Der Weiße Turm wird mit einer Höhe von 30 Metern das weltweit höchste digital gedruckte Gebäude sein.

Der Weiße Turm wird mit einer Höhe von 30 Metern das weltweit höchste digital gedruckte Gebäude sein. (Foto: © Benjamin Dillenburger / Michael Hansmeyer, ETH DBT)

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Weißer Turm von Mulegns: Europas höchster 3D-Druck

Panorama - Reise

Das malerische Dorf Mulegns an der Julierpassstrasse im Schweizer Kanton Graubünden ist derzeit die aufregendste Baustelle in den Alpen. Inmitten historischer Bauten wird ein Zuckerbäckerturm errichtet.

Mulegns, eines der kleinsten Dörfer der Schweiz, erlebt eine bemerkenswerte Transformation. In dem malerischen, kaum noch besiedelten Bergdorf am Fuße des Julierpasses, bekannt für seine Zuckerbäckervillen und Bauernhäuser, wird ein außergewöhnliches Bauprojekt realisiert. Eine alte Fuhrhalterei wird zum architektonischen Herzstück des historischen Viertels und dient als Fundament für den Weißen Turm*.

Mit einer Höhe von 30 Metern wird dieser das weltweit höchste digital gedruckte Gebäude sein, realisiert in enger Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und der Kulturstiftung Origen. Diese Stiftung hatte bereits mit dem Roten Turm auf dem Julierpass internationale Aufmerksamkeit erregt.

Turm-Bauarbeiten bis Spätherbst 2024 verlängert

Der Weiße Turm ist als vielfältiger kultureller Ort geplant, der Raum für Kunstinstallationen, Hörspieltouren und Theateraufführungen bieten soll. Die Bauarbeiten am sogenannten Zuckerbäckerturm sind in vollem Gange: Weiße, filigrane, digital gedruckte Strukturen, die organisch verdreht wirken und an die Fantasiewelten von Gaudí erinnern, werden mithilfe eines Krans Stockwerk für Stockwerk aufeinander gesetzt.

Der Turm wird dabei zunehmend lichter und leichter, bis am Ende eine Kuppel das Bauwerk krönen wird. Der 3D-Druck spart Material, macht Schalungen überflüssig, ermöglicht modulare Designs und senkt die Transportkosten durch die lokale Fertigung. Er wird so gestaltet, dass er einfach abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden kann. Die Fertigstellung war zunächst für Juni 2024 geplant, wurde nun aber in den Spätherbst 2024 verschoben. Der Abbau ist für 2028 vorgesehen.

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Von der Veranda des Post Hotel Löwe aus lässt sich die Turmbaustelle beobachten. Das Hotelensemble, bestehend aus zwei Schmieden, Pferdeställen, einer Wagenremise, einem Elektrizitätswerk und einem Telegrafenamt, stand lange Zeit vor einer ungewissen Zukunft und schien dem Verfall preisgegeben.

Historisches Post Hotel Löwe in Mulegns restauriert

Doch vor fünf Jahren erwarb die Kulturstiftung Origen das historische Haus und begann sofort mit umfassenden Sanierungsmaßnahmen. Heute erstrahlt der Hotelpalast in neuem Glanz und bietet luxuriöse Suiten, die einen fürstlichen Aufenthalt versprechen.

Seine Blütezeit erlebte das Hotel während des Bädertourismus im Engadin. Vor über 100 Jahren reisten die Besucher noch mit der Kutsche ins Engadin und übernachteten selbstverständlich im "Löwen". Mulegns war neben Churwalden und Tiefencastel einer der drei Orte, an denen die Pferdegespanne gewechselt wurden. Zu den bekanntesten Gästen dieser Zeit gehörten Albert Schweitzer, Wilhelm Conrad Röntgen und Prinzessin Mary – die spätere Queen Mary und Großmutter von Elisabeth II.  

Weiße Villa: Bald Zuckerbäckermuseum und Café

Aktuell verhüllt ein Planenkleid die Weiße Villa in Mulegns, die auf ihre Fassadenrenovierung wartet, nachdem sie im August 2020 um mehrere Meter verschoben wurde. Die historische französische Villa wird künftig ein Zuckerbäckermuseum, ein Café und eine Bäckerei beherbergen, die das Zuckerbäckerhandwerk der einstigen Bündner Emigranten zelebrieren.

Erbaut wurde die Weiße Villa im Jahr 1856 von dem renommierten Architekten Jean Baptiste Lafargue für den berühmten Zuckerbäcker Jean Jegher.

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Zuckerbäckervillen: Bündner Emigrationsgeschichte wiederbelebt

Die Zuckerbäckervillen in Mulegns erzählen von der jahrhundertealten Emigrationsgeschichte der Bündner. Die Familien Jegher und Poltera wanderten nach Bordeaux aus und eröffneten dort erfolgreiche Cafés und Konditoreien.

Mit dem in Frankreich erwirtschafteten Vermögen bauten sie prächtige Villen in ihrem Heimatdorf Mulegns, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Dank der Kulturstiftung Origen wird diese faszinierende Geschichte nun wieder lebendig und für Besucher erlebbar.

*In der Schweiz gibt es kein ß, hier schreibt man weiss mit ss.

Quellen: www.myswitzerland.com; Origen

Programm in MulegnsBaukultur-Führung zum Weißen Turm: 1. Juli bis 20. Oktober 2024 | täglich 11 + 13 Uhr
Führung zur Zukunft der Weißen Villa:  19. | 26. Juli | 2. | 9. August 2024 | 13 Uhr
Restaurantbetrieb: Mo + Di 10 – 17 Uhr | Mi – So 10 – 23 Uhr (warme Küche 12 – 14 Uhr | 18 – 21 Uhr)
Hotelbetrieb: ab 1. Juli 2024 | Preis DZ: CHF 290 – 490 (inkl. Frühstück) | Reservation: hotel@origen.ch
Musiktheater:  18. – 20. | 25. – 27. Juli 2024 | 1. – 3. | 8. – 10. August 2024 | 17 Uhr
Vortrag zur Geschichte d. Hotel Löwe: 18. | 25. Juli | 1. | 8. August 2024 | 13 Uhr
Vortrag zur Zuckerbäcker-Forschung:  20. | 27. Juli | 3. | 10. August 2024 | 13 Uhr

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Text: / handwerksblatt.de

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