(Foto: © jourdenuit Floran Calas)

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Eine Reise zu den Sternen

Geprägt von mittelalterlichen ­Bauten ist Toulouse ein Feinschmeckerparadies. Zugleich ist die Stadt aber Wiege der europäischen Luftfahrt. 2019 steht im Zeichen von drei Jubiläen.

"La Ville Rose". Es klingt wie der die Seele berührende Chanson "La vie en rose" von Edith Piaf. In Wahrheit aber ist es der schmückende Beiname der rosaroten Stadt Toulouse. Die Hauptstadt Okzitaniens ist geprägt von aparten mittelalterlichen Backsteinbauten. Eingetaucht im Sonnenlicht, erstrahlen die stilvollen Häuser von Rosa bis hin zu einem tiefdunklen Orange. Für viele Besucher zählt die Universitätsstadt zu den schönsten Städten Frankreichs. Toulouse liegt in der südfranzösischen Region Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées zwischen dem Fluss Garonne und dem Canal du Midi.

Es lebe das Leben

Auf dem Markt Victor Hugo finden Besucher eine Fülle regionaler Produkte. Foto: © Agence PGOAuf dem Markt Victor Hugo finden Besucher eine Fülle regionaler Produkte. Foto: © Agence PGO

Es mag an der Nähe zu Spanien liegen, dass die Menschen in dieser pulsierenden Stadt das Leben selbst, aber auch die delikate Küche in über 1.700 Bars, Restaurants und Cafés mit ihrem ganz eigenen Lebensgefühl genießen. Darunter sage und schreibe fünf Restaurants mit einem Sternekoch. Viele der regionalen Delikatessen stammen vom Marché Victor Hugo. So gibt es eine reiche Auswahl eingelegter Bohnen für das Nationalgericht Cassoulet oder die würzige Toulouser Bratwurst. Hier am Place Victor Hugo bieten die Händler von Käse, Oliven über Wein, Fisch, Fleisch, Brot und Früchten alles an, was die Sonnenregion Okzitanien zu bieten hat. Wer nach einem gemütlichen Rundgang bis zum Abendessen einfach nicht mehr warten möchte, kann gleich in den kleinen Bars und Restaurants die köstlichen Produkte probieren. 

Eine Geschichte der Luftfahrt

Herzstück und prachtvoller Mittelpunkt der Stadt ist das majestätisch anmutende Kapitol. Der neoklassische Bau zieht mit seiner Backstein- und Marmorfassade am Place du Capitole die Blicke der Besucher auf sich. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert beherbergt das Rathaus und das Théâtre du Capitole. Riesige Wandgemälde im Salle des Illustres erzählen die Geschichte der über 2.000 Jahre alten Stadt. Über dem Eingang des Gebäudes weht die französische und die okzitanische Flagge im Wind. Die Region Okzitanien gibt es erst seit 2016. Das ehemalige Land der Katharer wurde wegen seiner traditionell okzitanischen Sprache auf Wunsch der in Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées lebenden Bevölkerung gebildet.

Fliegen wie eine Fledermaus

Auf dem 7.000 Quadratmeter großen Gelände von Aeroscopia sind historische Flugzeuge ausgestellt. Foto: © DHBAuf dem 7.000 Quadratmeter großen Gelände von Aeroscopia sind historische Flugzeuge ausgestellt. Foto: © DHBToulouse ist aber auch die Stadt der Luftfahrt. Nach dem Vorbild einer Fledermaus erhob sich am 9. Oktober 1890 Clément Ader erstmals mit einem motorisierten Fluggerät mit einer Luftschraube in die Luft. Zwar endete der Erstflug mit der "Eole" mit einem Absturz. Dennoch legte der Flugpionier damit die Basis für die Zukunft der Stadt. So richtig in Fahrt kommt die Luftfahrtgeschichte von Toulouse zum Ende des ersten Weltkrieges. Fernab von der Front sucht der Flugzeughersteller Latécoère 1917 nach geeigneten Werkstätten. In Toulouse im Viertel Montaudran findet er den richtigen Standort, um die Salmson-Militärflugzeuge zu bauen. Nach dem Waffenstillstand wendet sich Latécoère der kommerziellen Luftfahrt zu. Bereits 1918 entsteht die erste Flugverbindung zwischen Frankreich, Westafrika und Südamerika.

