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HWK Trier | November 2024
Ruhe und Geduld sind seine Geheimwaffen
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Die Schreinerei Diekmann, führender Anbieter von Tiny Houses in Deutschland, hat jetzt in Hamm ein Hotel aus acht Minihäusern eröffnet, gelegen in einer grünen Oase am Kanal. (Foto: © Tiny House Diekmann/iStock.com)
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Juli 2021
Die Schreinerei Diekmann ist nicht nur einer der ersten und größten Hersteller von Tiny Houses in Deutschland. Jetzt hat das Unternehmen ein Hotel aus neun bunten Minihäusern in Hamm eröffnet - für Urlauber und zum Probewohnen auf 15 bis 20 Quadratmetern.
Vielleicht ist es der Traum von einem Leben ohne den ganzen Ballast des Alltags: Der Tiny House-Boom in Deutschland ist ungebrochen. Sich aufs Wesentliche reduzieren, flexibel und mobil sein, die Idee begeistert immer mehr Menschen. Die Pandemie hat das Thema noch einmal befeuert. Die Nachfrage nach den winzigen Häusern ist enorm. Es gibt keine Zeitung, keinen Fernsehsender ohne Berichte über Tiny Houses. Und fast immer kommt dann Stefan Diekmann ins Spiel.
Er zählt zu den Pionieren der Tiny-House-Bewegung in Deutschland und hat in den letzten fünfeinhalb Jahren seine Schreinerei, ein Familienbetrieb in Hamm (Westfalen), zu einem der führenden und größten Herstellern im Land ausgebaut.
Alles begann mit einem Praktikum in Kanada, wo der junge Holzbetriebswirt zum ersten mal mit Tiny Houses in Berührung kam. Die Holzfäller in den kanadischen Wäldern wohnten in solchen Minihäusern.
Die Idee hat Stefan Diekmann mit ins nördliche Ruhrgebiet gebracht und von dort aus maßgeblich dazu beigetragen, dass heute fast jeder in Deutschland schon einmal etwas über Tiny Houses gehört und gesehen hat. Und vielleicht selbst von einem Urlaub oder sogar von einem Leben auf kleinstem Raum träumt.
Als Stefan Diekmann den Familienbetrieb 2015 in dritter Generation von seinem Vater übernahm, war er auf der Suche nach einem neuen Geschäftszweig. Die Schreinerei war bis dahin auf Fenster, Türen und Wintergärten spezialisiert.
Auf einer Baumesse stellte Diekmann den ersten Prototyp seines kleinen Holzhäuschens auf Rändern vor, wie er es in Kanada kennengelernt hatte. Gerade zu der Zeit schwappte die Tiny-House-Welle nach Europa über.
Aus dem Prototyp wurde schnell der erste Auftrag. Es war das perfekte Timing, der richtige Riecher zur richtigen Zeit. "Von da an ging es steil bergauf", erzählt Vera Lindenbauer, die für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit im Unternehmen zuständig ist.
Über 40 Tiny Houses baut das Unternehmen Tiny House Diekmann inzwischen jedes Jahr. Tendenz steigend. Das Team ist von damals um die 15 Mitarbeiter auf inzwischen über 40 angewachsen. Und anders als viele Handwerksbetriebe hat Stefan Diekmann keine Nachwuchssorgen, da das Thema Tiny Houses nicht nur Kunden, sondern auch angehende Schreiner begeistert.
Und immer wieder kam die Frage von Kunden und Interessenten auf, ob man nicht mal Probewohnen könne, berichtet Vera Lindenbauer. So reifte die Idee, ein eigenes Tiny House Hotel zu eröffnen, zusätzlich zu den Häusern, die man bereits auf einigen Campingplätzen buchen kann.
Die acht bunten Häuschen plus die Rezeption des "Pier 9", so heißt die Anlage, stehen in einer grünen Oase am Ufer des Datteln-Hamm-Kanals, die Stadt ist in zehn Minuten fußläufig erreichbar.
Es kommen Wochenendurlauber, Gäste der Stadt, die etwas Besonderes suchen, und natürlich Interessenten, die sich ein Tiny House anschaffen wollen und hier verschiedenste Modelle vor Ort erleben können.
"Es ist ein bisschen wie auf einem Campingplatz, wo man sich auch gern mal den Wohnwagen vom Nachbarn anschaut", lacht Vera Lindenbauer.
Eigentlich sollte der Hotelbetrieb schon im Januar starten, doch wegen Corona musste die Eröffnung auf Mitte Juni verschoben werden. Aber kein Problem, das Pier 9 ist das ganze Jahr über buchbar. Die liebevoll eingerichteten und urgemütlichen Häuschen sind ja gut gedämmt und beheizt.
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Tiny Houses sind längst nicht nur reizvoll für Minimalisten, die auf Dauer auf 20 oder vielleicht 40 Quadratmetern leben möchten. "Unsere Häuser haben die unterschiedlichste Verwendung für Privatleute und Gewerbetreibende", erzählt die Pressesprecherin, "als Zweithaus, als Ferienhaus, als Gästehaus im Garten, als Showroom oder Messehaus, als Friseursalon, Hobbyraum oder Atelier."
Die Verwendung ist so individuell wie die Einrichtung. Allen Minihäusern gemeinsam ist, dass sie kein festes Fundament haben. Die der Firma Diekmann stehen auf einem speziellen Trailer und können jederzeit mit einem entsprechenden Zugfahrzeug bewegt werden.
Nach wie vor schwierig gestaltet sich allerdings die Stellplatzsuche für das dauerhafte Wohnen. Die baurechtlichen Vorschriften in Deutschland sind komplex. Das bremst den Boom am Ende ein wenig aus. Doch immer mehr Kommunen entdecken das Thema als Zugpferd, um junge Leute und die Kreativwirtschaft vor Ort zu halten, und weisen Baugrundstücke explizit für Kleinwohnformen oder "Tiny-House-Siedlungen" aus.
Andere Verwaltungen beharren aber nach wie vor auf strengen Vorschriften. Sie verlangen ein Baugrundstück und eine Baugenehmigung wie bei einem normalen Wohnhaus. Alternativ bleibt da nur der Campingplatz, sofern dort dauerhaftes Wohnen erlaubt ist.
Auch um Bewegung in das Thema zu bringen hat Stefan Diekmann im Oktober 2019 gemeinsam mit anderen Herstellern, Zuliefern und Förderern den "Tiny House Verband" gegründet, wo er zweiter Vorsitzender ist.
Und es kommt Bewegung in das Thema, sagt Vera Lindenbauer. Die Nachfrage nach Stellplätzen ist einfach zu groß und die Interessenten lassen nicht locker bei den Behörden. Sie wollen ihren Traum jetzt leben.
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