Hautkrebs greift in der Bauwirtschaft um sich
Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Beschäftigten der Bauwirtschaft aus. Die langen und heißen Sommer haben dazu geführt, dass der weiße Hautkrebs unter Bauarbeitern dramatisch zunimmt.
Die aktuellen Zahlen der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) sind alarmierend: Allein in 2018 Jahr wurden 2.944 neue Verdachtsfälle von weißem Hautkrebs gemeldet. Im laufenden Jahr gingen bei der BG Bau bereits 1.400 neue Meldungen ein – Tendenz steigend. Seit drei Jahren wird Hautkrebs von der BG Bau offiziell als Berufskrankheit anerkannt. In diesem Zeitraum hat sich dieses Leiden direkt an die Spitze der häufigsten Berufskrankheiten im Bausektor gesetzt – vor Lärmschwerhörigkeit und Lungenkrebs durch Asbest.
Die Haut vergisst nichts
Prämien der BG Bau für den Arbeitsschutz bei Sonne und HitzeDie Haut des Menschen hat ein großes "Erinnerungsvermögen" – sie vergisst quasi nichts. Deshalb ist es wichtig, den Schutz vor Ultraviolettstrahlung – oder kurz UV-Strahlung – ernst zu nehmen. Das gilt im Besonderen für alle Outdoorworker am Bau, die als Straßenbauer, Dachdecker, Zimmerer oder Gerüstbauer tätig sind. Denn sie verbringen oft den gesamten Arbeitstag unter freiem Himmel. Klaus-Richard Bergmann, Hauptgeschäftsführer der BG Bau: "Vielen Beschäftigten ist nicht bewusst, welcher Gefahr sie sich bei der Arbeit in der Sonne auf der Baustelle aussetzen. Hier müssen wir noch stärker aufklären und sensibilisieren. Entsprechende Präventionsmaßnahmen können Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten verhüten."
Appelle verhallen ungehört
Bergmann empfiehlt den Bauarbeitern dringend, sich selbst aktiv vor zu viel Sonne zu schützen. Noch zu häufig verhallen derartige Appelle jedoch ungehört. Bergmann: "Bringen sie den jungen Männern am Bau mal bei, dass sie sich ordentlich eincremen und ihre muskulösen Oberarme idealerweise nicht zur Schau stellen sondern mit einem Shirt schützen." Die stark steigenden Hautkrebszahlen bereiten, so Hauptgeschäftsführer Bergmann, der BG Bau zunehmend Sorgen, da sie zu einem erheblichen Arbeitsausfall von Fachkräften und hohen Kosten führen. Daher will die BG Bau, die sich um gut 550.000 Baubetriebe kümmert und rund drei Millionen Versicherte betreut, künftig schon früh mit der Präventionsarbeit beginnen. Bergmann: "Wir müssen bereits bei der Kindererziehung die Sensibilität entwickeln, dass UV-Licht nur in Maßen gut tut."
Vorsorgemaßnahmen für Beschäftigte
Sonne und Hitze - so schützen Sie sich!Der Arbeitsmedizinische Dienst (AMD) der BG Bau bietet den Mitgliedsunternehmen Vorsorgemaßnahmen für ihre Beschäftigten an. "Mit unseren Untersuchungen sollen unter anderem Krebserkrankungen verhindert und frühzeitig erkannt werden. Dazu führen wir jährlich über 500.000 Vorsorgeuntersuchungen durch", so Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Geschäftsführerin und ärztliche Direktorin des AMD der BG Bau. Zusätzlich wurde in Kooperation mit der Deutschen Krebshilfe ein Selbsttest zum Thema Hautkrebs entwickelt. Der Test soll eine Einschätzung zum individuellen Gefährdungspotenzial geben und auf mögliche Faktoren für eine Erkrankung aufmerksam machen.
Signifikanter Anstieg der meldepflichtigen Arbeitsunfälle
Neben dem Hautkrebs sorgt der Klimawandel auch für einen signifikanten Anstieg der meldepflichtigen Arbeitsunfälle (bei einem Arbeitsausfall von mehr als drei Tagen) aufgrund von Hitzschlag und Sonnenstich. Gab es im Jahr 2017 bundesweit drei derartige Unfälle auf dem Bau, wurden im Vorjahr 12 Arbeitsunfälle registriert. Bis Ende Mai 2019 verunglückten bereits 11 Bauarbeiter infolge von Hitze und zu viel Sonne.
Text:
Karsten Hintzmann /
handwerksblatt.de
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