Die Stadt Benidorm ist stolz auf das Weihnachtsgeschenk aus Brüssel: Ausgezeichnet mit dem Titel "Europäischer Pionier des Smarten Tourismus 2025" feiert sich die Ferienmetropole im neuen Jahr. Und das zu Recht.
Sage und schreibe2,7 Millionen Touristen suchen die flächenmäßig kleine Stadt pro Jahr heim. Benidorm zählt nur70.000 Einwohner und präsentiert sich als die Stadt mit derhöchsten Hochhausdichte der Welt auf gerade mal 38,5 Quadratkilometern. Die Stadt an der Costa Blanca ist einer der Touristenmagneten in Spanien schlechthin.
Die architektonische Gigantomanie aus den 70er Jahren hat mit Blick auf die grüne Expertise heute ganz klare Pluspunkte. Die Versorgung der Bevölkerung ist nachhaltig, kurze Wege, weniger Energieverbrauch. Benidorm wirtschaftet vor allem wesentlich wassersparender als die kleinen und größeren Geschwister an der Costa Blanca, Städte und Dörfer, die heftig unter dem Wassermangel leiden, zumindest in den Sommermonaten.
Benidorm hat es geschafft. Der Wasserverbrauch ist in den vergangenen 25 Jahren um 18 Prozent reduziert worden, obwohl die Bevölkerung um 40 Prozent gewachsen ist und die Zahl der Übernachtungen um 26 Prozent zugenommen hat. Die Wassereffizienz des integrierten Wasserkreislaufes liegt bei 96 Prozent. Nicht nur, dass die Müllabfuhr fix ist und in vier Stunden die Stadt gesäubert hat, die Reinigungskräfte benutzen nur recyceltes Wasser oder Meeresfiltrat. Der typische Benidorm-Tourist läuft zu Fuß oder fährt Fahrrad. Tempolimit 10 km/h ist keine Ausnahme. Der Vorteil: Alles läuft trotz der vielen Besucher entschleunigter ab. Für Behinderte mit Rollstühlen oder Gehhilfen hat die Stadt die Bürgersteige und Kanten abgeflacht.
Über 15 Millionen Übernachtungen im Jahr, 2,7 Millionen Reisende – und das bei einer Zufriedenheit, die bei 78 Prozent liegt. Diese liegt 18 Prozent höher als im Jahr 2019, das haben die Stadtväter erhoben. Der Flughafen von Alicante liegt sozusagen ums Eck. Vom Bahnhof der großen Verwaltungsstadt der Costa Blanca kommt der Reisende in 35 Minuten im schicken spanischen Schnellzug AVE in 35 Minuten in Benidorm an. Die Shuttledienste vom Flughafen brauchen ungefähr genauso lang.
Es sind vor allem die Briten, die Benidorm lieben und zahlenmäßig die größte Touristengruppe bilden. Mehr als 300 Sonnentage ziehen die Urlauber von der Insel an, natürlich die wunderbare spanische Gastronomie, die nicht nur Sergio Garrido von der Grupo Aurrera als Tapas-Künstler versteht. Auch Roberto Atzeni, der Chefkoch vom Malaspina im Mecure Hotel Benidorm ist ein Könner seines Fachs und Magnet für viele Touristen nicht nur von der Insel. Vor allem wegen seiner schwarzen Fiduea, der typischen Nudelpaella der Region.
Die leckersten Churros isst man bei Rafael's Churreria. Die langen Teigwürste schmecken hervorragend zu warmer Schokolade und einer frisch gebrühten Tasse Kaffee. Das beste Eis der Stadt wiederum gibt es bei Familie Sirvent, die seit 70 Jahren strikt handwerklich arbeitet und weit über die Grenzen Benidorms hinaus bekannt ist. Unmittelbar am Sandstrand serviert der Juniorchef seine Spezialitäten.
Und damit sind wir bei einem weiteren Highlight in der Hochhausstadt. Benidorms Strand liegt den Touristen zu Füßen, keine große Bootsflotte oder lästiger Steinstrand trüben das Sonnen und Baden. In unmittelbarer Reichweite der vielen Bars, Restaurants und Hotels räkeln sich alle Nationen friedlich nebeneinander. Die Deutschen am Playa de Levante, die Engländer in der Rincon de Loix Zone und mittendrin am Playa de Poniente tummeln sich die spanischen Familien, mit den Niederländern und Belgiern.
Die ersten Touristen kamen in den 50er Jahren nach Benidorm. Damals zog der dünn besiedelte Küstenstrich vor allem deutsche Urlauber an. Die Hotelbebauung entwickelte sich kontinuierlich und schließlich sogar rasant. Vor 1950 gab es drei Hotels, 1966 bereits 31 Häuser, die ganze Entwicklung hat sicherlich auch der Reiseveranstalter TUI beschleunigt, der Benidorm in den 60er Jahren als Reisemarkt entdeckt hatte. In den 70er Jahren kehrten die Deutschen Benidorm den Rücken. Warum? Daran scheiden sich die Geister. Der Bau in die Höhe, der Wassermangel um 1978 oder die britischen Touristen, die nun Benidorm entdeckten, könnten die Gründe für das Wegbleiben der deutschen Urlauber sein. Lucho Perez, Pressesprecher der Urlaubsmetropole, erläutert, dass die Deutschen zurückgewonnen werden sollen. Seine Marketing-Präsenz in Deutschland belegt das erklärte Ziel der Stadtväter.
Albert Becker, Zahnarzt aus Hamburg, war ein deutscher Benidorm-Pionier. Mit seiner Frau Uta entdeckte er Benidorm noch vor den großen Bauprojekten in den 50er Jahren. Er schoss eine Unzahl an Fotos in den Folgejahren, die schließlich dem Rathaus Jahrzehnte später gespendet wurden. Pferdekarren statt Range Rover. Polizisten mit weißen Helmen bei der Verkehrsregulierung. Daneben Wasserhändler mit ihren Bottichen, die damals eimerweise die lebenswichtige Flüssigkeit verkauften. All das ist längst Geschichte. Benidorm hat heute keine Wasserprobleme mehr, und erst recht keine mit reisefreudigen Touristen. Das ist in Spanien in der Tat nicht überall der Fall!
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