Schäfchen, mir nach! Den erhobenen Zeigefinger gen Himmel gerichtet, verharrt der heilige Dominic für einen erhabenen Moment in der Kirchenpforte der Il-Baz'ilika ta’ San Duminku in Valletta. Aus der Nische der Basilika herausgetragen, möchte man fast meinen, in den fein geschnitzten Gesichtszügen so etwas wie Triumph zu entdecken. 365 Tage musste Dominic auf diesen Tag warten. Sein Erscheinen löst bei den Bewohnern Vallettas einen Jubel aus, wie es sonst vielleicht nur Rockstars erfahren. Unaufhörlich begleiten die Kirchenglocken schwungvoll den Ausflug des Heiligen. Junge Männer scharen sich um den Schutzpatron der Hauptstadt Maltas. Rhythmisch klatschen sie in die Hände und schmettern Dominic ihre Dorfhymne entgegen.
Der will aber nun endlich los. Mit einem Tschingderassabum beginnt die Blaskapelle zu spielen. Acht starke Männer schultern den 1.000 Kilogramm schweren Dominic. Im Wiegeschritt gehen sie ihren ehrenvollen Triumphmarsch durch die engen Gassen von Valletta. Priester, Ministranten, Einwohner und Besucher schließen sich dem Zug entlang stilvoller Renaissance- und Barockpaläste an. Es herrscht Partystimmung. Erste Böller fliegen donnernd in den wolkenlosen Himmel. Der Höhepunkt der Festa ist erreicht.
Die Tradition der Festas ist den Maltesern heilig. Der Platz vor der farbenfroh beleuchteten Kirche ist dann ein guter Ort, mit Freunden, Nachbarn und Touristen das Fest und das Leben selbst zu feiern. Traditionell wird maltesischer Nougat oder "Imqaret", frittierter Dattelkuchen gereicht. Von Februar bis in den September hinein lassen es die rund 400.000 Einwohner der Hauptinsel Malta mit den Schwesterinseln Gozo und Comino bei mehr als 30 Festas ordentlich krachen. Mann, Frau, Kind: alle haben einen Heidenspaß.
Die Leidenschaft für das Feuerwerk geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Der Glaube an das Heilige sogar noch ein Stück weiter. 60 n. Chr. erleidet Paulus Schiffbruch vor der Küste der wunderhübschen Mittelmeerinsel. Der Apostel nimmt es als göttliche Fügung und beginnt mit der Christianisierung der Bevölkerung.
Bis heute nimmt die katholische Kirche einen wichtigen Platz in der Gesellschaft ein. Rund 350 Kirchen verteilen sich auf 316 Quadratkilometern dieses geschichtsträchtigen Eilands, das 288 Kilometer nördlich vor der afrikanischen und 93 Kilometer südlich vor der sizilianischen Küste liegt. "Manche Dörfer haben zwei Kirchen, zwei Blaskapellen, aber nur einen Heiligen", lacht Mariella Bose. "Da kann es schnell wie bei Don Camillo und Peppone unter den rivalisierenden Bands zugehen", führt die deutschsprachige Gästeführerin in das Festa-ABC ein.
Früher waren es einzig die Blaskapellen, die für ein wenig Unterhaltung sorgten. Die Dorfbewohner kamen zusammen, Klatsch und Tratsch machte die Runde. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die "Band Clubs" zu einer festen Institution. Heute gibt es geschätzt 80 Blaskapellen mit rund 4.000 Mitgliedern. Jedes Mitglied gehört automatisch dem Festkomitee an. Hinter den Kulissen geben sie den Ton an. Erstes Gebot: so bunt und so einzigartig wie möglich.
"Dabei kann es manchmal tatsächlich etwas nickelig zugehen", schildert Stefanie Schröder vom Fremdenverkehrsamt Malta das fromme Engagement der Bands. "Es soll sogar vorgekommen sein, dass Mitglieder in einer Nacht- und Nebelaktion die Dekorationen im Nachbardorf ganz nach ihrem Geschmack verändert haben", schildert sie, dass ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons, freundschaftlich, aber eben auch ein Wettbewerb sein kann. Die Bandmitglieder schmücken Straßen und Häuser mit Stoffbannern und bunten Lichterketten, wedeln den Staub vom Haupt des Heiligen, saugen die Teppiche in der Kirche, komponieren neue Musikstücke für den anstehenden Marsch durch die Gemeinde. Aber das Wichtigste, das ist das Feuerwerk.
Das Handwerk der Pyrotechnik entstand in der Zeit des Johanniterordens. Ein Feuerwerk war immer Ausdruck der Freude. "Das ist bis heute so geblieben", gewährt Sean Bajada einen Blick in die Saint Mary Fireworks Factory in Qrendi. Die Männer des Dorfes haben die Lizenz zum Böllern. Besser noch, sie bauen die "Log ob tan-nar" zum Glück außerhalb der Dorfmauern mit Genehmigung und selbstredend ehrenamtlich. Die "Fabrik" ist in mehrere kleine Arbeitsstationen unterteilt. Von den beliebten riesigen Feuerrädern bis hin zu richtig dicken Krachern entstehen unter dem blauen Himmel Maltas Tausende Feuerwerkskörper in reiner Handarbeit für das "ig ifogu", das Feuerwerk, das jede Festa farbenfroh beendet.
