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HWK Koblenz | Dezember 2024
Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeichnete jahrgangsbeste Absolventen von Meister- und Fortbildungsprüfungen aus.
Mit der Voicemail-App mit KI-Chatbot von "meiti" sollen Handwerker immer erreichbar sein. Über die Anrufweiterleitung gelangen die Kunden zum digitalen Anrufbeantworter, der ihre Nachricht entgegennimmt, mittels Künstlicher Intelligenz zusammenfasst und per WhatsApp-Chatbot bereits erste Fragen klären kann. "Wenn der Handwerker von der Baustelle kommt, hat er statt zehn verpasster Anrufe zehn vorqualifizierte, strukturierte Kundenanfragen", erklärt Sven Weidner, Gründer des Startups. (Foto: © meiti GmbH)
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Oktober 2024
Na, wieder mal 17 verpasste Anrufe auf dem Handy gehabt? Die App "meiti" könnte helfen. Der Anrufbeantworter mit WhatsApp-Chatbot ist ständig erreichbar und kann telefonischen Anfragen von Kunden mittels KI vorqualifizieren.
Wer kennt es nicht? Das Smartphone klingelt. Doch der Zeitpunkt ist ungünstig. Man steht gerade auf der Leiter oder schleppt Material in den Keller. Der Kunde ist genervt, weil er keinen erreicht hat. Der Auftrag ist weg, der Handwerker frustriert. Doch so weit muss es gar nicht kommen.
"Handwerker sind oft von zu vielen Kundenanrufen gestresst", weiß Sven Weidner aus seinem familiären Umfeld und fünf Jahren Erfahrung in der Digitalisierung von Handwerksbetrieben. Voriges Jahr hat er zusammen mit Max Borrmann das Unternehmen "meiti" gegründet. Ihre Voicemail-App mit KI-Chatbot soll vor allem Kleinst- und Kleinbetrieben aus dem Handwerk dabei helfen, "die überlaufende Kommunikation zu zentralisieren" und damit den schwierigen Spagat zwischen ständiger Erreichbarkeit und Fokussierung auf die Arbeit zu meistern.
"meiti" ist ein Anrufbeantworter, der Künstliche Intelligenz (KI) nutzt. Nachdem man die App auf einem Mobilgerät installiert hat, kann die Anrufweiterleitung auf die Voicemail von "meiti" mit zwei Klicks aktiviert werden, so Weidner.
Für die Bandansage können die Nutzer der App ihre eigene Stimme oder eine computergenerierte Stimme verwenden. Es besteht die Möglichkeit, verschiedene Bandansagen einzusprechen, die an bestimmte Gruppen von Anrufern adressiert sind, oder die nur zu festgelegten Zeiten (außerhalb der Geschäftszeiten, Wochenende, Urlaub) abgespielt werden.
Zudem kann der Nutzer bestimmen, welche Kontakte über "meiti" erfasst und vom KI-Chatbot vorqualifiziert werden sollen. "Anrufe von Familienmitgliedern oder vom Großhändler werden dann als verpasster Anruf mit oder ohne Sprachnachricht angezeigt", führt der Geschäftsführer des Startups als Beispiele an.
Die Sprachnachrichten, die Anrufer von ihrem Festnetz- oder Mobilfunkgerät auf der Voicemail von "meiti" hinterlassen, werden in Textnachrichten umgewandelt und von KI zusammengefasst. "Sobald der Handwerker die App öffnet, sieht er auf den ersten Blick, worum es in den verpassten Anrufen ging."
Mit Anrufern, die den Instant-Messenger-Dienst WhatsApp auf ihrem Smartphone installiert haben, nimmt "meiti" nun direkt Kontakt auf. Basierend auf der Sprachnachricht holt ein Chatbot weitere Informationen ein. In der Version "Basic" muss der Handwerker dem digitalen Assistenten einige Fragen selbst vorgeben. In der Version "Pro" geht KI dynamisch auf den Verlauf des Chats ein. "Der Chatbot fragt beispielsweise ab, wie lange ein Schaden schon besteht, gibt Hinweise, wie er sich beheben lässt, schlägt Termine für eine Reparatur oder ein Beratungsgespräch vor oder schickt neuen Kunden ein Kontaktformular", umreißt Sven Weidner das Spektrum der Fragen. Um seine Anfrage zu präzisieren, kann der Kunde auch Fotos oder Dokumente über WhatsApp an den Handwerker versenden.
Der KI-Chatbot von "meiti" basiert auf dem Sprachmodell "Generative Pre-trained Transformer" (GPT), welches Microsoft unter "Azure AI Services" auf seiner Cloudplattform "Azure" zur Verfügung stellt. "Unsere Daten werden sicher auf Servern in Europa verwahrt und auch nicht für Trainingszwecke weitergegeben", beteuert Sven Weidner.
Zurzeit arbeitet das Startup daran, jedem Nutzer, der "meiti" abonniert hat, sein eigenes, kundenbasiertes KI-Modell zur Verfügung zu stellen. Voraussichtlich können Handwerker dann die Antworten des digitalen Assistenten etwa sprachlich korrigieren und mit ihrem Feedback dafür sorgen, dass er sich ihrem Sprachgebrauch anpasst.
Der Chatbot von "meiti" kommuniziert dabei über WhatsApp und SMS. "Vier von fünf Mobilfunknutzern haben WhatsApp, und im Handwerk läuft nahezu die gesamte Chat-Kommunikation über WhatsApp", begründet so Sven Weidner. Aus seiner Sicht wäre es aber eine Überlegung wert, eine weitere Messaging-App wie "Signal", die als sehr sicher gilt, zu integrieren. "Das hängt von der Nachfrage und von der technischen Schnittstelle ab."
