Ruhrhandwerk unter Druck
Die Inflation und die Energiekrise machen dem Handwerk in der Region Ruhr zu schaffen und drücken den Geschäftsklimaindex um 20 Punkte.
Die Stimmung im Ruhrhandwerk verschlechtert sich spürbar und die Betriebe blicken pessimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung im Winterhalbjahr. Das drückt den Geschäftsklimaindex um 20 Punkte auf nur noch 95 Punkte. 43 Prozent der Betriebe schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, 40 Prozent gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage im kommenden halben Jahr aus.
Besonders verschlechtert hat sich die Stimmung in der Region Emscher-Lippe: Die Hälfte der Unternehmen sieht hier in den kommenden sechs Monaten trübe Konjunkturzeiten auf sich zu kommen, das Geschäftsklima ging auf 84 Punkte zurück.
Energieintensive Branchen stark betroffen
Auch im östlichen Ruhrgebiet überwiegen mit einem Geschäftsklima von 94 Punkten die negativen Einschätzungen. Nur im westlichen Ruhrgebiet halten sich mit einem Geschäftsklima von 100 Punkten positive und negative Einschätzungen die Waage.
"Am stärksten trifft es derzeit zweifelsohne energieintensive Branchen wie das Lebensmittelgewerbe", erläutert der Düsseldorfer Kammerpräsident Andreas Ehlert stellvertretend für die drei Kammern und elf Kreishandwerkerschaften im Ruhrgebiet.
Viele Märkte des Handwerks erfasst
"Aber vielen anderen Branchen machen auch anhaltende Lieferschwierigkeiten, Verzögerungen bei der Auftragserledigung und Zurückhaltung der Kunden zu schaffen. Wir erleben derzeit eine Inflationskrise, die ganz viele Märkte des Handwerks erfasst."
70 Prozent der Handwerksbetriebe, vor allem im östlichen Ruhrgebiet, berichten über steigende Verkaufspreise und knapp die Hölfte der Betriebe erwartet rückläufige Auftragsbestände. In der Emscher-Lippe-Region ist die Auftragsreichweite bereits deutlich zurückgegangen von neun Wochen im vergangenen Jahr auf jetzt nur noch 6,6 Wochen. Die Unsicherheiten sorgen auch für große Zurückhaltung bei Investitionen.
Umsatzverluste und Beschäftigungsabbau
"Unterm Strich wird es in diesem Jahr reale Umsatzverluste und Beschäftigungsabbau geben, obwohl das Handwerk gerade für die Gebäudesanierung und die Energiewende dringend gebraucht wird", so Ehlert. Noch am stabilsten seien die Beschäftigungsperspektiven im östlichen Ruhrgebiet. Die Eindämmung der Energie- und Gaskosten sei für viele Betriebe derzeit ein akutes Thema, ebenso die Sicherung der Liquidität.
"Preisbremsen und Preisdeckel haben gefährliche Nebenwirkungen und können die Probleme auf lange Sicht sogar verschärfen Ein nachhaltiges Sinken der Preise ist nur erreichbar, wenn wir die Energieproduktion erhöhen und gleichzeitig den Verbrauch von Energie und Gas reduzieren," betont Ehlert. "
Weitere Entlastungen gefordert
Er plädiert zudem für weitere Entlastungsschritte bei den Steuern und Abgaben für Energie und appellierte an die lokalen Versorger: "Handwerksbetriebe, deren Strom- und Gasverträge jetzt auslaufen, dürfen nicht ins Bergfreie fallen. Sie brauchen gerade von den kommunalen Versorgern faire und verlässliche Angebote, mit denen sie vernünftig wirtschaften und sich in der Energiewende zukunftsfähig aufstellen können."
Quelle: HWK Düsseldorf
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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