Bewusst abschalten: Pausen mit Digital Detox
Handwerk 4.0: Bewusste Pausen von digitalen Medien erhalten die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern langfristig. Doch wie finden Betriebe einen guten Mittelweg zwischen fortschreitender Digitalisierung und Digital Detox?
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Digitales Handwerk
Smartphone, Tablet und Computer bestimmen heute den Arbeitsalltag vieler Handwerker. Laut einer Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte aus dem Jahr 2020 entsperrt der durchschnittliche Nutzer sein Smartphone bis zu 100 Mal pro Tag – also etwa alle 15 Minuten. Dabei wird das Gerät insgesamt mehr als drei Stunden genutzt. Hinzu kommen noch Zeiten für andere Geräte, wie Tablet und Computer.
Im Alltag fällt die starke Techniknutzung kaum noch auf, weil sie so normal geworden ist: Morgens schnell E-Mails und Nachrichten checken, danach gibt der digitale Kalender die Aufgaben des Tages vor. Aber auch spontane Videokonferenzen, schnelle Recherchen im Internet oder die Erstellung von dringend benötigten Office-Dokumenten gehören für viele Handwerker zum täglichen Ablauf. Anfallende Aufgaben werden dabei meist noch unterbrochen durch Anrufe, immer neue Mails, eingehende Nachrichten in Messengern und sozialen Netzwerken. Diese ständige Reizüberflutung kann sich negativ auf die Produktivität auswirken: Laut wissenschaftlichen Studien dauert es rund 23 Minuten, bis man sich nach einer Ablenkung wieder voll auf seine ursprüngliche Aufgabe konzentrieren kann.
Nachteile durch Technik vermeiden
Die Folge: Mediziner warnen mittlerweile vor gesundheitlichen Nachteilen durch die geballte Techniknutzung – zum Beispiel Stress und Konzentrationsprobleme durch ständige Erreichbarkeit sowie Schlafstörungen durch Displays mit hohem Blaulichtanteil. Oft verwischen im Alltag auch die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Der komplette Verzicht auf Technik ist allerdings auch keine gute Idee: So hat eine Untersuchung des Psychologenteams der Universität von Kalifornien im November 2021 ergeben, dass die längere Nichtnutzung digitaler Medien eher negative Folgen hat. Das persönlich empfundene Stresslevel steigt demnach an, weil sich Menschen ausgeschlossen fühlen und Angst haben, etwas zu verpassen.
Digitalisierung mit Augenmaß
Das Ziel für Handwerker sollte deshalb sein, das richtige Maß an Techniknutzung im Alltag zu finden. Denn nur in den wenigsten Betrieben müssen Mitarbeiter und Chefs wirklich rund um die Uhr erreichbar sein. Und wer mehrmals pro Stunde aufs Smartphone schaut, produziert dadurch nicht unbedingt bessere Qualität. Für gute Arbeitsergebnisse zählt vielmehr, dass sich Mitarbeiter voll und ganz auf ihre aktuelle Aufgabe konzentrieren können.
Deshalb sollten Handwerksbetriebe schon bei der Konzeption ihrer Digitalisierungsstrategie darauf achten, regelmäßige Detox-Zeiten für Mitarbeiter vorzusehen, die mit digitalen Medien arbeiten. Dazu gibt es verschiedene Ansätze, die mehr Ausgewogenheit im Arbeitsalltag versprechen: zum Beispiel smartphonefreie Zeiten, bewusste Erholungspausen ohne Technik oder Digital-Detox-Apps (s. Stichpunkte).
Effizienz und Gesundheit im Fokus
Gleichzeitig sollte die eigene Digitalisierungsstrategie besondere Mehrwerte in den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheit und Ergebnisqualität sichern. Dabei lohnt es sich, alle Mitarbeiter einzubeziehen: Zum einen durch eine Sensibilisierung, wie der Ausgleich zwischen digitalen und technikfreien Zeiten erreichbar ist. Zum anderen durch klare Regeln im Umgang mit Digitalisierung.
Diese Regeln lassen sich am besten gemeinsam in Gruppen erarbeiten, denn Kollegen im Büro nutzen Technik in anderem Maße als Mitarbeiter auf der Baustelle. So kann das Team gemeinsam mit den Verantwortlichen überlegen, wie ein bewusster und gewinnbringender Umgang mit Technik in den verschiedenen Unternehmensbereichen aussehen kann. Ein Hauptziel sollte sein, dass Mitarbeiter durch gezielte Digitalisierungsmaßnahmen effizienter arbeiten. Die so gewonnene Zeit lässt sich dann mit anderen, nicht-digitalen Aufgaben füllen – oder mit technikfreien Erholungspausen.
Die optimale Balance für die Mediennutzung
- Definieren Sie klare Regeln zur Erreichbarkeit von Mitarbeitern außerhalb der Arbeitszeiten – zum Beispiel bei Notdiensten. Ebenso klar muss sein, wann Mitarbeiter nicht erreichbar sein müssen.
- Für Mitarbeiter bedeutet es weniger Stress, wenn digitale Nachrichten nicht nach Feierabend oder am Wochenende versendet werden. Wer zu diesen Zeiten trotzdem arbeitet, sollte Nachrichten vorformulieren, abspeichern und erst zu Beginn der regulären Arbeitszeit versenden.
- Bei schriftlichen Nachrichten per Mail oder Messenger sollte jeder Mitarbeiter klar mitteilen, bis wann eine Antwort gewünscht ist – oder noch besser, bis wann sich der Empfänger gern Zeit lassen darf.
- Mehrere Kommunikationskanäle bedeuten für Mitarbeiter mehrfachen Stress. Deshalb sollten sich Betriebe auf einen einzigen internen Kommunikationskanal beschränken – zum Beispiel einen Messengerdienst.
- Legen Sie feste Zeiten fest, in denen Mitarbeiter untereinander beruflich kommunizieren oder Mails lesen – und ab wann keine Antwort mehr erforderlich ist.
- Prüfen Sie eingehende Mails und Nachrichten nicht sofort, sondern zu festgelegten Zeiten. Zum Beispiel alle ein bis zwei Stunden oder zwei bis drei Mal am Tag.
- Richten Sie Ihre Geräte so ein, dass neue Nachrichten ausschließlich lautlos eingehen. So können Sie sich ohne Ablenkung besser auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren.
- Definieren Sie Regeln für persönliche Gespräche und Meetings. Zum Beispiel: Damit sich alle Beteiligten besser konzentrieren, werden Smartphones für die Dauer des Gesprächs grundsätzlich abgeschaltet.
- Vermeiden Sie Multitasking: Konzentrieren Sie sich immer nur auf eine Aufgabe. Neu eingehende Nachrichten und Aufgaben sollten erst danach geprüft und – je nach Wichtigkeit – priorisiert werden.
- Schalten Sie das Smartphone einmal am Tag aus – zum Beispiel während der Mittagspause oder abends ab 20 Uhr.
- Definieren Sie nach Feierabend technikfreie Orte, an denen Smartphone und Tablet draußen bleiben – zum Beispiel Küche, Schlafzimmer, Balkon oder Garten.
- Nutzen Sie Digital-Detox-Apps, um die Nutzungszeiten von technischen Geräten gezielt zu reduzieren.
- Verzichten Sie nach Möglichkeit einen Tag pro Woche komplett auf Smartphone, Tablet und Computer.
Foto: © DHB Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
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