Uwe Göddenhenrich (links) und Markus Weiß in der Werkstatt.

Uwe Göddenhenrich (links) und Markus Weiß in der Werkstatt. (Foto: © Stefan Buhren)

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Barrierefreier Zugang made in Marl

Für Rollstuhlfahrer sind Kanten und Treppen unüberwindbar. Zusammen mit Metallbaumeister Magnus Weiß hat Uwe Göddenhenrich eine Befestigungsschiene entwickelt, die ein Verrutschen von Rampen verhindert.

Manchmal muss es schon knüppeldick kommen, um aus der Not heraus clevere Ideen zu entwickeln. So erging es dem gelernten Sozialversicherungsfachangestellten Uwe Göddenhenrich: Ein Materialfehler in seinem künstlichen Hüftgelenk zwang den agilen Angestellten einer Krankenversicherung für vier Monate in einen Rollstuhl – und er erlebte aus eigener Erfahrung, was barrierefreier Zugang bedeutet.

"Schon kleine Kanten werden zum Stolperstein, Treppen unüberwindbar und die Zugänge waren zu oft eine sehr wackelige Angelegenheit", erinnert sich der 59-Jährige. Genau das ließ ihm keine Ruhe. Dank hohem technischen Verständnis tüftelte und zeichnete er, bis er eine clevere Lösung für Rampen hatte, die auch kleine Hürden jeden Rollstuhlfahrer oder selbst Rollator-Nutzer bequem überwindbar machen. Mit dem Metallbaumeister Magnus Weiß ging er ins Feintuning, bis seine Befestigungsschiene seinen Anforderungen Genüge tat – und sogar gebrauchsmusterschutzfähig war.

Patentierte Befestigungsschiene für Rampen

Foto: © Stefan BuhrenFoto: © Stefan Buhren

Heute fertigt Weiß in seiner Füßmann & Freitag Metallbau GmbH, die bereits seit 1922 in Marl bei Dortmund zu finden ist, unter dem prägnanten Namen Stolperstop kleine und große Rampen, die Göddenhenrichs im Gebrauchsmusterverfahren geschützte patentierte Befestigungsschiene nutzen.

Diese Schiene verankert sich durch eine Profilkante und Profilnase selbstständig im Boden und verhindert ein Verrutschen der Rampe. "Wir haben vor drei Jahren mit unserer Kooperation begonnen", erzählt Magnus Weiß, der zusammen mit seiner Mutter Jutta das einst als Schmiede gegründete Familienunternehmen in vierter Generation führt. "Seitdem liefern wir unsere Rampen sogar europaweit", berichtet er stolz.

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Rampen in allen Größen für den Innen- und Außenbereich

Das Angebot reicht von Minirampen für den Haustürbereich bis hin zu meterlangen Rampen als Zugang für sonst für Rollstuhlfahrer unzugängliche Gebäude. "Die Stolperstop-Rampen gibt es mit dem klassischen Türbreitemaß von 900 Millimeter und sie gleichen Höhenunterschiede zwischen 10 und 50 Millimeter aus", erklärt Göddenhenrich. Die Minirampe mit rutschfester Lauffläche ist für den Innen- und Außenbereich erhältlich. Neben Standardmaßen fertigt das Unternehmen auch Rampen nach individuellen Vorgaben an.

Längere Rampen entstehen im sechs Mann starken Metallbauunternehmen in Einzelanfertigung. "Sie sind bis zu achtfach verstärkt", erklärt Metallbaumeister Weiß. "Dann können sie bis zu 400 Kilogramm je Quadratmeter tragen." Dass diese Rampen auch mit Handläufen und Rahmen ausgestattet werden können, damit die Nutzer nicht abrutschen, versteht sich von selbst. Klar ist auch, dass diese Rampen die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Wer rollstuhlgerechte Rampen einbaut, kann sogar Zuschüsse von den gesetzlichen und privaten Pflegekassen bis zu 4.000 Euro erhalten. Selbst Unfallkassen, die gesetzlichen und privaten Krankenkassen zahlen in Einzelfällen entsprechende Zuschüsse.

"Entscheidend aber ist, dass Menschen mit einer Beinhebeschwäche, im Rollstuhl und mit Rollatoren hier ein Stück Lebensqualität erhalten, weil sie einen bequemen, komfortablen Zugang erhalten, der ihnen sonst verwehrt bleibt", sagt Göddenhenrich. Und das freut ihn am meisten. Den Rollstuhl ist er schon lange los, aber das Gefühl der Hilflosigkeit, selbst kleine Kanten als kaum überwindbar kennenzulernen, hat er nicht vergessen.

Text: / handwerksblatt.de

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