Fallas: Mit Feuer in den Frühling
Valencia: Jedes Jahr im März feiert die Hauptstadt der autonomen Valencianischen Gemeinschaft die "Fallas", ein Mix aus Open-Air-Kunstausstellung, Volksfest und Jahrmarkt – mit heißem Ende.
Der frühe Morgen beginnt mit einem lauten Böller-Weckruf, der Höhepunkt des Frühlingsfestes Fallas naht. Das bestätigt das ohrenbetäubende Feuerwerk "Mascletà", das jeweils um 14 Uhr Menschenmassen auf der Plaza del Ayuntamiento, dem Rathausplatz, in den Bann zieht. Es knallt und zischt, donnernde Kanonenschläge lassen Gebäude und Menschen erzittern, Raketen explodieren im Sekundentakt am Himmel, die Luft ist pulverschwer. Eine Stadt im Ausnahmezustand!
Haushohe Figuren aus Pappmaché, Holz und viel Farbe
(Foto: © Jürgen Ulbrich) Weltberühmt sind die Fallas (von lat. facula, Fackel) für ihre zum Teil haushohen Figuren ("ninots") aus Pappmaché, Holz und viel Farbe, die Ereignisse oder Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft satirisch überspitzt und sehr frech aufs Korn nehmen. Ein Jahr arbeiten etwa 800 Comisiones falleras (Fallas-Vereine) in ihren Vierteln an der Fertigstellung der auch Fallas genannten Figurengruppen. Je nach Größe kosten sie über 100.000 Euro, Kinder haben eigene Fallas. Die fertigen Skulpturen werden in der Nacht zum 16. März während der "Plantà" auf den Straßen und Plätzen der Stadt platziert.
Verkehrschaos während der Fallas
Von der Falla Sueca Literato Azorín aufs Korn genommen: US-Präsident Donald Trump als Kreuzritter. (Foto: © Jürgen Ulbrich) Danach ziehen tausende Fallas-Mitglieder in der traditionellen Kleidung der jeweiligen Handwerkszunft des 18. und 19. Jahrhunderts durch die gesperrten Straßen – das Verkehrschaos ist perfekt. Die großen Fallas zählen rund 500 Mitglieder, es gibt aber auch deutlich kleinere. Alle Vereine finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge ab 30 Euro, nach oben hin ist keine Grenze gesetzt, Sponsoren sind willkommen.
Manolo García (59) ist Fallero und eine Mischung aus Architekt, Bildhauer und Maler, der auch als Bühnenbildner arbeitet. (Foto: © Jürgen Ulbrich) Manolo García (59) ist Fallero und eine Mischung aus Architekt, Bildhauer und Maler, der auch als Bühnenbildner arbeitet. "Gelernt habe ich Tischler", sagt er. Mit fünf Jahren habe er Anstreicher werden wollen, sah dann einen Tischler bei der Arbeit und erlernte das Gewerk.
2017 schmückte Garcías über 43 Meter hohe Holzskulptur "València, Ca la Trava", eine Satire auf die nie gebauten Projekte Valencias, den Rathausplatz. "Am Anfang ist die Idee, dann folgt der Entwurf, zuletzt die Umsetzung", so García.
Die Handwerkszünfte mittendrin
Tradition ist Trumpf: Die Fallas-Mitglieder huldigen der Jungfrau der Schutzlosen mit einer Blumenspende. (Foto: © Jürgen Ulbrich) Das Handwerk spielt in der Fallas-Historie eine herausragende Rolle. Im 18. Jahrhundert waren es Zimmermänner, die zum Winterende altes Holz verbrannten. So huldigten sie am 19. März ihrem Schutzpatron, dem Heiligen Josef. Schreiner, Maler, Ausstatter und interessierte Nachbarn stießen zu den Falleros. Zunächst wurden Stoffpuppen verbrannt, um Einstellung und Verhalten der Mitbürger zu kritisieren, später wurden die Figuren aufwendiger.
