Eine extra feine Seife
Eine saubere Sache. Seit über 117 Jahren produzieren Seifensieder in Marseille auf handwerkliche Weise einen reinen Tausendsassa.
Marius Fabre ist 22 Jahre alt, als er im Jahr 1900 in seinem Garten in Salon-de-Provence zwei Kessel und einige Becken aufstellt. Aus Olivenöl, Natron und dem Salz der Camargue stellt Monsieur eine extra feine Seife her. Rund 117 Jahre später produzieren zwei Seifensiedemeister in der Savonnerie Marius Fabre jedes Jahr an die 1.000 Tonnen natürlicher Seifenblöcke, Würfel oder Barren. Vierzehn Tage brauchen sie, damit aus den natürlichen Ingredienzen in acht Siedekesseln die "Savon de Marseille" entsteht, eines der letzten handwerklich hergestellten Kosmetik- und Pflegeprodukte der Provence.
Von Generation zu Generation
In vierter Generation leiten heute die Urenkelinnen von Marius Fabre, Julie und Marie, das Familienunternehmen in der Avenue Paul Bourret. "Wir sind stolz darauf, das Abenteuer fortzuführen, das unser Urgroßvater, Marius Fabre, 1900 begann, und dass die Familie das Handwerk von Generation zu Generation weitergab." 35 Mitarbeiter sorgen an dem ursprünglichen Standort dafür, dass die Seife weiterhin nach dem traditionellen Verfahren hergestellt werden kann.
Aus der Natur
Die Provence mit ihren Rohstoffen wie Olivenöl, Natron und Salz ist seit dem Mittelalter für die Seifenherstellung bekannt. Im Jahr 1688 legt Ludwig XIV. mit dem Erlass von Colbert das Reinheitsgebot für die Herstellung der Seife fest. Neben dem Sieden in offenen Kesseln dürfen als pflanzliche Öle nur reine Olivenöle verwendet werden. Tierische Fette sind verboten. Der spezielle Verseifungsprozess, das sogenannte "Marseiller Verfahren" oder "Heißverseifungsverfahren", besteht aus fünf festgelegten Schritten. Am Ende erinnern Aussehen und Duft an die gute alte Kernseife.
Reiner Tausendsassa
Heute gehört Marius Fabre zu den letzten vier traditionellen Seifenmanufakturen der Region. Noch immer werden in den Fabrikhallen die Seifenblöcke von Hand geschnitten und mit einem Stempelaufdruck versehen. Und bis heute ist die natürliche Seife ein reiner Tausendsassa. So dient die "Savon de Marseille" als Mottenschutz, hilft bei Krämpfen, ist ein Fleckentferner, kann auch als Zahnpasta genutzt werden und, ach ja, hinsichtlich Natürlichkeit, Umweltschutz und Einsatzgebiet bei der Körperpflege erlebt sie im Zeitalter von Bio ein echtes Revival.
Natur pur
Ergänzt man das Pflegerepertoire noch um weitere Seifenprodukte wie beispielsweise der schwarzen Schmierseife "Savon Noir" aus Leinöl oder dem grünen Würfel "Extra Pur", hat man gleich ein natürliches Reinigungsmittel für Haushalt und Wäsche, eine Pflege für die Gartenpflanzen, für Holz, Fliesen oder gar Silber und Kupfer, und ordentlich eingeseift, bekommt auch der Vierbeiner von der Seife aus der Provence ein glänzendes Fell. Julie und Marie: "Unsere Seife wird nur mit pflanzlichen Ölen hergestellt – darunter auch das geschätzte Olivenöl. Sie enthält weder Farb- noch synthetische Zusatzstoffe. Genau diese Reinheit verleiht der Seife die guten Eigenschaften und macht sie zum besten Freund der Umwelt."
Die Bedeutung der Seife für die Region
Umhüllt vom Duft des Olivenöls sind Besucher eingeladen, bei einer kostenlosen Führung in den Fabrikationshallen alles über die Seifenherstellung aus Omas Zeiten zu erfahren. Erzählt wird von der bewegten Geschichte der "Savon de Marseille". Die Seifensiedemeister gewähren einen Blick in die riesigen Siedekessel. Mit etwas Glück kann man beim Abgießen der Seifenmasse in die Becken zusehen. Nur das Rezept der "Savon de Marseille", das bleibt weiterhin das bestgehütete Geheimnis der Familie Fabre.
Wer noch tiefer in die Geschichte der Seifenherstellung eintauchen möchte, findet dazu ausreichend Gelegenheit in dem neben dem Produktionsgebäude gelegenen Museum. In einem ehemaligen Trockenraum zeigt die Savonnerie Arbeitsgeräte, Stempelaufdrucke, die ersten Seifenbecken, alte Verpackungen oder Waschbretter. Wer dann noch einen Schritt weitergehen und die Bedeutung der "Savon de Marseille" für die Region verstehen möchte, kann auf der Besichtigungstour "Auf den Spuren der Seifensieder" in üppigen Parks und Gärten Bauwerke der Romantik im gotischen Stil und des Jugendstils entdecken. Sie erinnern imposant an die große Zeit des Seifenhandels in Salon-de-Provence. Einem echt sauberen Flecken Erde.
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Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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