Faaker See: Geheimtipp im Dreiländereck
Den Wörthersee kennt jeder. Doch sein kleiner Bruder, der Faaker See im Dreiländereck Österreich, Slowenien und Italien, ist fast noch ein Geheimtipp.
Er schimmert türkisgrün, ist 220 Quadratkilometer groß und der wärmste Badesee Kärntens – im Sommer kann der Faaker See bis zu 27 Grad haben. Motorboote sind hier verboten. Ein ideales Ziel für den Familienurlaub, wo Wassersport, Wandern und Bergsteigen wichtiger sind als der Trubel in Velden und Co. Hausberg ist der 2.145 Meter hohe Mittagskogel, der bis ins späte Frühjahr hinein mit seiner beschneiten Spitze ins Tal grüßt.
In dieser bezaubernden Landschaft liegt das Vier-Sterne-plus-Hotel Karnerhof am Seeufer, ein 100.000 Quadratmeter großes Ferienparadies mit Haubenküche, Privatbadestrand, Bootssteg, zwei Außenpools, Hallenbad, Sauna- und Wellness-Abteilung. Im Programm: geführte Wanderungen, Radtouren, Fahrradverleih, Segeln, Surfen, Stand-Up-Paddling, Kanu- und Kajakfahren sowie spezielle Angebote für Kinder (Bogenschießen, Ausflüge zu Tierparks, Picknick, Kinderdisco und vieles mehr).
Tagesausflüge, gespickt mit Geschichten aus dem Kalten Krieg
Frühstück auf der Terrasse vom Karnerhof mit Blick auf den Faaker See; Foto: Petr Blaha Der Hausherr Hans Melcher (72), selbst gelernter Koch, kümmert sich persönlich ums Wohl seiner Gäste. Dabei ist Salatmischen jeden Abend Chefsache: Jede Portion wird extra angerichtet. Seine besondere Liebe gehört dem italienischen Aceto Balsamico Tradizionale: Zweimal im Jahr fährt er nach Modena, um 200 Kilo dieses Edel-Essigs bei der Familie Malpighi zu kaufen. "Aceto wird in Kilo gemessen, weil er ein sehr hohes Gewicht hat", erklärt Melcher bei einer Verkostung.
Der vitale, sportliche Kärntner versteht es, seinen Gästen Lust auf die Erkundung der Umgebung zu machen. Er begleitet uns zu einem Tagesausflug ins geschichtsträchtige Dreiländereck Österreich, Slowenien und Italien. Im Kalten Krieg war das Grenzgebiet von strategischer Bedeutung: Unterhalb des Wurzenpasses in den Kärntner Karawanken hatte Österreich 1955 ein geheimes Netz von Bunkern, Stellungen und Sperren errichtet, die der kleinen neutralen Alpenrepublik nach Schweizer Vorbild einen Angriff und Durchmarsch durch fremde Truppen der NATO oder des Warschauer Pakts ersparen sollten. 1968 (bei der CSSR-Besetzung nach dem Prager Frühling) und 1991 (beim Bürgerkrieg in Jugoslawien) mussten tatsächlich Bundesheer-Soldaten nach Alarm die Wurzen-Stellungen beziehen!
In unterschiedliche Sprachen und Kulturen eintauchen
Region um den Faaker See; Foto: Petr Blaha Heute ist die Anlage ein interessantes Museum, und das Dreiländereck lässt uns auf kleinem Raum in drei unterschiedliche Sprachen und Kulturen eintauchen. "In Arnoldstein treffen die Grenzen zusammen. Dort findet an jedem zweiten Sonntag im September ein großes Fest statt, zu dem die drei Nationen ihre kulinarischen Köstlichkeiten und ihre Musik beisteuern", erzählt Melcher. Wanderer und Radler können sich an den 450 Kilometer langen Alpe-Adria-Trail vom Großglockner bis Triest heranwagen.
Wir fahren mit dem Auto über den Wurzenpass in die Julischen Alpen und den slowenischen Nationalpark Triglav, vorbei am Wintersportort Kranjska Gora und Planica mit seinen Sprungschanzen für Skispringer (bis zu 250 Meter!). Erstes Ziel ist das malerische Städtchen Bled, gekrönt von einer Burg aus dem 11. Jahrhundert und am tiefblauen See gelegen, in dessen Mitte eine Insel mit einer Kirche liegt. Sie kann nur mit speziellen, handbetriebenen Booten für maximal zwölf Personen angesteuert werden. Bled ist auch die Heimat der Oberkrainermusik, deren bekanntester Vertreter Slavko Avsenik sein Talent an die Söhne und Enkel vererbt hat. Vom 13. bis 15. November 2015 findet dort das Oberkrainerfest statt. Weiter geht es über den Grenzort Tarvisio zu den zauberhaften Laghi di Fusine (Weißenfelser Seen) im italienischen Friaul. Am unteren dieser beiden Seen liegt das rustikale "Albergo Edelweiß" mit Pensionszimmern und deftigem Essen – ein reizvoller Standort für Sommer- und Winter-Aktivitäten. Über die Karawanken-Autobahn mit ihren Tunneln ist man auf dem Rückweg in etwa 40 Minuten wieder am Faaker See.
Anreise: In Österreich Autobahn A 10 oder A 2. Flug nach Klagenfurt, weiter mit dem Zug nach Villach bzw. mit dem Shuttle vom Flughafen zum Hotel. Schlafen und essen: "Karnerhof" in Egg am See. Wer es uriger mag: "Insel-Hotel" auf einer autofreien, nur mit dem Boot erreichbaren, bewaldeten Insel im Faaker See. "Albergo Edelweiß" am Lago inferiore di Fusine. Besichtigung: Bunker-Museum.
Text:
Barbro Schuchardt /
handwerksblatt.de
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