Bauhandwerk: Corona-Krise wird 2021 spürbar
Dank voller Auftragsbücher kommt das Baugewerbe noch vergleichsweise gut durch die Corona-Krise. Die Erwartungen für 2021 sind weniger optimistisch. Der Verband appelliert an die öffentliche Hand, in Schulen und Kitas zu investieren. Das Geld dafür sei da.
Dank hoher Auftragsbestände zu Jahresbeginn mit einer Reichweite von sieben Monaten ist das Bauhandwerk bislang glimpflich durch das Krisenjahr 2020 gekommen. "Unsere Erwartungen für 2021 sind da deutlich verhaltener", erklärte der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Reinhard Quast, am 17. November in Berlin.
Der Verband geht momentan von einem Umsatzrückgang von rund einem Prozent in 2021 aus. Das laufende Jahr 2020 könne noch mit einem Umsatzplus von knapp zwei Prozent abgeschlossen werden.
Für 2020 rechnet das Baugewerbe mit einem Jahresumsatz von 138 Milliarden Euro im Vergleich zu 135 Milliarden in 2019. Hierbei spiegele sich die gute Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2020 wider. Für 2021 liegt die Prognose bei 137 Milliarden Euro.
Wohnungsbau: Baukindergeld und Sonder-AfA fortführen
Gerade beim Wohnungsbau gibt es nach wie vor eine hohe Nachfrage, so Quast. "Die Auftragseingänge zeigten nur im April und Mai ein Corona-Zittern", erklärte Quast bei der virtuellen Pressekonferenz am Vortag des Deutschen Baugewerbetages. An dem Spitzentreffen der Bauwirtschaft nahm Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz teil. Außerdem waren die Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion von CDU/CSU und Bündnis90/Die Grünen, Ralph Brinkhaus und Anton Hofreiter, zu Gast .
Foto: © Zentralverband des deutschen BaugewerbesBis August 2020 sind fast 240.000 Baugenehmigungen erteilt worden. Insgesamt würden in 2020 erneut etwa 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Im Wohnungsbau erwartet der Verband für 2020 ein Umsatzwachstum von etwa vier Prozent auf 51 Milliarden Euro.
Mit dem Baukindergeld und der Sonderabschreibung für den Bau von Mietwohnungen (Sonder-AfA) habe der Staat vieles richtig gemacht, so Quast. Die Maßnahmen seien "zielführend".
Quast appellierte daher, diese Instrumente nicht, wie derzeit vorgesehen, zum 31. März 2021 (Baukindergeld) beziehungsweise 31. Dezember 2021 (Sonder-AfA) auslaufen zu lassen, sondern fortzuführen. Auch die weiterhin günstigen Finanzierungsmöglichkeiten würden die Bürger weiterhin ermuntern, Wohnungen und Häuser zu bauen.
Die Perspektive für das Jahr 2021 bleibe gut. "Auch in 2021 werden wir wieder rund 300.000 Wohnungen neu errichten. Die Umsatzentwicklung erwarten wir im Maß der Preisentwicklung von etwa drei Prozent, real also auf dem hohen Niveau des laufenden Jahres", so der Verbandspräsident.
Im Wirtschaftsbau macht sich die Corona-Krise deutlich bemerkbar
Nicht so gut lief es im Wirtschaftsbau. Hier haben sich die Corona-Auswirkungen deutlich niedergeschlagen, berichtete der ZDB-Präsident. "Seit März liegt die Nachfrage in jedem Monat unterhalb des Vorjahresniveaus. Kumulativ fehlen zum Vorjahr fast sechs Prozent." Das entspreche einem Ordervolumen von gut 1,3 Milliarden Euro.
Nachgelassen habe vor allem der Wirtschaftshochbau. Umsatzeinbrüche bei Industrie und Dienstleistung hätten die Investitionsbereitschaft gesenkt. "Der Verband rechnet für 2020 insgesamt mit einem Umsatz, der auf Vorjahresniveau bei gut 49 Milliarden Euro liegt was einem Rückgang von zirka 2,5 Prozent entsprechen würde.
Im Tiefbau würden sich erweiterte Budgets der Deutschen Bahn 2021 positiv niederschlagen.
Insgesamt erwartet der Verband im Wirtschaftsbau für 2021 eine rückläufige Umsatzentwicklung von geschätzt 2,5 bis 3,5 Prozent.
Öffentliche Hand: Jetzt Schulen und Kitas sanieren
Einen deutlichen Appell richtete Reinhard Quast an die öffentlichen Hand, jetzt vermehrt als Bauherr aktiv zu werden. "Von hier muss der Ausgleich für den Wirtschaftsbau erfolgen." Das Geld sei da, um jetzt zum Beispiel in Schulen, Kitas und Straßen zu investieren.
"Bund und Länder geben zwölf Milliarden Euro für coronabedingte Einnahmeausfälle der Kommunen aus. Das sollte den Kommunen helfen ihre Investitionen wie geplant umzusetzen."
Für 2020 rechnet der Verband im öffentlichen Bau mit einem Umsatz von knapp 38 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von drei Prozent.
880.000 Beschäftigte: "Bauhandwerk braucht Hände"
Vor zehn Jahren hatte das Bauhauptgewerbe etwa 716.000 Mitarbeiter. Ende des Jahres 2020 werden es 880.000 Beschäftigte sein. "Das ist ein Zuwachs um mehr als 20 Prozent", berichtete Quast. Das zeige, dass die nachhaltige Baunachfrage den Unternehmen Zuversicht gibt, verstärkt in neue Mitarbeiter zu investieren und diese auch selbst auszubilden. Denn, so Quast, "das Bauhandwerk braucht Hände."
Einer Unternehmensbefragung des Verbandes zufolge planen 20 Prozent der Unternehmen sogar auch im kommenden Jahr, die Zahl der Beschäftigten und Auszubildenden zu erhöhen.
"Die Bauwirtschaft bleibt ein Ausbildungsmotor. Die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge lag in 2019 wiederum bei über 13.000 – Tendenz steigend!", so Quast. Durch erhebliche Anstrengungen der Betriebe in Hygienemaßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter sei es gemeinsam mit den Sozialpartnern und der BG BAU gelungen, die Baustellen offen zu halten.
Alles in allem seien das positive Zahlen. "Die Bauwirtschaft kommt ganz gut durch die Corona-Krise", so Quast abschließend.
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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