Die Provence mit der Stadt der Päpste ist dank angenehmer Temperaturen und vieler Sehenswürdigkeiten ganzjährig eine Reise wert. Besonders erlebnisreich wird die Fahrt mit dem TGV Rhein-Rhone.
Boarding bis zwei Minuten vor Abfahrt. Pünktlich setzt sich der Hochgeschwindigkeitszug TGV Rhin-Rhone um 13.55 Uhr vom Frankfurter Hauptbahnhof in Bewegung. Das Ziel: Avignon. Ehemals Stadt der Päpste, symbolisiert sie charmant die Lebensart Frankreichs. Die Reise geht über Lyon direkt in die größte Stadt der Provence. Nach acht Stunden erreichen wir unser Ziel: entspannt, ausgeruht und satt, dank einiger kulinarischer Highlights an Bord des Zuges.
Was zuerst auffällt, ist die imposante Stadtmauer. Sie umgibt die Altstadt Avignons. Deklariert als UNESCO-Welterbe, gilt sie als eine der besterhaltenen Festungsmauern Europas. 4,3 Kilometer lang wurde sie 1355 von Pontifikat von Innozenz VI. erbaut. Vom Eingang Pont d’Avignon führt ein Weg zu einem hochgelegenen Garten des prächtigen Papstpalastes. Der Weg lohnt sich. Von hier gibt es einen eindrucksvollen Blick auf die Stadt und den Fluss Rhone.
Papstpalast im Herzen der Stadt
Habemus papam! Die zwei Wörter, die in Rom die Wiederwahl eines neuen Papstes verkünden, stammen dieses Mal von einer italienischen Besucherin. Hingerissen von der Architektur des Papstpalastes mit seinen vier riesigen Türmen, steht sie an einem der großen Bogenfenster und erinnert mit ihrem fröhlichen Ruf an die große Zeit der Päpste in Frankreich. Die Wahl des französischen Bischofs von Avignon führte im 14. Jahrhundert in Italien zu heftigen Unruhen. Daher entschied Jacques Duése unter seinem Namen Papst Johannes XXII sich unter den Schutz des französischen Königs zu stellen. 1334 ging er nach Avignon. 39 Jahre lang residierten neun Päpste in Avignon, bevor sie auf Empfehlung einer Frau wieder zurück nach Rom gehen sollten.
20 Jahre dauerte es, bis der Papstpalast im Herzen der Stadt am Place du Palais erbaut wurde. Heute erinnern Fresken und Mosaike in zahlreichen Zimmern an die Pracht und den Prunk, die die Päpste in den ehrwürdigen Mauern des gotischen Bauwerks erlebt haben müssen. Vor allem die Privatgemächer der Päpste mit den wunderschönen Fresken des italienischen Künstlers Matteo Giovannetti geben einen Eindruck des damaligen kirchlichen Lebens wieder. Besonders schön ist ein Spaziergang durch den 2018 neu angelegten Garten. Der sogenannte "Verger Urbain V" bildet jetzt mit dem "Jardin du Pape" und dem "Jardin du Palais" ein Triptychon unter dem Namen "Jardins du Palais des Papes". Neben einer Pflanzenwelt, die der des 14. Jahrhunderts nachempfunden wurde, versorgt ein Wasserleitungsnetz aus der gleichen Zeit die mediterranen Pflanzen. Von den Gemächern der Kirchenmänner führte ein Weg direkt an diesen beschaulichen Ort.
Ein anschließender Spaziergang führt durch hübsche kleine Gassen, entlang zahlreicher Bistros und Restaurants. Vorbei an antiken Bauten tauchen in zahlreichen Fenstern der architektonischen Schönheiten immer wieder Bildnisse auf. Sie erinnern daran, dass in Avignon eines der größten Theaterfestivals Frankreichs stattfindet. 1947 von Jean Vilar gegründet, verwandelt sich Avignon im Juli zu einer einzigartigen Bühne. Ein buntes Programm aus Theater, Zirkus und Konzerten lockt in den drei Festivalwochen unzählige Besucher in die Stadt. Apropos Musik. Das Kinderlied "Sur le pont d’Avignon" erhielt durch Mireille Mathieu Weltruhm. Die Sängerin wurde tatsächlich 1946 in Avignon geboren. Zwar ist sie nur selten in der Stadt, doch mit ihrem Lied verweist sie für immer und ewig auf eines der größten Sehenswürdigkeiten Avignons: die Brücke Saint Bénezt.
Der Legende zufolge soll die Brücke im 12. Jahrhundert von dem Hirtenjungen Bénézet auf eine göttliche Anweisung hin erbaut worden sein. Einst verband sie die Rhone mit dem Mittelmeer. 900 Meter lang mit 22 Bögen, wurde das Bauwerk mehrmals vom Hochwasser der Rhone zerstört. Im 17. Jahrhundert wurde auf die Wiederherstellung verzichtet. Dennoch, mit nur noch vier Bögen und der Kapelle St. Nicolas, ist die ehemals technische Meisterleistung das Wahrzeichen der Stadt.
