Toyota Proace City für Handwerker und die Familie
Mit dem Toyota Proace City präsentieren die Japaner ihren ersten Hochdachkombi und stellen ihm noch einen Lieferwagen zur Seite. Warum beide französische Wurzeln haben, klärt der Fahrbericht.
Ein kompaktes Nutzfahrzeug wie der neue Proace City fehlte Toyota bisher im Programm. Diese Lücke schließt jetzt der Hochdachkombi, der zugleich das leichte Transporter-Programm nach unten nach unten abrundet. Allerdings ist der Proace City kein Eigengewächs, sondern stammt – wie sein größerer Bruder Proace auch – aus der Kooperation mit dem französischen PSA-Konzern.
Daher teilt sich sich der als Kastenwagen und Familien-Kombi lieferbare Japaner die Plattform mit dem Citroën Berlingo, Opel Combo sowie dem Peugeot Rifter. Und genauso wie bei seinen baugleichen Brüdern ist der Proace City in zwei Karosserielängen mit 4,41 und 4,75 Metern mit zwei unterschiedlichen Radständen erhältlich. Los geht’s mit dem günstigsten Kastenwagen bei 16.500 Euro, der Kombi beginnt bei 17.361 Euro (alle Preise netto).
Der Toyota nimmt zwei Europaletten mit
In den Japaner passen zwei Europaletten quer hinein. Foto: © ToyotaDie Nutzfahrzeugvariante kann sich sehen lassen. Das Ladevolumen beträgt beim Kastenwagen zwischen guten 3,3 und sehr guten 4,3 Kubikmetern. Ebenso Lobenswert: Selbst mit kurzem Radstand passen zwei Europaletten in den Franko-Japaner hinein. Der vorhandene Raum lässt sich zudem mittels Smart Cargo noch besser nutzen.
So bezeichnet Toyota die optionale Funktion, bei der der äußere Beifahrersitz der Doppelbank umklappt wird. Dadurch erhöht sich das Frachtvolumen auf 3,8 bei der Kurz-, beziehungsweise 4,3 Kubikmetern bei der Langversion. Eine ebenfalls optional erhältliche Dachklappe steigert zusätzlich den Nutzwert des Japaners.
Aber auch sonst zeigt sich der Toyota von der praxistauglichen Seite. Handwerkern, Kurieren oder andere Dienstleister dürfte zudem gefallen, dass man in den Proace City bis zu eine Tonne einladen darf – das ist Bestwert in seiner Klasse. Damit der Franko-Japaner nicht zu viel mitnimmt, überwacht ein Beladungssensor kontinuierlich die Stoßdämpfer. Sollte die Zuladungsgrenze überschritten sein, so warnt eine Leuchte im Cockpit den Fahrer. Außerdem eignet sich der Proace City prima als Gespann und kann bis zu 1.500 Kilo schwere Anhänger an seinen Haken nehmen.
Sieben Sitze für den Kombi selbst in der Kurzversion
Den Toyota Proace City gibt es in zwei Karosserielängen, den Kombi als Fünf- und Siebensitzer. Foto: © ToyotaDer PKW-Kombi hört auf die Zusatzbezeichnung Verso. Den Proace City Verso gibt es ebenfalls in zwei Karosserielängen. Darüber hinaus lassen sich beide Versionen gegen Aufpreis zum Siebensitzer aufrüsten. Eine zweite Schiebetüre, die den Einstieg erleichtert, muss allerdings bei der Basisversion nochmals extra bezahlt werden. Dafür fällt das Platzangebot im Toyota überaus großzügig aus.
Vorne wie hinten überzeugt er mit reichlich Bewegungsfreiheit und in der dritten Sitzreihe können es Erwachsene auf kurzen Strecken noch einigermaßen gut aushalten. Ganz hinten kann der kurze Verso mit seinen sieben Sitzen jedoch auch nicht zaubern. Bei voller Bestuhlung schrumpft das Gepäckraumvolumen auf gerade einmal 65 Liter zusammen. Das reicht allenfalls noch für drei nebeneinander stehende Reisetaschen.
Der Kofferraum fällt überaus riesig aus
Richtig gut sieht´s hingegen beim Fünfsitzer aus. Der verstaut in seinem Kofferraum üppige 597 bis 2.126 Liter. Das ohnehin schon überaus gute Gardemaß wird von der 34 Zentimeter längeren XL-Variante nochmals locker übertroffen. Schon im Normalfall beträgt hier das Fassungsvermögen stolze 850 Liter. Mit völlig flach gelegten Sitzen stehen sogar bis zu 2.693 Liter bereit. Das reicht locker für den Transport von gleich mehreren Waschmaschinen.
Nicht schlecht, zumal auch die Zuladung mit gut 690 Kilogramm sehr hoch ausfällt. Ebenso praktisch bei beiden: Zum einfacheren Be- und Entladen von kleineren Gegenständen kann das Heckfenster separat geöffnet werden. So bleibt einem der Zugang über die eigentliche Heckklappe erspart. Die riesige Pforte ließe sich in besonders engen Parklücken ohnehin nicht aufmachen.
