Fachkräfte für die Vorzüge der Großregion begeistern
Im Interview spricht Ricarda Jarolimeck, Leiterin der Agentur Saarland Attractive, über die Vorzüge der Großregion.
Eine ausreichende Fachkräfteversorgung ist ein wichtiges Kriterium für die Zukunft des Saarlandes als Wirtschaftsstandort. Qualifizierte Fachkräfte für das Saarland (zurück) zu gewinnen und damit dem sich verschärfenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist das Ziel der am 15. Oktober 2021 ins Leben gerufenen saarländischen Agentur Saarland Attractive – Find Work & Stay. Im Interview berichtet Leiterin Ricarda Jarolimeck, welche Rahmenbedingungen dazu beitragen, eine Region für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv zu machen und mit welchen Merkmalen das Saarland punkten kann.
DHB: Frau Jarolimeck, mit gezielten Maßnahmen will die Agentur Saarland Attractive Fachkräfte ins Saarland oder zurück ins Saarland holen. Was muss Ihrer Erfahrung nach passieren, damit Fachkräfte kommen oder wiederkommen und vor allem gerne bleiben?
Jarolimeck: Es braucht dazu mehrere Faktoren, die auch miteinander harmonieren müssen. Die erste und wichtigste Herausforderung ist, einen Arbeitsplatz zu finden, der den eigenen Talenten und Neigungen entspricht. Wichtig ist außerdem, dass auch der Lebenspartner oder die Partnerin eine solche Beschäftigung findet. Die zweite wichtige Etappe beim Ankommen im Saarland betrifft das Lebensumfeld im weitesten Sinne. Gute Kitaplätze und ein vielseitiges Schulangebot steigern die Attraktivität eines Arbeits- und Lebensmittelpunktes ganz maßgeblich. Sind in diesen Bereichen die Bedürfnisse erfüllt, kommen weichere Faktoren ins Spiel: Wie abwechslungsreich ist das kulturelle Angebot? Wo finde ich Anschluss? Welche Möglichkeiten gibt es, um auch nach dem Umzug ein liebgewonnenes Hobby weiterzupflegen? Unser Ziel als Agentur ist es, Fachkräfte, die über eine berufliche Zukunft im Saarland nachdenken, auf all diesen Ebenen zu beraten. Denn wir wissen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur dann gerne im Saarland bleiben, wenn sich die ganze Familie hier gut aufgehoben fühlt.
DHB: Können Sie uns drei gute Gründe für die besondere Attraktivität des Saarlandes als Arbeitsort nennen?
Jarolimeck: Es gibt sehr viele gute Gründe, im Saarland zu leben und zu arbeiten. Das Nettoeinkommen ist hier recht viel wert, die Lebenshaltungskosten sind im Bundesvergleich relativ gering. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen im Saarland nur kurze Wege zu ihrer Arbeitsstelle zurücklegen. Einzigartig sind außerdem das internationale Flair verbunden mit dem vielseitigen Kulturangebot, das die Großregion bietet. Und auch an herrlichen Rückzugsorten in der Natur fehlt es nicht.
DHB: Und nun drei Gründe für eine Tätigkeit als Fachkraft im Handwerk?
Jarolimeck: Arbeitsplätze im Handwerk bieten ein hohes Maß an Sicherheit und hervorragende Zukunftsperspektiven. In den allermeisten Handwerksbetrieben herrscht ein angenehmes, freundliches Miteinander und Hierarchien sind oft sehr viel weniger spürbar als in anderen Branchen. Handwerkerinnen und Handwerker identifizieren sich stark mit ihrer Tätigkeit und führen diese in aller Regel mit Freude aus.
DHB: Mit welchen Dienstleistungen unterstützen Sie Unternehmen bei der Fachkräfteakquise?
Jarolimeck: Mit überregionalen Marketingmaßnahmen wecken wir überregional bei Fachkräften Aufmerksamkeit für attraktive Arbeitsplätze im Saarland. Außerdem helfen wir dabei, die Kontaktaufnahme zwischen Fachkräften und kleinen und mittleren Unternehmen zu erleichtern. Zu den Werkzeugen, die wir dafür nutzen, zählt eine Fachkräftebörse, die wir online anbieten und die im Grunde wie eine Art Datingportal funktioniert, nur eben für den Job. Um gezielt zu informieren und mit Interessierten ins Gespräch zu kommen, richten wir mit unseren Kooperationspartnern wie beispielsweise der Arbeitsagentur oder den Wirtschaftsförderungsgesellschaften Informations- und Netzwerkveranstaltungen aus. Für Fachkräfte, die wieder ins Saarland zurückkehren möchten, bieten wir verschiedene Leistungen an wie zum Beispiel Unterstützung bei der Immobiliensuche oder der Suche nach einem Kitaplatz. Je nach Bedarf stellen wir außerdem den Kontakt zu Kooperationspartnern her. Das können zum Beispiel städtische Einrichtungen, Bildungsanbieter oder auch Sportvereine sein. Alles in allem verstehen wir uns als Lotsen und erste Anlaufstelle bei der beruflichen Rückkehr ins Saarland. Eine echte Willkommenskultur zu schaffen, ist für uns das Ziel, das über allem steht.
DHB: Im saarländischen Handwerk herrscht ein akuter Mangel an Gründungsinteressierten und an Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich für die Übernahme eines erfolgreichen Handwerksbetriebs interessieren. Wie spricht Saarland Attractive diese Zielgruppe an?
Jarolimeck: Wir wenden uns in erster Linie an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber unterstützen selbstverständlich bei Bedarf auch Gründungsinteressierte. Bei Fragen, die weniger das Ankommen im Saarland als vielmehr die Unternehmensgründung selbst betreffen, verweisen wir an kompetente Partner aus unserem Netzwerk wie die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) oder die Wirtschaftsförderungsgesellschaften.
DHB: Wo ergeben sich Schnittstellen in der Zusammenarbeit von Saarland Attractive und unserer Handwerkskammer und welche gemeinsamen Projekte stehen als nächstes an?
Jarolimeck: Wir wollen unsere Zusammenarbeit mit der HWK mit einer Kooperationsvereinbarung bekräftigen. Außerdem konnten wir unsere Leistungen im September im Rahmen des Tags des Handwerks vorstellen. Mit Blick auf das kommende Jahr laufen aktuell die Planungen für eine Inforeihe in den einzelnen Landkreisen, bei der wir die Handwerksbetriebe vor Ort gezielt ansprechen möchten.
HintergrundHintergrund Nähere Informationen zum Dienstleistungsangebot von Saarland Attractive gibt es online hier und hier.Handwerkskammer und Saarland Attractive vertiefen Zusammenarbeit Die Zukunft des Saarlandes und seiner Kommunen wird in hohem Maße bestimmt von der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Saarwirtschaft. Gleichzeitig befindet sich die saarländische Wirtschaft derzeit in einem umfassenden Strukturwandel. Um die Herausforderungen dieses Wandels und der notwendigen Transformationsprozesse zielführend und nachhaltig gestalten zu können, müssen saarländischen Unternehmen ausreichend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. saaris und die Handwerkskammer des Saarlandes machen es sich zur gemeinsamen Aufgabe, qualifizierte Fachkräfte für die beruflichen Perspektiven bei saarländischen Unternehmen, insbesondere auch bei Handwerksbetrieben, zu sensibilisieren und insgesamt für das Saarland als attraktiven Ort zum Arbeiten und Leben zu werben, um dem sich verschärfenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken und dadurch die saarländische Wirtschaft nachhaltig zu stärken.
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Text:
Sarah Materna /
handwerksblatt.de
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