Ein maßgeschneiderter Lockdown-Protest
Unter dem Hashtag #ohneschneiderkeinekleider macht die modeschaffende Branche auf die Probleme im Lockdown aufmerksam.
Auf gleich zwei Arten hat der zweite Corona-Lockdown das Maßschneiderhandwerk getroffen: Kaum jemand konnte im vergangenen Jahr besondere Kleidung tragen – schließlich fehlten die Anlässe. Außerdem mussten die Atelierbetriebe ab November ihre kreativ schöpferische Arbeit komplett einstellen – das Arbeiten am Kunden erfordert eine Nähe, die nicht erlaubt war. Denn nur so kann mit Maßband und Nadelkissen Maß genommen werden.
Der Bundesinnungsverband der Branche setzt sich bereits seit Anfang Februar mit einer emotionalen, viralen PR-Aktion mit dem Titel Ohne Schneider keine Kleider! für einen raschen Re-Start ein. Mehr als 30.000 Nutzer konnten so schon erreicht werden, und hunderte Mitgliedsunternehmen, Mitarbeiter, Freunde und Kunden haben die Bilddatei #ohneschneiderkeinekleider auf Facebook bereits geteilt.
Memes zur Aktion gehen viral
Jetzt hat die kreative Aktion ein noch auffälligeres und fantasievolles Gepräge und ist entsprechend dynamisch im Netz unterwegs: Atelier-Inhaberinnen und -Inhaber zeigen sich – ebenfalls auf Facebook und unter Nutzung des bildgrafischen Motivs der Kampagne – jetzt mit ihren ureigenen Kreationen stilvoll und selbstbewusst. Und haben das in selbst produzierten Memes (digitalen Bildkompositionen) öffentlich gemacht.
Der Facebook-Account des Verbands vereint bereits viele Dutzend solcher Memes, die Resonanz ist groß: "Ein Riesenerfolg. Wir sind sichtbar, und voll da, wenn wir unsere Türen wieder öffnen können. Damit unser Berufsstand weitermachen kann, muss es aber auch losgehen – und zwar jetzt!", macht die Obermeisterin der Innung des modeschaffenden Handwerks Düsseldorf, Sandra Gronemeier, die Brisanz der Situation und die Notwendigkeit der Aktion deutlich.
"Die Maßschneider gehören mit den Messebauern, Kosmetikern, Fotografen, Goldschmieden, Teilen des Lebensmittelhandwerks und weiteren Handwerksberufen zu den heimlichen Verlierern der Pandemie, obwohl auch sie sehr gute und bewährte Schutzkonzepte haben. Neben stetem Einwirken auf die Politik durch Kammer und Dachorganisation mit dem Ziel einer raschen, kontrollierten Öffnung ist es für sie deshalb ganz besonders wichtig, durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen wie diese Sichtbarkeit herzustellen," unterstützt Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, die Social-Media-Offensive der Ateliers.
Facebook Zum Facebook-Account des Bundesverbands des Maßschneiderhandwerks geht es hier entlang.
Text:
Wolfgang Weitzdörfer /
handwerksblatt.de
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