So wehren Sie sich gegen eine schlechte Bankberatung
"Die große Blamage" titelte die Zeitschrift "Finanztest" den Artikel zu ihrer Untersuchung zur Qualität der Anlageberatung von Banken und Sparkassen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Banken und Kredite: Was Handwerker wissen müssen
Das Ergebnis: Bei 147 in Filialen durchgeführten Beratungsgesprächen erreichten nur drei von 21 Geldinstituten die Note "befriedigend". Die schlechte Beratung kann teuer werden.
Häufige Ursache der Qualitätsmängel ist, dass viele Anlageberater zu wenig auf die individuellen Voraussetzungen und Wünsche ihrer Kunden eingehen und einfach die aktuellen Standardangebote aus der Schublade ziehen. Doch damit muss sich kein Anleger abspeisen lassen. Wirkungsvolle Gegenmaßnahme: Sparer sollten dem Berater von Anfang an signalisieren, dass er einem kritischen Kunden gegenübersitzt, der seine Empfehlungen auf den Prüfstand stellen wird. Die Bank "Ing-Diba" empfiehlt vier kleine Kniffe, mit denen Anleger diese Botschaft deutlich vermitteln können.
1. Checkliste mitbringen
Vor jeder Anlageberatung sollten Verbraucher sich genau überlegen, welches konkrete Ziel sie mit der Anlage verfolgen und ob sie absolut sicher investieren oder für höhere Ertragschancen auch bestimmte Anlagerisiken akzeptieren wollen. Bei dieser Vorbereitung kann zum Beispiel die von den Verbraucherzentralen bereitgestellte Checkliste zur Geldanlage wertvolle Hilfe leisten. Egal, ob komplett oder nur teilweise ausgefüllt, sollte sie im Beratungsgespräch auf den Tisch gelegt werden. Ein klares Signal an den Berater, dass er es mit einem Kunden zu tun hat, der sich im Vorfeld schon vorbereitet hat und weiß, welche Punkte als Basis für eine gute Beratung abgefragt werden müssen.
2. Marktkenntnis signalisieren
Dank Internet können Anleger sich heute schnell einen Überblick über die aktuelle Zinslandschaft verschaffen. Soll es im Beratungsgespräch um eine einfache Festzinsanlage gehen, liefern Vergleichsportale die nötigen Vorabinformationen für bestimmte Anlagebeträge und Laufzeiten. Daran sollte das Angebot der Bank gemessen werden. Bei komplexeren Beratungsthemen, wie etwa der Altersversorgung, lohnt es sich, im Vorfeld zum Beispiel das "Finanztest"-Online-Archiv nach entsprechenden Produkttests und Fachartikeln zu durchforsten. Die wichtigsten Informationen sollten dann ausgedruckt und zum Beratungsgespräch mitgebracht werden. Der Berater wird sich dann gut überlegen, welche Aussagen er zur Marktsituation und der Qualität von Produkten macht.
3. Überprüfung ankündigen
Bei wichtigen Anlageentscheidungen sollte dem Berater von vornherein signalisiert werden, dass es beim ersten Beratungsgespräch nicht zur Vertragsunterschrift kommen wird. Für den Fall, dass die Anlageempfehlungen einer zweiten Meinung Stand halten, etwa der eines unabhängigen Geld-Experten einer Verbraucherzentrale, wird das Geldinstitut dann eben etwas später zum Zuge kommen. Kundenfreundliche Berater sollten dafür Verständnis haben.
4. Beratungsprotokoll aktiv mitgestalten
Schon beim Einstieg in das Beratungsgespräch sollten Anleger ihrem Gegenüber klar machen, dass sie auf dem Laufenden sind, was ihre Anlegerrechte angeht. Das gelingt aktuell recht leicht mit der Frage, in welcher Weise der Berater das seit Jahresbeginn bei Wertpapierberatungen gesetzlich vorgeschriebene Beratungsprotokoll erstellen wird. Und in welcher Form es dann der Kunde erhält. Auch während des Gesprächs sollte der Anleger gezielt die Protokollierung bestimmter Beratungsaussagen einfordern. Diese könnten "im Falle eines Falles" schließlich auch rechtlich relevant werden.
Tipp
Gerät ein Berater durch gezielte Nachfragen des Anlegers fachlich ins Schlingern oder wird er unfreundlich, sollten Kunden sich lieber nach einem anderen Ansprechpartner innerhalb des Instituts oder gleich nach einer anderen Bank umschauen. Qualifizierte und souveräne Berater sollten gut mit der Herausforderung leben können, dass ihnen Kunden bei wichtigen Geldgeschäften auf Augenhöhe begegnen.
Text:
Ulrike Lotze /
handwerksblatt.de
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