Handwerk 4.0: Mitarbeiter gezielt weiterbilden mit E-Learning
Mit individuellen Schulungsangeboten können Handwerksbetriebe ihre Mitarbeiter gezielt fördern. Besonders beliebt sind Maßnahmen aus dem Bereich E-Learning. Doch wie können Betriebe mit der neuen Form des Lernens Zeit und Geld sparen?
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Digitales Handwerk
Und was sind die Vorteile für Mitarbeiter? Zur Erweiterung des eigenen Wissens muss heute niemand mehr die Schulbank drücken: Per E-Learning ("elektronisches Lernen") werden beliebige Lerninhalte ganz einfach per Internet vermittelt. So können sich Mitarbeiter zum Beispiel Arbeitsschutzmaßnahmen per Video-Tutorial aneignen oder Gesellen gelangen per Mausklick zum Meisterwissen.
Von E-Learning profitieren Betriebe und Mitarbeiter gleichermaßen: Zum einen entfallen lange Fahrten zur Bildungseinrichtung, denn das Wissen wird vorrangig online vermittelt. So lassen sich Fehlzeiten im Betrieb deutlich reduzieren. Außerdem können Mitarbeiter einfach überall und auch zwischendurch lernen – zum Beispiel in Pausen, unterwegs oder auf dem Weg zur Arbeit. Deshalb legen gerade Auszubildende und junge Fachkräfte besonderen Wert auf eine zeitgemäße Wissensvermittlung per E-Learning. Doch auch für erfahrene Mitarbeiter bietet sich die digitale Form des Lernens an, denn die Halbwertszeit des eigenen Wissens wird immer kürzer. Außerdem sind durch die fortschreitende Digitalisierung ganz neue Kompetenzen gefragt, um effektiver zu arbeiten und moderne Technologien zu nutzen.
Überschaubare Technik
Zur digitalen Wissensvermittlung gibt es verschiedene Konzepte: Von Online-Seminaren (Webinare) über Podcasts und Video-Tutorials bis hin zu Blended-Learning-Maßnahmen, die On- und Offline-Unterricht miteinander kombinieren. Die nötige technische Ausstattung ist überschaubar: Zum Abrufen von Online-Inhalten genügt ein einfacher Office-PC, ein Notebook oder – je nach E-Learning-Maßnahme – auch ein Tablet oder Smartphone. Für interaktive Webinare am PC sollten außerdem eine Webcam, Lautsprecher und Mikrofon oder alternativ ein Headset zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wird eine stabile Internetanbindung benötigt – am besten mit mindestens sechs Megabit Geschwindigkeit, damit die Datenübertragung nicht zur Geduldsprobe wird.
Checkliste: Voraussetzungen für E-Learning
- Die Mitarbeiter verfügen über die technische Ausstattung fürs E-Learning: zum Beispiel PC, Notebook oder Tablet/Smartphone plus Internetanschluss
- Die Mitarbeiter haben ausreichend Vorwissen und Erfahrung in den Bereichen Computeranwendung, Kommunikation und Selbstmotivation
- Zeitaufwand und Lernziele für die E-Learning-Maßnahme sind klar vorgegeben
- Mitarbeiter erhalten konstruktives Feedback über ihre Lernerfolge
- Bei Rückfragen im Bereich E-Learning steht den Mitarbeitern ein fester Ansprechpartner zur Verfügung
- Alle geltenden Gesetze sind umfassend berücksichtigt, wie die DSGVO
Wenn Betriebe die digitale Wissensvermittlung nutzen wollen, gibt es zwei Möglichkeiten: Mit professionellen E-Learning-Angeboten, zum Beispiel von Handwerkskammern oder Zentralfachverbänden, können sich Mitarbeiter gezielt fortbilden und Zertifikate oder Meisterabschlüsse erwerben. Die Kosten variieren je nach Kurs und Länge der Maßnahme. Eine weitere Möglichkeit ist der Aufbau einer eigenen betrieblichen digitalen Lernplattform: Zu diesem Zweck können Unternehmen Lernmanagementsysteme mieten oder kaufen, auf denen dann eigene Lerninhalte abgelegt werden. Entsprechende Inhalte, wie Videos, Tutorials, Anleitungen oder Vorschriften, können Betriebe wahlweise selbst produzieren, bei professionellen Dienstleistern kaufen oder in Auftrag geben.
Checkliste: Qualitätskriterien für E-Learning-Angebote
- Informationen: Welche fachlichen Voraussetzungen müssen Teilnehmer mitbringen? Gibt es klare Angaben zu Inhalten, Zielen, technischen Voraussetzungen, Kosten und Dauer der Weiterbildungsmaßnahme?
- Standards: Über welche Qualifikationen verfügen die Lehrkräfte? Liegt eine Zulassung laut Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) vor? Wird die DIN-Norm ISO 29990 (Qualitätsmanagementsystem für Bildungsträger) eingehalten?
- Vorab-Test: Können Ihre Mitarbeiter die Lernsoftware/-plattform vorab testen, um technische Probleme auszuschließen?
- Betreuung: Wie realisiert der Anbieter die Betreuung der Lernenden, zum Beispiel per Videokonferenz, Chat oder E-Mail? Gibt es einen persönlichen Ansprechpartner?
- Online-Austausch: Können sich die Teilnehmer bei Fragen oder für gemeinsame Lernerfolge untereinander austauschen, zum Beispiel in Foren oder Chats?
- Ziele: Wie erfolgt eine Überprüfung des Lernerfolgs? Welcher Abschluss/welches Zertifikat wird durch die E-Learning-Maßnahme erworben? Wie sieht die Abschlussprüfung aus? Sind Kosten für Prüfung und/oder Zertifikat bereits inbegriffen?
- Hilfe: Gibt es einen Support bei technischen Problemen?
- AGB/Kündigungen: Können Ihre Mitarbeiter vom Vertrag zurücktreten, wenn diese nach kurzer Zeit merken, dass die Erwartungen an die E-Learning-Maßnahme nicht erfüllt werden?
Beim Lernen der selbst hinterlegten Inhalte winkt den eigenen Mitarbeitern zwar kein offizieller Abschluss, dafür erhalten sie aber wichtige Informationen, die für ihren Arbeitsbereich relevant sind. Die Möglichkeiten reichen von der Einweisung neuer Mitarbeiter über Tutorials zu Arbeitstechniken bis hin zu Anleitungen zur Bedienung von Werkzeugen und Maschinen. Oft legen Betriebe auf den Lernplattformen auch wichtige Gesetze und Vorschriften ab, zum Beispiel zum Bereich Arbeitsschutz oder DSGVO. Zur Prüfung des Lernerfolgs sind auch abschließende Online-Tests möglich, zum Beispiel per Multiple-Choice-Antworten oder über freie Eingabefelder, in denen Mitarbeiter ihre Antworten frei formulieren können.
Förderprogramme und Beratung
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat im Rahmen der "Nationalen Weiterbildungsstrategie" verschiedene Förderprogramme ins Leben gerufen, die Unternehmen und Arbeitnehmer unterstützen, zum Beispiel durch die anteilige Übernahme von Lehrgangskosten oder Arbeitsentgeltzuschüsse. Aktuelle Informationen gibt es online nach einem Klick auf "Ausbildungsförderung" oder "Weiterbildungsförderung". Detaillierte Beratungen zu Weiterbildungsmaßahmen und Fördermöglichkeiten erhalten Betriebe unter anderem bei Handwerkskammern und Fachverbänden.
Ausgewählte Anbieter von E-Learning-Maßnahmen im Handwerk
| Handwerkskammern | Zentralfachverbände | Web Kolleg NRW | Die Handwerksschule | Fleischer.training | IKZ Select | Verlagsanstalt Handwerk GmbH |
Angebot | Beratungen, eigene E-Learning-Angebote, Empfehlungen und Fördermöglichkeiten | Beratungen, eigene E-Learning-Angebote, Empfehlungen und Fördermöglichkeiten | Prüfungsvorbereitungen und Kurse im Handwerk | Aus- und Weiterbildung für Energieberater und Schornsteinfeger | Online-Lernportal für das Fleischerhandwerk | Webinare zu Themen aus der SHK-Branche | Lernportal für Nutzer des Lehrbuchs Sackmann III und IV, Übungen, Tests, Videos zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung |
Internet | Link | Link | Link | Link | Link | Link | Link |
Tabelle: Stand 10. Juni 2020. Alle Angaben ohne Gewähr.
Ausgewählte Lernplattformen für E-Learning-Projekte
| Blink.it | Moodle | Weka E-Learning |
Angebot | Lernplattform zur Gestaltung eigener digitaler Lerninhalte oder Online-Kurse | Lernplattform zur Gestaltung eigener Online-Lernseiten | Lernmanagementsysteme, individuelle E-Learning-Konzepte und Lerninhalte für Unternehmen und Verbände |
Preis | auf Anfrage | kostenlos | auf Anfrage |
Internet | Link | Link | Link |
Tabelle: Stand 10. Juni 2020. Alle Angaben ohne Gewähr.
Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
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