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HWK Trier | November 2024
Ruhe und Geduld sind seine Geheimwaffen
Der Lehrling des Monats der Handwerkskammer Trier heißt Jonas Bastgen. Er ist der einzige Büchsenmacherlehrling in der Region Trier.
Die japanische Brennstoffzelle Toyota Mirai fährt zwar rein elektrisch, tankt jedoch Wasserstoff. (Foto: © Toyota)
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Mit dem Toyota Mirai präsentieren die Japaner ihr neues Brennstoffzellenauto in der zweiten Generation. Der Mirai verfügt über eine hohe Reichweite und will eine saubere Alternative zur reinen Elektromobilität sein. Wir haben den Praxistest gemacht!
Rein batteriebetriebene Elektroautos haben auf der Kurzstrecke oder dem Weg zur Arbeit durchaus ihre Vorteile. Geht es mit ihnen dagegen auf die große Reise, müssen zumeist lange Wartezeiten beim Stromzapfen an einer Ladesäule einkalkuliert werden. Saubere Alternativen, wie der Toyota Mirai, kennen das Problem nicht. Denn der Mirai (japanisch für Zukunft) ist eine Brennstoffzelle und kommt mit einer Tankfüllung bis zu 650 Kilometer weit. Neben der hohen Reichweite dauert das Nachtanken außerdem nur gut dreieinhalb Minuten, also genauso lange wie bei einem konventionellen Benziner oder Diesel.
Zwar ist der Japaner ebenfalls ein Elektroauto, doch tankt er Wasserstoff und erzeugt seinen Strom selbst. Zur Stromerzeugung dient bordeigenes Kraftwerk, die sogenannte Brennstoffzelle. Außerdem ist der Mirai ein sauberes Auto, weil beim Fahren als einziges Abfallprodukt lediglich Wasser aus seinem Auspuff entweicht. Daher emittiert er Null Emissionen und gilt als eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Elektrofahrzeugen. An der Brennstoffzellentechnik hält Toyota übrigens schon seit 2015 fest. Die Japaner sind auf diesem Gebiet ein Vorreiter, genauso wie einst bei den Hybriden.
Mittlerweile befindet sich der Mirai in der zweiten Generation und ist zu einer stattlichen Mittelklasselimousine herangewachsen. Er steht auf einer neuen Plattform mit gut fünf Metern Länge und ist mit seiner coupéhaften Formensprache im Vergleich zum ersten Mirai ein echter Hingucker geworden. Aber nicht nur die Optik hinterlässt einen attraktiveren Eindruck, auch der Preis: Mirai Nummer zwei startet bei knapp 53.700 Euro netto und ist um 20 Prozent günstiger als sein Vorgänger. Da vom Grundpreis noch die Förderprämie von 7500 Euro abgezogen werden muss, ist der aktuelle Mirai nun zu einer bezahlbaren Alternative geworden.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger arbeitet auch die Technik effizienter. So rückte die Brennstoffzelle von den Vordersitzen unter die Motorhaube und baut im neuen Modell kompakter. Das bringt mehr Platz im Innenraum und senkt nochmals das Geräuschniveau beim Fahren. Der Unterschied ist aber nur beim genauen Hinhören wahrnehmbar, denn schon der alte Mirai war bereits ein sehr leises Auto.
Mit 182 PS leistet der Elektromotor im Mirai nun 30 PS mehr als zuvor und die Reichweite hat sich von 500 auf maximal 650 Kilometer immens erhöht. Der hohe Aktionsradius nimmt dem Mirai-Fahrer die Reichweitenangst, Fahrer von reinen E-Autos müssen dagegen wesentlich früher wieder an die Steckdose zurück. Hinzu kommt deren stundenlanges Laden, während der Toyota nach dem Zapfen von Wasserstoff in gerade einmal drei bis fünf Minuten wieder aufgetankt ist. Somit ist der Mirai genauso schnell wieder einsatzbereit wie ein konventioneller Benziner oder Diesel. Das Besondere daran: Der Treibstoff wird beim Mirai mit 700 bar Druck in die 5,6 Kilogramm großen Tanks gepresst. Das Tanken selbst gilt als narrensicher, da die H2-Zapfsäule mit der Brennstoffzelle kommuniziert. Auch ein Losfahren während des Tankvorgangs ist völlig ausgeschlossen, weil der Mirai während des Befüllens mit Wasserstoff erst gar nicht startet. Erst nach dem Ausklinken der Zapfpistole erhält der Japaner wieder sein Go und kann auf Strecke gehen.
Das Fahren mit dem Mirai ist genauso einfach wie mit einem Auto mit Automatikgetriebe. Und nach dem Einlegen der Fahrstufe D legt der Japaner leise surrend los. Die Kraftentfaltung ist ordentlich, weil der Elektromotor schon nach der ersten Umdrehung sein volles Drehmoment entfaltet. Im Falle des Mirai sind es 300 Nm, die an die Hinterachse weitergeleitet werden. Damit beschleunigt der Japaner gleichmäßig und in fast lautlosen 9,2 Sekunden von Null auf Hundert. Wenn es sein muss, ist der Toyota auf der Autobahn bis zu 175 km/h schnell. Anschließend schiebt die Elektronik einen schützenden Riegel vor, um die Reichweite nicht übermäßig zu strapazieren. Bei ruhiger Fahrweise sind in der Praxis übrigens gute 550 bis 620 Kilometer drin. Das ist sehr ordentlich.
Geht es um das Raumangebot, fällt die Bilanz jedoch ernüchternd aus. Vorne gibt es zwar genug Bewegungsfreiheit und der Fahrer und Beifahrer sitzen auf einem bequemen, weichgepolsterten Mobiliar. Hinten herrscht dagegen nur wenig Platz für die Knie und Köpfe der mitreisenden Gäste. Auch das Kofferraumvolumen fällt mit nur 300 Liter Fassungsvermögen bescheiden aus, obwohl es sich beim Mirai um ein riesiges Fünf-Meter-Auto handelt.
Der Grund für die Misere liegt an den drei großen Wasserstoff-Tanks, die im Fahrzeugboden verbaut sind. Hinzu kommt eine coupéförmige Dachlinie, die dem schicken Mirai hierbei zu einem Handicap wird. Auch das Multimediasystem zeigt leichte Schwächen, da sich die Menüführung als so manches Mal umständlich erweist uns eine Eingewöhnung erfordert. Dieses Manko versucht der Japaner aber mit einem exzellenten Fahrkomfort wieder wett zu machen. Und der ist richtig klasse: Der Mirai schwebt selbst über derbe Unebenheiten einfach hinweg und zeichnet sich als eine angenehme Reiselimousine aus. Von dem hohen Komfort können sich andere Mitbewerber in der gehobenen Mittelklasse eine große Scheibe von abschneiden.
Jedoch zählt der Mirai zu einer Minderheit in der automobilen Welt. Der einzige Konkurrent des Mirai kommt mit dem Hyundai Nexo aus Korea. Mercedes hatte zwar mit dem GLC F-Cell ebenfalls eine Brennstoffzelle im Angebot, jedoch den Verkauf längst eingestellt. Und Honda traute sich mit seinem Wasserstoffauto Clarity erst gar nicht nach Europa. Den Clarity gibt es einzig und allein in Nordamerika und Japan und das auch nur in homöopathischen Dosen. Scheinbar hat die restliche Automobilwelt das Interesse an der Brennstoffzelle verloren.
An den Betriebskosten kann es jedenfalls nicht liegen. Der Toyota kommt mit knapp einem Kilogramm Wasserstoff etwas mehr als 100 Kilometer weit. Das Kilo kostet an den öffentlichen H2-Zapfpunkten günstige 9,50 Euro. Somit liegt der Kraftstoffpreis also in einem überschaubaren Rahmen. Vielmehr ist das dünne Tankstellennetz ein Hinderungsgrund. Bundesweit sind es aktuell sind es gerade einmal nur knapp über 100 Stück. Es werden aber täglich mehr.
Verglichen mit Gesamteuropa stehen wir mit dieser Bilanz sogar noch recht gut da. Dort gibt es in den einzelnen Ländern gerade einmal zwei Handvoll an Wasserstofftankstellen. In Frankreich ist die Anzahl dagegen so gering, dass man mit dem Mirai dorthin nicht ohne Versorgungsangst in Urlaub fahren möchte. Bleibt abzuwarten, wie weit die Infrastruktur an Wasserstoff zukünftig voranschreitet. An der alternativen Technik kann es jedenfalls nicht liegen. Die funktioniert im Japaner genauso reibungs- und problemlos wie bei jedem anderen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Nur mit dem Unterschied, dass der Mirai wesentlich umweltfreundlicher fährt. Vorausgesetzt der Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien hergestellt.
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