Sonderausstellung "Handwerken. Vom Wissen zum Werk“
Handwerkliche Tätigkeiten – egal, ob als Hobby oder als Beruf betrieben – erfordern Wissen und Know-how. Um mit den eigenen Händen etwas herzustellen, muss man wissen, wie das Werkzeug richtig eingesetzt wird.
Wie aber entstehen Kenntnisse rund um Werkzeugeinsatz, Arbeitsabläufe und -techniken? Wie entwickeln und verändern sich handwerkliches Lernen und Wissen angesichts des technischen Wandels? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung "Handwerken. Vom Wissen zum Werk", die in der Museumssaison 2020 im LWL-Freilichtmuseum Hagen – Westfälisches Landesmuseum für Handwerk und Technik gezeigt wird. Die Ausstellung ist in sechs Einheiten untergliedert, die Exponate aus den Themenbereichen Motivation, Werkzeuge, Ausbildung und Arbeitsalltag zeigen.
Selbst gemacht ist oft am schönsten
Am Anfang allen Schaffens steht die Motivation. Ob aus Sparsamkeit, Freude am Gestalten oder aus ökologischen Überlegungen heraus – die Anlässe, selbst mit den Händen zu werken, sind vielfältig. Zahlreiche Beispiele für "Selbstgemachtes" finden sich in der ersten Ausstellungseinheit. Ein berührendes Beispiel ist eine selbstgebaute Puppenstube aus dem Jahr 1946. Eigentlich sollte sie ein Weihnachtsgeschenk werden. Jedoch musste die Familie 1945 ihre Heimat verlassen und das geplante Geschenk wurde schließlich 1946 zum Ostergeschenk für die Tochter. Der Puppenstube legten die Eltern ein Brief bei, in dem der Weihnachtsmann erklärte, wegen des Umzugs hätte er zunächst die Tochter nicht gefunden. Nun aber würde der Osterhase das Geschenk mitbringen.
Werkzeug der Weg zum Erfolg
Die Mini-Ausgabe von Werkbank und Werkzeug weckt früh das kindliche Interesse am Werken und Selbermachen. Foto: © Heike WippermannDoch Motivation allein genügt nicht, um ein Werk herzustellen – ohne das passende Werkzeug bleibt der Erfolg aus. Das wichtigste Werkzeug sind die eigenen Hände. Sie sind beweglich, können sich unmittelbar auf die jeweilige Anforderung einstellen und sorgen zugleich für die notwendige Kraftübertragung. Die Haut spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Sie nimmt Druck- und Bewegungsreize sowie Temperatur wahr und leitet diese Informationen an das Gehirn weiter. Das Gehirn verbindet sie mit den Informationen der Augen und sendet die entsprechenden Bewegungsimpulse aus. Die Arbeit mit den Händen erfolgt also im Zusammenspiel von Hand, Auge und Gehirn.
Lebenslanges Lernen ab Kindertagen
Durch Übung – mitunter von Kindesbeinen an – "wissen" Hände schließlich, wie sie arbeiten und das passende Werkzeug bei der Herstellung eines Gegenstandes einsetzen müssen. Spielzeug und zahlreiche Werkzeuge sind Zeugnisse für handwerkendes Lernen und Ausprobieren. Die Miniaturausgabe einer Werkbank mit dazugehörendem Werkzeug, die Puppennähmaschine und der Kasten mit Laubsäge und Hölzern erinnern an freudig werkende Kinder. Junge Erwachsene haben die Möglichkeit, aus dem Spiel einen Beruf zu machen. Lehrbücher aus der Berufsschule, Berichtshefte und Tutorials aus der Gegenwart erzählen von Ausbildung und life-long-learning im Handwerk.
Dass Improvisation und Tüfteln zum Berufsalltag gehören, zeigen die Berichte von acht Handwerkerinnen und Handwerkern. Sie gewähren Einblicke in ihren Beruf, ihr ganz persönliches Know-how, ihre Erfahrung und das für die Arbeit notwendige Fingerspitzengefühl.
Familientaugliches Museum
Familien können eine Rallye durch die Ausstellung machen und erhalten eine kleine Belohnung. Zusätzlich können sie an einer Verlosung teilnehmen. Als Hauptgewinn winkt eine LWL-Museumscard "Ich & Du".
Die Sonderausstellung wurde im Ausstellungsverbund "Arbeit und Leben" erstellt. Ein umfangreiches Begleitbuch und die Rallye sind in den Museumsläden erhältlich. Das Begleitprogramm mit Führungen und Mitmachangeboten sowie einer Mitsing-Aktion am 6. September 2020 ist aktuell aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt. Das Museum informiert zeitnah über Homepage, Facebook und Instagram sowie über allgemeine Medien, wenn die Aktionen wieder starten.
Text:
Markus Kluft /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben