E-Mobilität: ZDK sieht dringenden Handlungsbedarf
Der Hochlauf der Elektromobilität droht aus Sicht des Kraftfahrzeuggewerbes ins Stocken zu geraten. Der ZDK fordert deswegen Maßnahmen von der Politik.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht den von der Politik geplanten Hochlauf der Elektromobilität in Gefahr. Der Verband leitet aus den Ergebnissen einer Blitzumfrage dringenden Handlungsbedarf ab. Demnach sehen die Autohäuser verschiedene Hemmnisse, die das Ziel, 15 Millionen vollelektrische Pkw bis zum Jahr 2030 auf die Straßen zu bringen, gefährden.
Den hohen Anschaffungspreis nannten 23 Prozent der 790 befragten Betriebe als Hindernis, die begrenzte Reichweite der Fahrzeuge nannten 16 und die hohen Strompreise 10 Prozent. Daneben kommen andere Probleme wie eine allgemeine Skepsis gegenüber E-Mobilität, Ladedauer, Restwertrisiko, Totalverlustrisiko bei Batterieschaden, unübersichtliche Ladetarife, kompliziertes Bezahlen an der Ladesäule auf 4 bis 8 Prozent.
Rückgang bei den Auftragseingängen
Besorgt ist der ZDK über den deutlichen Rückgang der Auftragseingänge bei E-Fahrzeugen. Laut ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn sei diese rückläufige Tendenz schon seit dem dritten Quartal 2022 zu sehen und setze sich auch zu Beginn des Jahres 2023 fort. Das zeigten die Ergebnisse einer aktuellen Online-Befragung im Automobilhandel.
Demnach nehmen 91 Prozent der Befragten gesunkene oder stark gesunkene Neubestellungen bei Plug-in-Hybriden wahr. Bei den batterieelektrischen Modellen berichten 54 Prozent von stark gesunkenen Neubestellungen, bei 35 Prozent sind sie gesunken. Peckruhn fordert verlässliche Rahmenbedingungen, sonst ließen sich die angestrebten Zulassungsmengen nicht erreichen.
"Elektromobilität ist kein Selbstläufer"
"Der Erfolg der Elektromobilität ist kein Selbstläufer", erklärt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. "Die Kunden haben viele Fragen: Preis, Reichweite, Ladegeschwindigkeit, Batterielebensdauer, Restwerte. Es sind die Händler, die den Kunden davon überzeugen müssen: Das nächste Fahrzeug sollte ein Elektrofahrzeug sein." Ohne das Engagement des Handels werde der Hochlauf der Elektromobilität nicht funktionieren.
Der ZDK fordert, auch klimaneutral hergestellte sythetische Kraftstoffe für schon zugelassene Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in den Maßnahmenmix aufzunehmen. Auch solche Fahrzeuge müssten zügig klimaneutral angetrieben werden. "Andernfalls wird der Druck zunehmen, weitere Maßnahmen im Verkehrssektor zum Erreichen der Klimaziele anzuordnen – vom Tempolimit über Fahrverbote bis hin zu höheren Kfz-Steuern für Verbrenner."
"Die Kosten werden steigen"
Karpinski befürchtet, dass die Kosten für die individuelle Mobilität steigen werden. Das treffe viele Millionen Menschen, die auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind. "Diesen Aspekt muss auch die Politik bei ihren Entscheidungen beachten." Ohnehin werde die individuelle Auto-Mobilität Schritt für Schritt erschwert.
"Wer das Parken für Anwohner massiv verteuert, den Parkraum in Stadtzentren verknappt und durch Maßnahmen im Straßenraum Staus geradezu provoziert, der nimmt den Menschen ein gutes Stück ihrer individuellen Mobilität. Intelligente Verkehrspolitik sieht anders aus." Es führe nicht weiter, einen Kulturkampf um das Auto auszurufen.
Miteinander organisieren
"Jeder Verkehrsträger hat seine Berechtigung. Statt den Verkehrsraum einseitig zu Lasten des Automobils neu aufzuteilen gilt es, ein intelligentes Miteinander aller am Straßenverkehr Beteiligten zu organisieren – unter Berücksichtigung der Fußgänger, der Radfahrer, des ÖPNV und der Automobile. Ohne Auto geht es auch in Zukunft nicht."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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