Spanischer Sport-SUV
Mit dem neuen Seat Tarraco präsentieren die Spanier ihr drittes SUV. Das Midsize-SUV bietet einen geräumigen Innenraum und will im Premium-Segment wildern.
Erst spät ist Seat ist auf die SUV-Welle aufgesprungen, dafür umso gewaltiger: Im Sommer 2016 kam der kompakte Ateca, dann folgte der kleine Arona und jetzt präsentiert die spanische VW-Tochter mit dem neuen Tarraco ihr drittes SUV-Modell. Mit 4,74 Metern Länge ist der Tarraco eine imposante Erscheinung und setzt auf Größe. Er teilt sich die Plattform mit dem Skoda Kodiaq sowie VW Tiguan Allspace.
Genauso wie seine Konzernbrüder gibt es den Tarraco als Fünf- und Siebensitzer. Doch setzt der Spanier im direkten Vergleich mehr auf den sportlich ambitionierten Gewerbetreibenden und möchte mit einem gehobenen Premium-Anspruch auf sich aufmerksam machen. Die serienmäßigen LED-Scheinwerfer an seiner Front sollen dazu ebenso beitragen wie auch der dreidimensionale Kühlergrill, der mit reichlich Chrom verziert wurde. Auch rollt er nicht in Spanien, sondern im VW-Werk in Wolfsburg vom Band.
Virtuelles Cockpit Serie
Innen ist der Tarraco gleichermaßen funktional wie modern. Praxistaugliche Ablagen gibt es in Hülle und Fülle und ein virtuelles Cockpit ist beim neuen Midsize-SUV bereits schon in der Einstiegsvariante Style an Bord. Wie viel die kostet, darüber schweigt sich Seat allerdings noch aus. Klar ist nur, dass der 150 PS starke Benziner gut 25.000 Euro netto kosten soll. Selbstverständlich lässt sich die Ansicht der digitalen 10-Zoll-Instrumente in drei Stufen verändern. So kann sich der Fahrer beispielsweise die Navigationskarte großflächig heranzoomen. Rechts daneben und in griffgünstiger Reichweite befindet sich das freistehende Multimediasystem mit seinem acht Zoll großen Touchscreen. Das einfach bedienbare Infotainment vernetzt Smartphones über Apple Carplay und Android Auto, kann als Wlan-Hotspot genutzt werden und wechselt die Radiosender mittels Gestensteuerung und per angedeuteter Wischbewegung.
Nur bedingt Premium
Insgesamt hinterlässt der Tarraco rund ums Cockpit einen sehr wertigen Eindruck. Die anschmiegsamen Softtouch-Materialien gefallen und die Verarbeitung ist passgenau. Doch beim genaueren Hinschauen wollen die harten Kunststoffe im unteren Bereich nicht ganz zum anvisierten Premium-Eindruck passen. Ein weiterer Kritikpunkt: Langbeinigen Fahrern und Beifahrer mangelt es an genügend Oberschenkelauflage, da die Sitzflächen einfach zu kurz bemessen sind. Dafür entschädigt der Tarraco mit einem überaus reichhaltigen Platzangebot. Vorne und insbesonders in der zweiten Reihe gibt es für alle Gäste überaus viel Bewegungsfreiheit. Als optionaler Siebensitzer wird es dagegen ganz hinten schon eng. Erwachsene fühlen sich hier allenfalls auf kurzen Strecken wohl und auch der Zugang in den Fond erfordert ein gewisses Maß an Gelenkigkeit. Klar, das ist nichts für stämmige Kollegen, sondern eher was für die Kids.
Wird die volle Bestuhlung nicht benötigt, lassen sich die Sitze mit wenigen Handgriffen im Fahrzeugboden versenken. Dann wächst der Gepäckraum von minimal 230 auf weiterhin glattflächige 1.775 Liter an. Beim Fünfsitzer sind es mit 760 bis maximal 1.920 Litern nochmals deutlich mehr an Stauraum. Die Heckklappe schwingt auf Wunsch elektrisch auf und zu und für langes Ladegut lässt sich die Beifahrerlehne umklappen.
Vier Motoren zum Start
Für den Antrieb sorgen zwei Diesel und Benziner mit jeweils 150 sowie 190 PS. Während der Basisbenziner generell mit Frontantrieb ausgerüstet ist, steht für die anderen Varianten der Allrad mit elektromechanischer Lamellenkupplung bereit. Ein Plug-in-Hybrid mit 210 PS sowie einer elektrischen Reichweite von 50 Kilometern wird 2020 das Motorenangebot noch erweitern. Die beiden gefahrenen Zweiliter-Diesel sind empfehlenswert und kommen mit dem Tarraco gut zurecht. Die Kraft setzt zwar beim Beschleunigen minimal verzögert ein, doch ist die Entfaltung schön gleichmäßig. Gut auch, dass beide Selbstzünder-Varianten selbst bei höherem Tempo recht leise sind und das Siebengang-DSG mit flotten Schaltzeiten aufwartet.
Sportlicher Spanier
Das Fahrwerk hat sich Seat nochmal zur Brust genommen und überarbeitet. Während das Serienfahrwerk identisch mit dem tschechischen Konzernbruder Skoda Kodiaq ist, wurde das adaptive Dämpfersystem (DCC) für den Tarraco straffer abgestimmt. Das macht ihn sportlicher. Und in Verbindung mit der progressiven Lenkung geht der spanische Ableger zielgenau und handlich ums Eck. Dienstwagenfahrer brauchen aber dennoch keinen knochenharten Athleten befürchten, denn der Seat verwöhnt seine Passagiere jederzeit mit einem ausgewogenen Abrollkomfort.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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