Innen gibt sich der Kombi wohnlich
Im Innenraum dominiert zwar Hartplastik, trotzdem herrscht durch den zweifarbigen Mix eine wohnliche Atmosphäre. Foto: © ToyotaIn seinem Innenraum kann der Toyota seinen Nutzfahrzeugcharakter nicht ganz verbergen. Hierfür gibt es einfach zu viele harte Kunststoffe. Trotzdem herrscht ein behagliches Ambiente. Alles ist voll verkleidet und das zweifarbige Cockpit sieht nicht nur schick aus, sondern glänzt mit einfacher Bedienbarkeit.
Neueinsteiger fühlen sich zudem im Toyota wohl, da der hoch positionierte Schalthebel griffgünstig zur Hand liegt. Auch in Sachen Konnektivität sieht´s gut aus. In den besseren Varianten gibt es einen acht Zoll großen Touchscreen, der Smartphones vernetzt, während die Topversion serienmäßig mit einem Navi aufwartet.
Und sonst? Nur das Marken-Logo am Lenkrad ist eigen, ansonsten gleicht der Toyota in seinem Innern dem Citroën Berlingo und Opel Combo bis ins kleinste Detail. Einzig der Peugeot hebt sich mit seinem kleinen Lenkrad sowie den hoch gesetzten Armaturen innerhalb des baugleichen Quartetts ab. Geht es um die Fahrerassistenten sind wiederum alle gleich.
Je nach Ausstattung wartet auch der Toyota mit einer Verkehrszeichenerkennung, einem Spurhalter, oder etwa einem Toter-Winkel-Warner auf. Selbst ein kleines Head-up-Display ein Fernlichtassistent oder das ESP mit Anhängerstabilisierung befinden sich im Programm. Ebenso erweist sich der Proace City mit seinen vielen Ablagemöglichkeiten als alltagstauglich. Angefangen beim doppelten Handschuhfach bis hoch hinaus zu den Fächern in der Dachgalerie.
Er ist durch und durch französisch und mag's lieber gemütlich
Der Toyota Proace City ist baugleich mit dem Citroën Berlingo, Opel Combi sowie Peugeot Rifter. Foto: © ToyotaDie Motoren für den Proace City stammen aus dem PSA-Konzernregal und erfüllen alle die Euro 6d-Abgasnorm. Den 1,5 Liter großen Vierzylinder-Diesel gibt es in drei Leistungsstufen mit 75 PS (ausschließlich für den Kastenwagen), 102 PS sowie 130 PS.
Der einzige Dreizylinder-Benziner kommt mit 1,2 Litern Hubraum auf 110 PS. Toyota bietet ihn in der PKW-Variante auch mit einer Achtstufen-Automatik an. Den kräftigsten Selbstzünder mit 130 PS gibt es dagegen in beiden Karosserievarianten mit der Automatik. Gegen Ende des Jahres soll es außerdem sowohl den Lieferwagen als auch den Kombi noch als batterieelektrische Variante geben.
Beim Fahren ergeben sich keinerlei Unterschiede zu seinen Brüdern. Der Toyota gibt sich ebenfalls typisch französisch. Die Lenkung arbeitet ausreichend mitteilsam und das Fahrwerk ist kommod abgestimmt. Der Topdiesel läuft zwar sehr kultiviert, doch wirkt er angesichts seiner 130 PS beim Herausbeschleunigen etwas zäh und zugeschnürt. Er könnte über mehr Leistungsreserven verfügen. Da hätten wir mehr erwartet. Also lassen wir es lieber gemütlich angehen. Nach unserer gemächlichen Runde mit dem Kombi zeigte der Bordcomputer allerdings 6,2 Liter an, obwohl der Motor im Schnitt eigentlich nur 4,3 Liter verbrauchen soll.
Rabatte für Gewerbekunden
Potentielle Kunden will Toyota mit Rabatten ins eigene Lager locken. Foto: © ToyotaMit dem Proace City betritt Toyota Neuland. Daher müssen die Japaner erst einmal neue Kunden für das Hochdachkombi-Segment generieren. Zu diesem Zweck wurde Toyota Professional gegründet. Die neue Submarke kümmert sich mit deutschlandweit 115 Vertriebspartnern um die speziellen Belange von Gewerbekunden. Preislich liegt das baugleiche Quartett rund um den Proace City nahezu auf einem Niveau.
Aber mit dem Renault Kangoo oder dem VW Caddy sind weitere harte Wettbewerber am Start. Deshalb will Toyota die anvisierten Transporter-Kunden mit einer Prämie ins eigene Lager locken, indem sie auf bestimmte Versicherungstarife einen Nachlass von 20 Prozent gewähren. Außerdem ist im Transporter-Bonus auch eine Sondereinstufung für Existenzgründer sowie eine Zweitwagenregelung enthalten. Mal sehen, ob´s reicht.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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