Sobald der Handwerker die Hände und den Kopf wieder frei hat, kann er die "meiti"-App öffnen. Darin werden ihm die entgangenen Anrufe und die darauf aufbauende Kommunikation mit dem Chatbot angezeigt. Nun kann er innerhalb der Anwendung eigene Aufgaben erstellen, den Anruf archivieren, Aufträge dokumentieren, selbst mit dem Kunden chatten oder ihn direkt anrufen. "Mit 'meiti' wollen wir die Kommunikation mit dem Kunden nicht wegautomatisieren, sondern eher vorbereiten und strukturieren", betont Sven Weidner. Im Handwerk sei der persönliche Kontakt unverzichtbar und müsse natürlich erhalten bleiben.
"meiti" soll Handwerker, aber auch Kunden entlasten. Durch die Nutzung der Voicemail-App mit KI-Chatbot ist der Betrieb ständig erreichbar. Anrufe werden angenommen, zusammengefasst und vom Chatbot weitergeführt. "Wenn der Handwerker von der Baustelle kommt, hat er statt zehn verpasster Anrufe zehn vorqualifizierte, strukturierte Kundenanfragen."
Doch auch dem Kunden wird geholfen. Selbst wenn er den Betrieb nicht sofort persönlich erreicht hat, vermittelt ihm "meiti" das Gefühl, dass sich jemand bereits um sein Anliegen kümmert. "Das ist psychologisch wichtig", weiß Sven Weidner und fasst die Vorzüge der App zusammen: "Dem Handwerker bleibt lästiges Nacharbeiten der Anrufe erspart. Er hat weniger Terminausfälle, mehr Aufträge und eine größere Zahl zufriedener Kunden."
Die Nutzer können zwischen drei Tarifoptionen auswählen: "Basic" kann nur monatlich abonniert werden und kostet 19,74 Euro (zuzüglich Umsatzsteuer). Im Preis inbegriffen sind etwa zehn offene Chats, der digitale Anrufbeantworter sowie ein konfigurierbarer WhatsApp-Chatbot, der jedoch nicht mit KI arbeitet. Stattdessen können die Nutzer jeder Dienstleistung des Betriebs selbst einige Fragen zuordnen, die der Chatbot den Kunden stellt. "Mit 'Basic' richten wir uns an Betriebe mit eher geringen Kundenanfragen, die ihr Gewerbe nebenher betreiben", erklärt Sven Weidner.
Der Tarif "Pro" kann pro Monat oder pro Jahr gebucht werden. Bei monatlicher Zahlung werden 49,58 Euro fällig. Bei jährlicher Zahlung sind 499 Euro zu entrichten. Dies entspricht 41,58 Euro pro Monat (jeweils zuzüglich Umsatzsteuer). Über die Leistungen von "Basic" hinaus enthält "Pro" unter anderem eine unbegrenzte Zahl offener Chats, einen ChatGPT-unterstützten Chatbot sowie die Transkription von Sprachnachrichten und die Zusammenfassung aller Nachrichten durch die KI. Außerdem erhält bei "Pro" jeder Kunde einen eigenen WhatsApp-Bot und -Account, der mit dessem Firmenname, Logo und Beschreibung individualisiert werden kann.
Einen Preis für den Tarif "Individuell" gibt es nur auf Anfrage bei "meiti". Im Leistungspaket sind die Tarife "Basic" und "Pro" enthalten. Darüber hinaus umfasst es unter anderem komplexe Rufweiterleitungen an mehrere Nummern und die Umsetzung individueller Anforderungen in der Qualifizierung von Kundenanfragen. "Da wir bei 'Individuell' auf sehr spezifische Anforderungen eingehen können, kommt diese Option vor allem für alle Betriebe mit einem Notdienst infrage."
Wer sich selbst ein Bild vom KI-Assistenten machen möchte, kann ihn 14 Tage lang "kostenlos und unverbindlich" ausprobieren. "Die Testphase läuft danach von alleine aus", versichert Sven Weidner.
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Die Digitalisierung soll Spaß machen. Dies spiegelt sich im Logo von "meiti" wider. Die Wahl der Firmengründer ist auf einen schlauen und freundlich dreinblickender Fuchs gefallen. Der Name des Startups leitet sich vom englischen Adjektiv "mighty" (auf Deutsch: mächtig) ab. "Mit ,meiti‘ haben wir eine mächtige App geschaffen, die Handwerker dabei unterstützt, ihre Kommunikation clever und spielerisch zu digitalisieren", sagt Sven Weidner.
Sven Weidner und Max Borrmann haben "meiti" im Jahr 2023 gegründet. "Richtig ernst wurde es, als wir im Oktober in den Start-up-Accelerator in Berlin aufgenommen worden sind", blickt Sven Weidner zurück. Seit dem anschließenden Jahreswechsel ist die Anwendung in den App-Stores für die Betriebssystem Android und iOS verfügbar.
Nach rund einem dreiviertel Jahr nach dem Start der App hat sich Weidner zufolge bereits eine "vierstellige Zahl" von Betrieben bei "meiti" registriert. Damit ist der Geschäftsführer des Startups sehr zufrieden. "Mit unserer sehr niederschwelligen Lösung, die einen echten Mehrwert bietet, haben wir offenbar einen Nerv getroffen. Das zeigt uns: So einfach kann der Einsatz von KI im Alltag eines Handwerksbetriebs funktionieren!"
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