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HWK Koblenz | März 2025
Handwerk einfach auf Augenhöhe erklären
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Warum nur noch jeder vierte Mittelständler für Investitionen einen Kredit bei einer Bank oder Sparkasse aufnimmt und warum das laut einer aktuellen KfW-Studie ein Problem sein kann.
Immer mehr Handwerker, Einzelhändler, Gastronomen und andere Mittelständler in Deutschland verzichten bei der Finanzierung ihrer Investitionen auf Bankkredite. Ihr Anteil hat sich in den vergangenen 20 Jahren nach Angaben der KfW fast halbiert – von 40 Prozent im Jahr 2004 auf 23 Prozent im Jahr 2023.
Vor der Finanzkrise im Jahr 2009 hätten noch mehr als ein Drittel der Mittelständler Kreditverhandlungen mit Banken und Sparkassen geführt, wenn sie investieren wollten. Seit 2014 sei der Anteil aber kontinuierlich gesunken. "Im Jahr 2023 lag der Wert mit 25 Prozent so niedrig wie nie zuvor", meldet die KfW. Die sinkende Neigung zu Kreditverhandlungen zwischen 2014 bis 2021 sei überraschend, da die Zinsen damals "außerordentlich niedrig waren und der Kreditzugang gut". Immerhin 67 Prozent der Kreditanfragen waren 2021 erfolgreich.
Die KfW führt verschiedene Ursachen für die seit Jahren sinkende Nachfrage des Mittelstands nach Krediten an. Dazu gehören das Alter der Inhaberinnen und Inhaber, die Bürokratie und auch eine gute Eigenkapitalquote in den Unternehmen.
In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Mittelständler stärker um eine Konsolidierung ihrer Bilanzen bemüht. Auch, weil strengere Eigenkapitalvorschriften für Banken den Kreditzugang erschwert haben. Die Unternehmen haben ihre Eigenkapitalquoten seitdem kontinuierlich erhöht: "Während die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand 2002 noch 18,4 Prozent betrug, lag sie 2023 bei 30,6 Prozent. Viele Unternehmen wollen inzwischen Investitionen aus eigener Kraft stemmen und sich nicht verschulden", so die KfW.
36 Prozent der mittelständischen Unternehmen sagte im Jahr 2023, auf einen Kredit zur Investitionsfinanzierung zu verzichten, um Schulden zu vermeiden.
Im Jahr 2024 waren 54 Prozent der mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer 55 Jahre oder älter. Vor 20 Jahren waren es nur 20 Prozent. Ältere Inhaber und Inhaberinnen sind bei der Finanzierung von Investitionen zurückhaltender als jüngere.
Die KfW führt das auf die Nachfolgethematik zurück: "Das kann damit zu tun haben, dass sie vor dem Ausscheiden aus dem Unternehmen keine langfristigen finanziellen Verpflichtungen eingehen wollen, oder dass sie noch keinen Nachfolger gefunden haben und die Zukunft des Unternehmens offen ist."
Nachfolgeexperten waren allerdings: Ein Investitionsstau während der Vorbereitung eines Übergabeprozesses - etwa bei Marketing, Controlling und Digitalisierung - ist schwierig, wenn man dem Nachfolger oder der Nachfolgerin ein attraktives, florierendes Unternehmen übergeben möchte.
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Die Bankenregulierung ist gestiegen und Kreditinstitute fordern von ihren Schuldnern deutlich mehr Informationen ein als früher. Was für die Kreditantragsteller einen höheren zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeutet. Auch dies könnte laut KfW ein Grund dafür sein, wieso auf eine Kreditfinanzierung verzichten.
"Der schleichende Rückzug der Unternehmen lässt sich schon länger beobachten. Zuletzt haben drei Viertel der mittelständischen Investoren gänzlich auf Bankkredite verzichtet. Es ist allerdings unklar, wie dauerhaft diese Zurückhaltung anhalten wird", sagt Dr. Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei KfW Research.
"Grundsätzlich sind Finanzierungsfragen unternehmensspezifische Entscheidungen, ein generelles Falsch oder Richtig gibt es nicht", betont KfW-Ökonom Dr. Michael Schwartz. Werden Investitionen allerdings nicht angegangen oder verschoben, weil eine Fremdfinanzierung im Allgemeinen oder eine Kreditfinanzierung im Speziellen nicht gewollt ist, so kann das langfristig negative Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens haben."
Schwartz befürchtet, dass sich eine breite ablehnende Haltung gegenüber Bankkrediten auch bremsend auf die Transformationsanstrengungen des Landes auswirken könnte.
Quelle: KfW
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