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Toulouse feiert

Mit den Maschinenfiguren des Künstlers Francois Delarozière feierte Toulouse 2018 einhundert Jahre Luftfahrt. Foto: © DHBMit den Maschinenfiguren des Künstlers Francois Delarozière feierte Toulouse 2018 einhundert Jahre Luftfahrt. Foto: © DHB

In den 20ern wird aus der Luftfahrtgesellschaft Latécoère die Aéropostale. Zunächst wird Luftpost befördert. Später kommen Luftfracht und die Passagierbeförderung hinzu. Zu den bekanntesten Piloten der Gesellschaft gehören Jean Mermoz und Antoine de Saint-Exupéry, Autor des Weltklassikers "Der kleine Prinz". 100 Jahre später, im Jahr 2018, widmet Toulouse der Fluggesellschaft und den Piloten das "Toulouse Aerospace" mit einer einzigartigen Kulturstätte: den Giant's Trail. Unweit des Place Centrale auf dem historischen Flugfeld gelegen, entstand mit dem Museum "Envol des pionniers", der Gartenanlage "Jardins de la Ligne" und der "La Halle de la Machine" ein ganz neues Viertel. Im vergangenen Jahr wurde "La Halle" mit einem riesigen Spektakel eingeweiht. Die meterhohen beeindruckenden Maschinen-Figuren des Künstlers Francois Delarozière zogen von Menschenhand bedient durch die Altstadt von Toulouse und begeisterten über 900.000 Besucher.

Besuchen Sie Airbus

Seit fünfzig Jahren ist Toulouse auch Heimat des größten Airbus-Standorts in Europa. Ab 1969 werden im Stadtteil Blagnac in der Clément-Ader-Halle die Maschinen gefertigt. Wie aus vielen Einzelteilen zum Beispiel die neue Airbus-Reihe A350XWB entsteht, erfahren Besucher bei der spannenden Tour "Let’s visit Airbus". Ab der zweiten Jahreshälfte können im neuen Ausstellungsbereich "Tarmac Nord" sogar Maschinen der ganzen Airbus-Familie begutachtet werden. Ein weiterer Meilenstein der Toulouser Luftfahrtgeschichte ist der Start der ersten Concorde. Am 2. März 1969 beginnt die berauschende Geschichte des Überschallflugzeuges. Im gleichen Jahr durchbrach die filigrane Maschine mit einer Flügelspannweite von 25,56 Metern mit Mach 1 und im Jahr 1970 sogar mit Mach 2 die Schallmauer. Nach dem Absturz endet die Ära tragisch. Im Museum Aeroscopia können Flugzeugfans das 62,19 Meter lange Glanzstück der Luftfahrt mit beiden Beinen auf dem Boden und ohne Mach-Geschwindigkeit innen wie außen bewundern.

Zukunft der Mondfahrt

Am 20. Juli wird in der La Cité de l‘espace ein Moon-Party gefeiert Foto: © DHBAm 20. Juli wird in der La Cité de l‘espace ein Moon-Party gefeiert Foto: © DHB

"Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit", knisterte am 21. Juli 1969 der legendäre Satz des Weltraumfahrers Neil Armstrong durch das Mikrofon. Mit dem ersten Schritt auf dem Mond begann die Zeit der modernen Raumfahrt. Gut, die Apollo-Rakete wurde nicht in Toulouse gebaut. Für die Toulouser dennoch ein schöner Anlass, das Jubiläum am 20. Juli mit einer Moon-Party zu feiern. In der Weltraum-Ausstellung "Cité de l’espace" gewährt die Sonderschau "LUNE: EPISODE II" einen Rückblick auf die erste Mondlandung und vermittelt einen Blick auf die zukünftigen Projekte des Mondprogramms. Wer mag, kann in einem Simulator gleich auch noch den Moon-Walk üben. Und wer weiß: Vielleicht ist es schon bald eine Ariane-Rakete, die in den Wolken Richtung Mond verschwindet. Und die wurde immerhin von der Airbus Group entwickelt. 

toulouse-tourismus.de

Anreise
Flug mit Lufthansa zum Beispiel ab Düsseldorf ab 260 Euro.

Übernachtung
Grand Hôtel de l’Opera, 1 Place du Capitole, direkt am Kapitol gelegen. Ein Doppelzimmer kostet ab 155 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. In der angrenzenden Brasserie ­stehen regionale Speisen auf der Karte.
grand-hotel-opera

Markt
Die Markthalle Victor Hugo am Place Victor Hugo öffnet täglich von 7.30 bis 13.30 Uhr.

Restaurant
Monsier Georges. Gemütliches Lokal mit einer reichhaltigen Karte köstlicher Tapas
monsieurgeorges

Museen Aerospace
Piste des Géants mit der Maschinenhalle La Halle de la Machine. Genießen Sie auf dem Rücken des 14 Meter hohen Minotaurus das neue Viertel.
toulouseaerospace

Aeroscopia
Das 7.000 Quadratmeter große Gelände widmet sich der Geschichte der Luftfahrt. Zu sehen sind verschiedene Flugzeugtypen. Darunter die legendäre Concorde.
musee-aeroscopia

MDie Weltraumstadt öffnet die Pforten zum All. Trainieren Sie wie ein Astronaut mit dem Drehsitz und probieren einmal den Moon-Walk aus. Am 20. Juli findet eine galaktische Moon-Party statt.
cite-espace

Text: / handwerksblatt.de

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