Zurück in Valletta. Langsam geht es auf Mitternacht zu. Dominic nimmt eine letzte Kurve und schreitet vom Licht der Straße erleuchtet Richtung Kirchenpforte. Die Rückkehr des Heiligen löst unter den Menschen einen noch lauteren Jubelchor aus. Die Kirchenglocken legen einen Schlag zu. Es regnet Tausende Goldschnipsel von den umliegenden Balkonen. Applaus erfüllt die milde, nach Weihrauch duftende Luft. Ob Heiligenverehrung oder Touristenattraktion: Spätestens jetzt kann sich niemand mehr diesem emotionalen Moment mit dem herzlichen, maritimen Lebensgefühl entziehen. Xalata, alles ist gut!
visitmalta
Die Geschichte Maltas beginnt 5.000 v. Chr. Vor allem der historische Einfluss der Araber ist heute noch spürbar. Englisch ist neben Maltesisch Amtssprache. Das kleinste EU-Land ist reich an kulturhistorischen Highlights, wie die prähistorischen Tempel von Hagar Qim. Deutschsprachige Broschüren über Malta können Sie hier downloaden.
Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, die bereits seit mehreren tausend Jahren Veranstaltungsort sind. So waren die Maltesischen Inseln Gastgeber für den Hl. Paulus bis hin zum modernen Präsidenten, waren Ort für EU Konferenzen bis hin zu kleineren Tagungen. Gleich welcher Größe, egal ob es sich um ein formelles oder eher ungezwungenes Treffen handelt, Malta bietet die Kompetenz und passenden Locations für Ihre Veranstaltung.
Das UNESCO-Welterbe Valletta hat sich zu einer lebendigen Stadt mit vielen Restaurants und Cafés gemausert. Ein schöner Ort zum Verweilen sind restaurierte Lagerhallen der Malteserritter aus dem 18. Jahrhundert. Sie sind als "Valletta Waterfront" eine beliebte Promenade am Kreuzfahrthafen mit Geschäften, Bars und Entertainment. Eine Empfehlung ist das Pintonino. Mit etwas Glück können Sie auf der gemütlichen Außenterrase das Treiben auf einem der großen Kreuzfahrtschiffe beobachten.
Den Tag können Sie gemütlich in der Trabuxu Wein Bar ausklingen lassen. Vor über zehn Jahren gegründet, befindet sich die Bar in der Strait Street in Valletta in einem über 400 Jahre alten Steinkeller. Eine Reservierung wird empfohlen. 2018 wird Valletta mit der niederländischen Stadt Leeuwarden Kulturhauptstadt.
Gegenüber von Valletta liegen die drei Städte Birgu, Isla und Bormla. Der Belgier Kris Rycken hat die Möglichkeit geschaffen, mit "Rolling Geeks" mit 25 km/h durch die engen Gassen auf Entdeckungstour zu gehen. Die "rollenden Computer" sind Navigator und Reiseführer in einem. Hoher Spaßfaktor und lehrreich.
Eine gute Adresse ist auch das "Del Borgo" in Birgu in der St. Domnic Street. Ebenfalls in einem Kellergewölbe untergebracht, finden Sie hier eine große Auswahl guter Weine und eine sehr gute maltesische Küche.
Am 22. und 30. April (ohne Gewähr) findet das "Malta International Fireworks Festival in Vallettas Grand Harbour und an anderen Orten statt. Das Festival zeigt Shows von auswärtigen Pyrotechnikern sowie von örtlichen Feuerwerksfabriken.
Der 15. August "Maria Himmelfahrt" ist Nationalfeiertag auf Malta. In Valletta, Gozo und vielen anderen Dörfern werden Festas gefeiert. Versäumen Sie aber nicht, neben den großen Festas auch den kleineren Dörfern mit ihren liebevoll ausgerichteten Dorfpatronatsfesten einen Besuch abzustatten.
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Malta verfügt über ein subtropisches, sehr trockenes Mittelmeerklima. Im Sommer wird es bei zwölf Sonnenstunden selten kälter als 22 Grad, im Winter bleibt es mit Temperaturen um 10 Grad frühlingshaft warm.
Unterkunft: Die luxuriösen Appartements des "Palazzo Prince d’Orange" mitten in Valletta sind in einem wunderbaren barocken Palast aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Ab 125 Euro mit Selbstverpflegung.
Air Malta fliegt regelmäßig von verschiedenen Flughäfen in Deutschland, Hin- und Rückflug ab 100 Euro.
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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