Infotage im Dentallabor
Seit drei Jahren ist Lars Ruhrmann aus Essen mit seinem Dentallabor Ruhrdental selbstständig. Sein Ziel: "Wir wollen den Beruf des Zahntechnikers aus dem Schatten hervorholen."
Der Schritt in die Selbstständigkeit ist einer, der gut durchdacht sein will. Hat man das jedoch getan, ist es dafür im Grunde genommen nie zu früh. Das hat sich auch Lars Ruhrmann aus Essen gedacht: "Nachdem ich meinen Meister von 2009 bis 2012 in der Abendschule gemacht habe, wollte ich nicht mehr ins Angestelltenverhältnis zurück", sagt der 36-jährige Dentaltechnikermeister rückblickend. Also hat er gemeinsam mit seiner Frau den Schritt gewagt und sich nach einigen Wochen intensiver Vorbereitung zum 1. Januar 2013 mit seinem Dentallabor in Essen Rüttenscheid selbstständig gemacht. "Der Name lag natürlich auf der Hand: Denn Ruhrdental passt ja in zweierlei Hinsicht perfekt", sagt der Uressener schmunzelnd.
Ruhrmann hat schon während seiner Schulzeit den Weg in die Dentaltechnik gefunden: "Ich habe bei meinem Patenonkel ein Schulpraktikum gemacht, der war auch Dentaltechniker. Bei ihm habe ich dann auch 1996 mit der Lehre begonnen", erzählt er. Der Weg zum Meister führt über die Lehre, den Abschluss im Jahr 2000 sowie einige Jahre der Berufstätigkeit in verschiedenen Laboren, teilweise als Laborleiter, knapp zehn Jahre später zur Abendschule. Dann aber geht alles ganz schnell: "Vier Wochen nach der Meisterprüfung, die ich 2012 bestanden habe, habe ich geheiratet. In einer kurzen Auszeit haben meine Frau und ich die Selbstständigkeit vorbereitet, zum 1. Januar 2013 haben wir Ruhrdental gegründet."
Nach der Heirat in die Selbstständgkeit
Grundlage ist ein Labor in Mülheim/Ruhr, das die beiden aufgekauft und in Essen neu eröffnet haben. "Die ersten Kundenkontakte waren aus Essen, aber nach der Gründung waren wir zwei erst einmal alleine. Das war durchaus eine spannende Zeit", erinnert der 36-Jährige sich schmunzelnd. Heute, nach vier Jahren der Selbstständigkeit, hat Ruhrdental fünf Mitarbeiter: "Zwei Techniker, einen Meister, meine Frau im Büro und eine gute Seele, die sich um alles mögliche kümmert", zählt Ruhrmann auf.
Implantate und der Zahnersatz wie Kronen und Brücken kommen nach wie vor ausschließlich aus dem handwerklichen Fachbetrieb. Der Zahntechniker arbeitet aber immer noch ein wenig im Schatten des Zahnarztes, sagt Ruhrmann. Das will der Essener ändern: "Wir wollen den Beruf des Zahntechnikers aus dem Schatten hervorholen", betont er. Dafür veranstaltet er regelmäßig Infotage: "Die dienen in erster Linie der Aufklärung der Patienten. Denn die, das ist unsere Erfahrung, kommt beim Zahnarzt oft zu kurz", sagt Ruhrmann. Bei diesen Infotagen, die deutlich von einfachen Tagen der offenen Tür abzugrenzen sind, halten Fachleute Referate und Vorträge zu Hintergrundthemen: "Da geht es dann etwa um Notwendigkeit und Möglichkeit der Zahnregulierung bei Erwachsenen, um die Prophylaxe und Mundhygiene bei eigenen und dritten Zähnen oder um das große Thema Implantate und was dabei nötig und möglich ist", sagt Ruhrmann.
Handwerksjunioren als Anlaufspunkt
Ein wichtiger Anlaufpunkt sind für Ruhrmann die Handwerksjunioren: "Der wirklich tolle Grundgedanke ist, dass sich junge Selbstständige aus den verschiedensten Gewerken untereinander austauschen." Fragen stellen, der Austausch und auch die Möglichkeit von Freundschaften jenseits des Berufs – das hat den 36-Jährigen so überzeugt, dass er vom zunächst passiven Mitglied zum aktiven wurde. "Seit 2016 bin ich aktives Mitglied und habe das nicht bereut", sagt er schmunzelnd.
Insgesamt haben sich die Zeiten in den vergangenen 15 Jahren in seinem Beruf durchaus geändert, hat Ruhrmann festgestellt: "Dentaltechniker und Zahnarzt arbeiten heute sehr viel enger zusammen, fast alles läuft digital, per 3D-Scan oder über digitale Messdaten." Dennoch sei sein Beruf immer noch echtes Handwerk, fährt er fort: "Das Finish macht der Zahntechniker von Hand. Ich werde das bestimmt nicht mehr erleben, dass alles digital und ohne Handwerk erledigt wird."
Text:
Wolfgang Weitzdörfer /
handwerksblatt.de
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