmal weiß, wo die Funktionen oder Angaben liegen, passt das. Schön, dass manche Funktionen immer noch durch sehr elegante Kippschalter bedient werden können.
Weniger schön ist die Digitalisierung an sich – zu viele Funktionen vereinen die Assistenzsysteme, was sich in einem permanenten Warnmodus auswirkt. Gerade im Stadtverkehr erwischt man sich zu oft, das bekannte Dieter-Nuhr-Zitat ("Einfach mal die Fresse halten …") laut auszurufen, wenn der Ora den Fahrer vor dem Auto auf der Nebenspur warnt. Was dauernd passiert. Bei einer zweispurigen Abbiegung sollte man grundsätzlich die Finger vom Blinker lassen, sonst warnt einen das System vor dem Auto in der Nebenspur in den Wahnsinn.
Auch die Hinweise an den Fahrer, gefälligst zu bremsen, malträtieren die Nerven des geübten Autofahrers – er oder sie weiß die Bremse eigentlich zu bedienen. Ganz übel wird es bei der Fahrerbeobachtung. Der Ora hat, wie andere Wettbewerber auch, eine Kamera zur Überwachung des Fahrers. Registriert das System eine Ablenkung, etwa weil man etwas im Menü der Multimedia-Screen sucht, kommt die Aufforderung: "Seien Sie nicht geistesabwesend!" verbunden mit dem Hinweis, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Hier schreitet – und das betrifft Ora nicht alleine – die Entmündigung des Menschen hinter dem Steuer weiter fort.
Fazit: Der Ora ist ein witziges Lifestyle-Auto zu einem ordentlichen Preis, das sich exzellent fahren lässt. Aber: Wer nicht der durch die Assistenzsysteme definierten Autofahrer-Norm entspricht, muss im Gegenzug eine hohe Toleranz durch die ganzen Warnhinweise mitbringen.
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