Projekt: Mit JUMP in die Ausbildung
Das BQH-Projekt JUMP unterstützt die doppelt belastete Schülerin Velana dabei, eine geeignete Lehrstelle zu finden.
2012 musste Familie Brankovich aus Mazedonien fliehen. Velana war 11 Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und acht Geschwistern in die Eifel kam. Die neue Umgebung war der Familie fremd: das Land, die Sprache, das Klima, die Mentalität. Heute hat Velana hier eine neue Heimat gefunden. Bevor die 19-Jährige morgens zur Schule aufbricht, kümmert sie sich um ihre drei jüngeren Geschwister: Morgentoilette, anziehen, Frühstück und Pausenbrot zubereiten. Der Mutter geht es nicht gut, der Vater ist mittlerweile verstorben, die älteren Geschwister sind bereits ausgezogen. Wenn alles nach Plan verläuft, hat Velana bald ihren Realschulabschluss in der Tasche. Sie würde gerne als Verkäuferin, Arzthelferin oder in einem Büro arbeiten und sucht eine passende Lehrstelle. Ein passables Abschlusszeugnis wäre dafür hilfreich. Doch das ist leichter gesagt als getan: Familienaufgaben, Schulstress, Ausbildungsplatzsuche, dazu in Pandemiezeiten – für Velana ist die Lage derzeit besonders herausfordernd. Deshalb braucht die junge Frau Unterstützung von außen.
Durch die Agentur für Arbeit wurde sie auf das Projekt "Jump" aufmerksam – ein Angebot für 15-24-Jährige in Rheinland-Pfalz, die einen Ausbildungsplatz suchen oder ihre Ausbildung abbrechen mussten. Für Velana kommt "Jump" wie gerufen. In Gerolstein wird sie nun wöchentlich für eine bis zwei Stunden in der Beratungs- und Qualifizierungsgesellschaft des Handwerks (BQH) von Projektmitarbeiterin Manuela Breuer betreut. Die Sozialpädagogin hilft Velana, ihre beruflichen Interessen auszuloten, zusätzliche Qualifikationen zu erlangen und einen Ausbildungsplatz zu finden. Schwierigkeiten in der Schule und bei der Lehrstellensuche packen die beiden gemeinsam an. Manuela Breuer ist Ansprechpartnerin für alles, was der Schülerin hilft, beruflich Fuß zu fassen. Zusammen durchstöbern sie Zeitung und Internet nach Ausbildungsplätzen. Zudem nutzt Manuela Breuer ihre Kontakte zu Betrieben, inklusive der hauseigenen Personalagentur. Auch viele kleine Schritte sollen dem Glück auf die Sprünge helfen: gemeinsam einen Bewerbungstext formulieren, ein passendes Foto aussuchen, ein Telefonat bewältigen, Termine ausmachen, ein Vorstellungsgespräch üben.
Unterstützung ist wichtig
Zudem unterstützt "Jump" – in diesem Fall Manuela Breuer – Velana dabei, ihre Schulnoten zu verbessern. Bei Problemen mit Mathe, Englisch und Deutsch gehen die beiden den Unterrichtsstoff zusammen durch. "Ich bin froh, dass Frau Breuer mir hilft", sagt Velana. "Seitdem ich zur BQH gehe, läuft es in der Schule und mit der Lehrstellensuche besser." Hilfe im Privaten kommt ihr ebenfalls gelegen. Als ihr Bruder jüngst verunglückte und ins Krankenhaus kam, musste sie die Formalitäten abwickeln. "Ich wüsste nicht, wie ich das sonst alles hinbekommen soll", sagt sie.
Manuela Breuer weiß, wie wichtig Unterstützung für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen ist: "Wir helfen ausbildungsreifen Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei, sich auf ihre Stärken zu besinnen und ihre Chancen zu verbessern. Die Vermittlung in Ausbildung steht dabei im Mittelpunkt." Im Projekt werden insgesamt 15 Teilnehmer einzeln oder in Gruppen gecoacht. Um das Angebot bekannt zu machen, stellen die Gerolsteiner Mitarbeiter "Jump" regelmäßig in Schulen vor. Auch in Velanas Klasse waren sie schon. So hat eine Mitschülerin ebenfalls den Sprung in die BQH zu Manuela Breuer geschafft. Auch dieser jungen Frau wird die Sozialpädagogin helfen, ihre beruflichen Ziele festzustecken und den Übergang zwischen Schule und Ausbildung zu meistern.
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Weitere Meldungen aus dem Bezirk der Handwerkskammer Trier
Text:
Constanze Knaack-Schweigstill /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben