Kein Hygienevorteil durch Handschuhe
Handschuhe bringen beim Verkauf von Backwaren keinen hygienischen Vorteil. Bargeld ist weniger mit Keimen belastet als gedacht. Das hat eine bundesweite Untersuchung in Bäckereien ergeben.
Lecker sind die Brötchen aus einer Handwerksbäckerei. Aber sind sie auch hygienisch, wenn die Verkäuferin die Brötchen ohne Handschuhe anfasst und vorher kassiert hat? Ja, sagen Bäckerhandwerk und Berufsgenossenschaft. Und für die Haut der Verkäuferinnen und Verkäufer sei es sogar besser, auf die Handschuhe zu verzichten und sich stattdessen regelmäßig die Hände zu waschen.
Die Proben wurden in bundesweit 44 Handwerksbäckereien direkt aus dem Verkauf genommen, um die tatsächlich auftretende Keimbelastung auf Backwaren und auf Bargeld zu untersuchen. Anlass der Untersuchung war die auffällig hohe Zahl an Hauterkrankungen unter den Bäckereifachverkäufern.
Regelmäßiges Händewaschen ist besser
Das Ergebnis ist erstaunlich: "Die Untersuchung hat ergeben, dass die Oberfläche von Backwaren kaum mit Keimen besiedelt ist. Deshalb macht es keinen wesentlichen Unterschied, ob das Verkaufspersonal Handschuhe benutzt oder nicht. Regelmäßiges Händewaschen ist genauso gut geeignet, führt jedoch zu deutlich weniger Hauterkrankungen als das Tragen von wasserundurchlässigen Handschuhen," erklärt Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Das liege daran, dass Bargeld in Deutschland weitaus weniger mit Keimen belastet ist als bisher angenommen.
Konkrete Zahlen zur Bakterienbelastung: Die Oberfläche von Backwaren aus Bäckereien, die Handschuhe verwenden, liegt durchschnittlich bei 15,1 Bakterien/cm2. Werde auf Handschuhe verzichtet, betrage der Wert 14,8 Bakterien/cm2, so die Studie. "Beide Werte liegen im unbedenklichen Bereich", sagt die Berufsgenossenschaft. Das Tragen von Handschuhen bringe also keinen Vorteil für die Hygiene, sondern könne vielmehr der Gesundheit des Personals schaden und die Umwelt unnötig belasten.
Die Untersuchung soll 2018 in Filialen von Großbäckereien fortgesetzt werden.
Die Untersuchung hat auch ergeben, dass auch Münzen und Scheine bis 10 Euro kaum mit Keimen besiedelt sind. Die Werte liegen im Schnitt bei unter 20 Keimen/cm2.
Nur der 5-Euro-Schein sei im Durchschnitt etwas höher belastet, 5 Prozent wiesen Werte über 200 Keime/cm2 auf. Dr. Roland Sohmen von der BGN stellt klar: "Auch der höhere Wert auf dem 5-Euro-Schein bietet mit Blick auf Kontaminationsraten von Oberflächen der "Umwelt" keinen Anlass zur Sorge. Die Lebensmittelsicherheit ist nicht in Gefahr."
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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