Bei einer Radtour mit Jerome Robins von South Spirit Bike zeigt sich das Umland von Avignon von seiner grünsten Seite. Ein vierzehn Kilometer langer Radweg auf der Insel Barthelasse führt entlang grüner Wiesen sowie herrlicher Apfel- und Pfirsichplantagen. Die größte Flussinsel Europas ist bei Besuchern und Anwohnern ein beliebter Ort. Mit Blick auf den Papstpalast und die Brücke sind wir uns sicher: Avignon macht Spaß. Schnell ist der Entdeckergeist hellwach. Einfach entlang der gepflasterten Gassen laufen, eine Pause auf einer Terrasse in einem kleinen Bistro einlegen, vielleicht ein Glas Chateauneuf-du-Pape trinken, in den blauen Himmel der Provence schauen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Wo sonst, als hier in der Stadt der Päpste.
So nachhaltig ist Avignon
Fahrt mit dem Bus Nr. 5 nach Villeneuve-les-Avignon von der Haltestelle Porte de l’Oulle. Die mittelalterliche Gemeinde liegt gegenüber des Rhoneufers, unterhalb der Höhenfestung Fort Saint-André. Wanderung rund um Villeneuve durch das Tal von der Abtei entlang eines antiken Kulturerbes. Jeden Samstag von 7 bis 13 Uhr findet hier einer der schönsten Trödelmärkte direkt vor dem Tourismusbüro statt. Mit musikalischer Begleitung lässt sich das bunte Treiben in einem der schönsten Cafés verfolgen.
Fahrt mit dem Regionalzug vom Gare Centre nach L’Isle-sur-la-Sorgue. Der als "Venedig des Comtat" bekannte Ort ist von Kanälen umgeben. Ein Ort, der im Rhythmus des Flusses lebt. Neben einem Spaziergang donnerstags und sonntags von 7 bis 13 Uhr über einen provenzalischen Markt mit seinem reichhaltigen Angebot kulinarischer Köstlichkeiten ist L’Isle-sur-la-Sorgue eine Hochburg des Antiquitätenhandels. Mit circa dreihundert Antiquitätenhändlern verteilt in zehn Antiquitätendörfern ist es das Paradies für alle Trödelmarkt-Fans. Schon immer im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit vorhandenen Dingen findet hier jährlich auch ein Upcycling-Festival statt. Im neuen Concept-Store Nouvel Vag werden scheinbare Abfallprodukte in neuwertige Liebhaberstücke verwandelt. Zahlreiche Bistros und Restaurants laden dazu ein, zwischen Krempel und Kunst einen unvergesslichen Tag zu erleben.
Anreise: Mit dem TGV ab Frankfurt in der 2. Klasse ab 39,90 Euro. In der ersten Klasse ab 49,90 Euro.
Übernachtung:Hôtel de l’Horloge Place de l’Horloge, 1 Rue Félicien David - 84000 Avignon T: +33 (0)4 90 16 42 00 hotel.horloge@hotels-ocre-azur.com DZ pro Nacht ab 160 Euro
FahrradverleihSouth Spirit Bike 54 Rue du Limas 84000 AVIGNON Tel: +33(0)6 75 54 21 88
Wein und Essen
In einem Weinproben-Kurs lernen Sie die Weine des Rhonetals kennen. Im Anschluss kann im angrenzenden Restaurant zu Abend gegessen werden.
Die Markthallen Les Halles d’Avignon sind ein Wahrzeichen der Stadt. Inmitten der Altstadt gelegen, befinden sie sich in einem modernen und grün bewachsenen Gebäude mit etwa 40 Ständen mit lokalen Produkten. Für ein köstliches Mittagessen kehren Sie ein im Restaurant Cuisine Centr’Halles bei Küchenchef Jon Chiri im bunten Rummel der Markthallen. Der aus Kalifornien stammende Koch hat mehrere Restaurants in Avignon. Ausgestattet mit einer kulinarischen Neugier, radelt er zwischen den Hügeln der Provence mit dem Fahrrad auf und ab, um Bauern, Winzer und Köche zu treffen.
Restaurants
l’Agape (Bib Gourmand) 21 Pl. des Corps Saints, 84000 Avignon T: +33 (0)4 90 85 04 06
La Petite Cuillère 1 Square Dagmar Silhol - 30400 Villeneuve-les-Avignon T: +33 (0)4 90 89 30 79
Hotels
Das Hôtel La Mirande ist ein historisches 5* Hotel in einem ehemaligen Kardinalspalast direkt hinter dem Papstpalast. Ein sehr erholsamer aber auch dynamischer Ort mit Kochschule und vielen kulturellen Veranstaltungen (Konzerte, Ausstellungen). Das Gourmetrestaurant unter der Leitung von Küchenchef Florent Pietravalle wurde 2019 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet und hat 2021 noch zusätzlich einen “grünen” Michelin-Stern für sein Engagement für eine besonders nachhaltige Küche bekommen.
La Mirande 4 Pl. de l'Amirande, 84000 Avignon T: +33(0)4 90 14 20 20 mirande@la-mirande.fr
Die Kunststiftung Villa Datris bietet von Mai bis November jährliche thematische, spielerische und überraschende Ausstellungen an. Zahlreiche Werke nationaler oder internationaler, bereits bekannter oder aufstrebender Künstler werden auf den vier Stockwerken der Villa sowie in ihren Gärten zur Geltung gebracht.
Villa Datris 7 Avenue des Quatre Otages - 84800 L'Isle-sur-la-Sorgue T: +33 (0)4 90 95 23 70 info@villadatris.com
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