Konjunktur im Handwerk: Robust, aber unsicher
Die Geschäftslage im Handwerk ist auch im Herbst stabil. Der ZDH geht von einem Umsatzplus im Jahr 2023 von etwa sechs Prozent quer durch alle Branchen aus. Sorgenkind ist und bleibt der private Wohnungsbau.
Das Handwerk erweist sich einmal mehr als robuster Wirtschaftszweig: Fast jeder zweite Handwerksbetrieb in Deutschland berichtet - genau wie in den vergangenen Konjunkturumfragen des ZDH - von einer guten Geschäftslage. Bei 14 Prozent der Betriebe laufen die Geschäfte allerdings schlecht (Herbst 2022: 15 Prozent).
Die Geschäftserwartungen der Betriebe fallen laut der aktuellen ZDH-Konjunkturumfrage etwas weniger pessimistisch aus als im Vorjahr. Unsicherheit dämpfe die Stimmung, heißt es. "Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, stieg im Vorjahresvergleich um zehn Zähler auf 107 Punkte – deutlich unter seinem Allzeithoch von 145 Punkten aus dem Herbst 2017", heißt es in der Analyse.
Die Umsätze im Handwerk entwickeln sich im Herbst leicht rückläufig. Gebremst hätten hier vor allem die Einkommensverluste der Verbraucher seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, so der ZDH. Durch das insgesamt schwache gesamtwirtschaftliche Umfeld würden auch Nachfrageimpulse aus anderen Wirtschaftsbereichen fehlen. Hohe Zinsen dämpften vor allem im Wohnungsbau die Bautätigkeit.
Der Handwerksverband führt die Entwicklung auch auf strukturelle Standortschwächen, die "dringend abgebaut" werden müssten, sagt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. Er fordert ein "deutlich entschlosseneres politisches Handeln". Es brauche "klar mittelstandsorientierte und wachstumsfördernde Maßnahmen und Konzepte".
Die Auftragsreichweite im Handwerk liegt bei zehn Wochen
Fortgesetzt haben sich laut der Umfrage die Beschäftigungsverluste im Handwerk, allerdings auf niedrigem Niveau. Vor allem berichten die Betriebe, dass Fachkräfte zur Nach- und Neubesetzung von Stellen fehlen. Entlassungen in größerem Umfang seien nach wie vor kein Thema im Handwerk.
Die betrieblichen Kapazitäten im Handwerk sind zu 82 Prozent ausgelastet - ähnlich wie im Herbst vor einem Jahr. Allerdings schrumpften die Auftragspolster erneut: 23 Prozent der Betriebe berichteten von steigenden, 32 Prozent von sinkenden Auftragspolstern. Die Auftragsreichweite liegt bei etwa zehn Wochen.
"Gesunkene Energiepreise und Preisrückgänge bei vielen Materialien minderten den Kostendruck, zugleich stieg die Belastung durch die an das höhere Preisniveau angepassten Löhne", so der ZDH. 40 Prozent der Handwerksbetriebe gaben an, dass sie ihre Absatzpreise erhöhen wollen. Vor einem Jahr sagten das noch 62 Prozent. Im langfristigen Vergleich sei das aber erneut ein hoher Anteil.
Viele Unsicherheitsfaktoren für 2024
Das Handwerk sieht sich wie die gesamte deutsche Wirtschaft mit vielen Unsicherheitsfaktoren konfrontiert: Die Energieversorgungssicherheit, die anhaltende Inflation und das gestiegene Zinsniveau. Dazu kommt der Konflikt im Nahen Osten, "der dämpfend auf die globale Nachfrage wirken dürfte", betont der ZDH. Der Verband erwartet deshalb vorerst keine deutliche Konjunkturbelebung im Handwerk.
Der Verband geht davon aus, dass sich die Umsätze bis zum Jahresende 2023 weniger dynamisch als im ersten Halbjahr entwickeln, wo es ein Umsatzwachstum von fast acht Prozent gab. Realistisch sei eher ein Umsatzplus von etwa sechs Prozent quer durch alle Branchen des Handwerks.
Die Zahl der Beschäftigten werde aus demografischen Gründen voraussichtlich ebenso sinken. Im ersten Halbjahr 2023 lagen die Beschäftigungsverluste bei etwa einem Prozent. Bis zum Jahresende sei für das Gesamthandwerk ein weiterer leichter Beschäftigungsrückgang zu erwarten.
Für 2024 seien Prognosen nur schwer möglich. Der Handwerksverband geht aber davon aus, dass der private Wohnungsbau weiterhin das Sorgenkind bleibt. Er erwartet eine nominale Umsatzentwicklung zwischen zwei und vier Prozent.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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