Hilfreiches Assistenzsystem für die Ausbildung
Nicht jedem Jugendlichen fällt der Einstieg ins Berufsleben leicht. Die Bundesagentur für Arbeit kann Betriebe und Lehrlinge organisatorisch unterstützen. Ein hilfreiches Instrument ist die Assistierte Ausbildung.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Einstieg in die Ausbildung
Beim Starten kann der Motor schon mal stottern. Das hat Ausbilder Frank Schäpers mit seinem Lehrling Angesom Habteselassie erlebt. Seit Sommer 2016 machtr der junge Eritreer eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei der Autohaus Dieter Hartmann GmbH. 2012 ist er als Jugendlicher vor dem Terror in seinem Heimatland geflohen. Inzwischen ist Angesom Habteselassie seit drei Jahren in Deutschland. Er geht regelmäßig zum Sprachkurs, kann sich passabel verständigen. Genau darin lag anfangs das Problem. "Wenn man ihm etwas aufgetragen hat, antwortete er mit ja und wir dachten, dass er alles verstanden hat. Aber dann hat er doch etwas ganz anderes gemacht", erklärt Frank Schäpers.
Berufsschule könnte schwierig werden
Der Kfz-Meister ist überzeugt davon, dass der 19-jährige Eritreer die Lehre schafft. "Handwerklich mache ich mir keine Sorgen, aber in der Berufsschule könnte es schwierig für Angesom werden." Zunächst wollte Frank Schäpers ihm den Druck einer Ausbildung nehmen. Doch erst als der Lehrvertrag unterschrieben war, hat er von der Einstiegsqualifizierung – einem von der Bundesagentur für Arbeit (BA) geförderten Langzeitpraktikum – erfahren. Leider zu spät! Inzwischen haben beide Seiten gefunden, was Angesom Habteselassie doch noch zum erfolgreichen Abschluss führen könnte: AsA.
Begleitung von der Ausbildungssuche bis zur Arbeitsaufnahme
"Die Assistierte Ausbildung – kurz AsA – ist eine Komplettbetreuung, die sich von der Ausbildungssuche bis zum erfolgreichen Abschluss der Lehre und zur Arbeitsaufnahme erstreckt", beschreibt Petra König, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Münster-Ahlen, das Förderinstrument der BA. Lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte junge Menschen werden individuell und kontinuierlich begleitet und gefördert, die Betriebe bei administrativen und organisatorischen Aufgaben unterstützt. Die Arbeitsagentur finanziert die Hilfsangebote. Deren Koordination übernimmt ein Träger. Betrieb und Lehrling sollten sich aber bewusst sein, dass die Betreuung sehr intensiv ist, betont Petra König. "Wenn die anderen Auszubildenden nachmittags frei haben, müssen die AsA-Teilnehmer noch Zeit investieren."
Neben der Einstiegsqualifizierung und der Assistierten Ausbildung gibt es noch ein weiteres Förderinstrument der BA. Wenn schlechte Noten oder andere Hindernisse den Erfolg der Ausbildung gefährden, können ausbildungsbegleitende Hilfen beantragt werden. Folgende Angebote sind für Auszubildende verfügbar: Nachhilfe in Theorie und Praxis, Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, Nachhilfe in Deutsch, Unterstützung bei Alltagsproblemen, vermittelnde Gespräche mit Ausbildern, Lehrkräften und Eltern. Alle Maßnahmen zahlt die BA. Betriebe können sich kostenfrei an den Arbeitgeberservice der BA wenden unter der Telefonnummer 0800/455 55 20.
Neun Helfer für Angesom
Angesom Habteselassie erhält unter anderem fachliche Nachhilfe, Sprachunterricht und pädagogische Begleitung. Frank Schäpers zieht ein DIN-A4-Blatt hervor, auf dem er sich viele Namen und Nummern notiert hat. Die Arbeitsagentur ist dabei, die Diakonie, die Stiftung Handwerk und Bildung West. "Neun Leute kümmern sich um Angesom. Das ist der Wahnsinn!" Bevormundet fühlt er sich davon in der Ausbildung nicht. "Wenn man den Schritt macht, einen Flüchtling auszubilden, dann sollte man auch den nächsten Schritt machen und die angebotene Hilfe beanspruchen."
Der Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen widmet sich die Initiative VerA. Das Besondere daran ist das Tandem-Modell: Jeder hilfsbedürftige Auszubildende erhält individuelle Unterstützung durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter des Senior Experten Service (SES). Bei VerA handelt sich um ein deutschlandweites Angebot für Auszubildende aller Berufe. Die Initiative hilft bei Problemen in der Berufsschule, im Ausbildungsbetrieb und im persönlichen Umfeld.
Fach- und Führungskräfte nur aus dem eigenen Haus
Das Autohaus Hartmann expandiert. Man braucht kompetente neue Köpfe. Doch mit externen Bewerbern ist Frank Schäpers zuletzt schlecht gefahren. "Ganz grausam", bringt er seine Eindrücke auf den Punkt. Also werden die künftigen Fach- und Führungskräfte nur noch selbst herangezogen. Da kommt ihm ein motivierter junger Mann aus Eritrea sehr gelegen. Und die Aussichten sind vielversprechend. "Wenn er unsere Sprache besser spricht und die Gesellenprüfung besteht, dann stehen ihm bei uns alle Türen offen. Oder, Angesom?" Der junge Eritreer nickt und überlegt kurz, bevor er antwortet: "Ich würde gerne hier bleiben. Kfz-Mechatroniker ist mein Traumjob."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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