Leichen pflastern ihren Weg
Die Englische Riviera punktet mit ihrer Landschaft und der spannenden Geschichte einer weltberühmten Serientäterin. Seinen 125. Geburtstag feiert der Küstenort Tourquay mit einem bunten Festival.
Agatha Christie gibt der Welt Rätsel auf. Ausgestattet mit einem mörderischen Talent für spannende Kriminalgeschichten startet Agatha am 15. September 1890 an der Englischen Riviera in ein abenteuerliches Leben. Schauplatz der ersten Lebensjahre ist der malerische Küstenort Torquay in der Grafschaft Devon. Agatha Mary Clarissa Miller wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf.
Agatha Christies bekanntesten Figuren: Miss Marple und Hercules Poirot. Foto: © visitbritain In dem malerischen Küstenstädtchen kann die junge Lady ein ungezwungenes Leben führen. Zu ihren Lieblingsplätzen zählen "Meadfoot Beach" oder "Anstey’s Cove". "Sie wusste das Leben zu genießen", beschreibt der Stadtführer Alex Graeme bei einem Agatha-Christie-Rundgang die weltberühmte Autorin auch als eine begeisterte Schwimmerin, die diese idyllisch gelegenen Strände liebte.
Rendevouz mit mörderischen Folgen
Ein wenig versteckt bietet Anstey’s Cove im viktorianisch sittsamen Zeitalter auch Augenblicke amouröser Natur. "Agatha traf sich hier mit Amyas Borton zu einem Mitternachtspicknick", plaudert der Guide von Unique Devon Tours aus. "Auf einem Felsen sitzend, hielt sie Händchen mit Amyas Borton." Aus der jungen Liebe wird zwar nichts. Der Name Amyas aber taucht später wieder auf. In ihrem Roman "Das unvollendete Bildnis" wird der Maler Amyas mit geflecktem Schierling ins Jenseits befördert. "Der Tote in der Bibliothek" oder "Der Mann im braunen Anzug". Viele Spuren ihrer Kriminalgeschichten führen auf die Zeit in Torquay zurück. Das Konzerthaus "The Pavilion" wird für Miss Miller ein ganz spezieller Tatort. Am Ende eines Wagner-Konzertes im Jahr 1913 wirft sich der fesche Archie Christie hier auf die Knie und bittet die als etwas spröde geltende Agatha um ihre Hand. Nach dem "Ja-Wort" am 24. Dezember 1914 bleibt den Frischvermählten nicht viel Zeit. Mit nur einer Nacht Honeymoon im eleganten Grand Hotel muss Oberst Archibald Christie zurück an die Front.
Ein betäubend schöner Duft
Foto: © Alex Graeme Ehefrau Agatha schreibt derweil ihren ersten Roman. Gleichzeitig findet sie Arbeit in einer Apotheke. Arsen, Chlor, Nikotin, Morphin, Strychnin: Die Queen of Crime lernt in dieser Zeit akribisch alles über hochgiftige Substanzen und ihre Wirkung. Ohne dass ein Tropfen Blut fließt, vergiftet die Erfinderin der jungfräulich-schrulligen Miss Marple und des dicklichen Meisterdetektivs Hercules Poirot in mehr als 40 Romanen ihre unschuldigen Opfer. "Ich bin eine böse Frau", lacht sich Ali Marshall bei dem Satz selber halb schlapp. Die Chefgärtnerin von Torre Abbey stellt sich als glühende Verehrerin der "Giftmischerin Christie" vor. "Bei einem Gläschen Wein hatte ich die Idee, wie ich meine Leidenschaft mit meinem Job verbinden kann", erinnert sich die zierliche Frohnatur. Seit 2008 pflanzt Ali Marshall im Garten des 800 Jahre alten Klosters Giftpflanzen an. Der Garten zeigt eine Fülle mehr oder minder gefährlicher Pflanzen, die alle in den Werken Christies zum Einsatz kommen. Warum der Killer das Gift bevorzugt in einen Whisky oder Champagner rührte oder doch lieber das nichtsahnende Opfer giftige Dämpfe einatmen ließ? Die Expertin weiß zu jeder Pflanze eine faszinierende Geschichte zu erzählen. Liegt es an der fröhlichen Art von Ali Marshall oder dem zarten Duft einiger Pflanzen? Gut gelaunt verlässt man diesen farbenprächtigen Ort.
Ruhepol Greenway
Foto: © visitbritain Zurück zu Agatha: Die Ehe mit Archibald geht in die Brüche. Enttäuscht reist Mrs Christie mit dem Orientexpress in den Nahen Osten. Dort angekommen, verliebt sie sich in den Archäologen Max Mallowan. Nach mehreren Anträgen willigt die Kriminalerzählerin ein, den vierzehn Jahre jüngeren Max zu heiraten. Möglichen Widersachern nimmt sie gleich den Wind aus den Segeln: "Eine Frau, die mit einem Archäologen verheiratet ist, darf sich glücklich schätzen, denn je älter sie wird, desto interessanter wird sie für ihren Mann." Ab 1938 verbringt das Paar den Sommer auf dem bildschönen Landsitz "Greenway" am Ufer des Flusses Dart. Ehemann Max erwirbt das Anwesen für 6.000 Pfund. Die Umgebung inspiriert Agatha zu drei weiteren Kriminalgeschichten. Heute im Besitz des National Trusts warten in jedem Raum des Herrenhauses herzlich engagierte Volunteers auf ihre Gäste. Jeder Winkel und jedes Detail wird von den Herrschaften in den besten Jahren so liebenswert, so charmant und so herrlich britisch erklärt.
Am 12. Januar 1976 stirbt Agatha Christie. Ihr Leben und Wirken füllt ganze Bücherregale. Wer an ihrem 125. Geburtstag selbst an einem der schönsten Landstriche Englands auf Spurensuche gehen möchte, der wird nicht nur den Geist der Agatha Christie spüren, sondern schnell ihrem Charme und ihrem einzigartigen Humor erliegen. Todsicher!
englishriviera
Foto: Alex Graeme/visitbritain
Vom 11. bis 20. September feiert Torquay den 125. Geburtstag der Schriftstellerin. Besucher haben die Gelegenheit, auf der Agatha Christie Mile alles über die Autorin und ihre Wirkungsstätten wie das Grand Hotel (grandtorquay) oder das Imperial Hotel (thehotelcollection.co.uk/hotels/torquay-imperial-hotel/) zu erfahren (agathachristiefestival). Reiseangebote unter entdecken-sie-grossbritannien. Eine Fahrt mit dem Zug von Paignton nach Dartmouth sowie mit der Fähre (greenwayferry) nach Greenway ist ein Muss bei einer Stippvisite an der Englischen Riveria (dartmouthrailriver). Den besten Fisch gibt es im "Number 7 Seven" an der Beacon Terrace in Torquay. Eine Reservierung ist empfehlenswert (no7fish). Eine gute Adresse ist auch das „Elephant“ direkt nebenan mit Blick auf den Hafen (elephantrestaurant). Torre Abbey hat neben dem Giftpflanzengarten noch einiges mehr zu bieten. Das neue interaktive Museum des Klosters hält unterhaltsame Überraschungen bereit (torre-abbey).Informationen über das Festival, die Englische Riviera und rund um Großbritannien unter visitbritain
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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