Weltliches und religiöses Spektakel
Auf der Plaza de la Virgen werden der Jungfrau der Schutzlosen und Schutzpatronin Valencias Blumenspenden dargebracht. (Foto: © Jürgen Ulbrich) Ebenso wie die Arbeit der Pyrotechniker, die mit ihren bis ins Detail geplanten Feuerwerken die Nächte zum farbenfrohen Spiel machen. So etwa auf dem Paseo de la Alameda jeweils um Mitternacht, aber auch in der "Nit del foc" ("Nacht der Feuer", 17./18. März) im trockengelegten Flussbett des Turia. Diesen weltlichen Spektakeln steht die religiös motivierte Blumenspende gegenüber, die auf der Plaza de la Virgen der Jungfrau der Schutzlosen und Schutzpatronin Valencias dargebracht wird. So entsteht ein 15 Meter hoher Blumenteppich als Mantel der verehrten Jungfrau. Heute gehören die Fallas zu Spaniens berühmtesten Festen, eine Million Besucher pro Jahr reisen an und bestaunen das einzigartige Spektakel, das seit 2016 zum immateriellen UNESCO Kulturerbe der Menschheit gehört.
Museumsplatz für beste Skulptur
(Foto: © Jürgen Ulbrich) Wenn am 17. März auf dem Rathausplatz der Gewinner des Wettbewerbs um die beste Falla bekanntgegeben wird, bleibt nur die Gewinner-Skulptur der Nachwelt im Fallas-Museum erhalten. Alle anderen werden am 19. März in der "Crema" zu Asche. Am Abend brennen zunächst die kleinen Fallas der Kinder – begleitet von deren Tränen. Danach folgen unter großem Publikumszuspruch die großen Fallas, gewaltig lodern die Flammenwände in den Himmel. Immer dabei: die Feuerwehr, um ein Übergreifen der Feuer auf Hab und Gut der Valencianer zu verhindern! Die planen längst die Fallas 2019.
Fallas-Infos: visitvalencia.com und fallasfromvalencia.com
Anreise: Flug mit Lufthansa oder Eurowings.
Schlafen: Ilunion Valencia Hotel, Valle de Ayora, 1, 46015 Valencia, Telefon: +34 963 99 74 00
Essen: LaLola Restaurante, Tujada del Toledà, 8, 46001 València, Telefon: +34 963 91 80 45. Wer Tapas essen möchte, ist in der Bar El Balconcillo, Carrer de Sant Ferran 4, Tel. +34 963 15 52 25, gut aufgehoben. Sehr gut, aber auch etwas teurer ist die Birlibirloque Bar, Calle de la Paz 7, Bajo, 46003 Valencia, Telefon: +34 960 64 44 59.
Immer einen Ausflug wert! Stadt der Künste und Wissenschaften und des Oceanografic
Die futuristischen Gebäude des valencianischen Architekten Santiago Calatrava haben sich längst zum Wahrzeichen Valencias entwickelt. Das beeindruckende Essemble beherbergt ein IMAX Kino (im Hemisfèric), und Europas größtes Aquarium – das Oceanogràfic, Ausstellungen zum interaktiven Lernen im Príncipe Felipe Wissenschaftsmuseum das avantgardistische Opernhaus – Palau deles Arts Reina Sofía, abgerundet durch die beeindruckende l’Assut de l’Or Brücke und die Agora.
Der Albufera Naturpark entführt in ein geschütztes Naturparadies aus Wasser, Dünen, Schilf und zahlreichen Wasservögeln nur 10 Kilometer ausserhalb der Stadt. Hier unweit der weiten Reisfelder, lassen sich die Ursprünge der Gastronomie Valencias und die Liebe zur Natur der Valencianos entdecken. Gutes Essen gibt es im Nou Racó Restaurant. Direkt am Restaurant kann man eine Bootsfahrt über das Binnengewässer buchen.
Text:
Jürgen Ulbrich /
handwerksblatt.de
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