Die Initialzündung über Zeitreisen überhaupt nachzudenken, bekam der Wahl-Kölner Jonas Rothe durch den Film "Zurück in die Zukunft" mit Michael J. Fox Mitte der 80er Jahre. Von da an ließ ihn das Thema nicht mehr los.
Am Rad der Geschichte drehen. Ein Menschheitstraum, den schon H.G. Wells in seinem Roman "Die Zeitmaschine" verfolgte. Was wäre wenn? Fasziniert von Geschichte und Geschichtchen stellt sich Jonas Rothe jeden Tag die Frage, was wäre, wenn ich in einer anderen Zeit gelebt hätte? Wie hätte er agiert? Wie mutig wäre er gewesen, oder auch nicht? "Das sind elementare Fragen, die viele Menschen anhand der eigenen Historie beschäftigen", glaubt der Gründer von TimeRide zu wissen.
Ganz so verrückt wie Dr. Emmett L. "Doc" Brown aus dem Film präsentiert sich Jonas Rothe im Gespräch mit dem Deutschen Handwerksblatt nicht. Doch kaum fällt das Wort Zeitreise, ist auch der in Dresden geborene Kulturmanager mit Leidenschaft in seinem Element: das Leben und Treiben vergangener Epochen lebendig werden zu lassen. 2017 kommt Jonas Rothe in die Domstadt. Schon damals entwickelte er erste Ideen einer ganz neuen Zeitreise. 2014 setzte er zum ersten Mal eine VR-Brille auf die Nase. "Das war noch ein richtiger Oschi", erzählt Rothe belustigt. Für den kreativen Geschichtsfan das Aha-Erlebnis. "Endlich wusste ich, wie ich historische Erlebnisse auf eine ganz fantastische Art darstellen konnte."
Schnell findet er Gleichgesinnte. Mit Hilfe von Technikern, Historikern und Handwerkern startete im Jahr 2017 die erste Zeitreise durch die Kaiserzeit Kölns um 1900. Es folgen Zeitmaschinen in Dresden, Berlin, München und Frankfurt. Das Prinzip bleibt immer gleich. Das historisches Wissen wird dank moderner Virtual Reality (VR) in Kombination mit zeitgeschichtlicher Dekoration und Spezialeffekten wie Vibration oder Fahrtwind vermittelt. "Das ist kein Kino, sondern ein Erlebnis" beschreibt Rothe seine Zeitreisen. Die wurden allerdings 2019 Corona bedingt ausgebremst.
Frei nach dem Motto "In jedem Ende liegt ein neuer Anfang" begann für Jonas Rothe ein neues Abenteuer bzw. die Idee zu einer neuen Produktion. Mit einem Faible für Kleidung der 20er Jahre machte er sich eines Tages auf die Suche nach einem passenden Hut. In der Hutmanufaktur "Diefenthal 1905" wurde er in doppelter Hinsicht fündig. Bei den "Makern of Hats" findet er sechs neue Hüte und eine Kooperation. Im Gespräch stellte sich schnell heraus, dass das Thema Hut und Handwerk bei der neuen Produktion eine zentrale Rolle spielen sollte. "Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick", erzählt Thomas Rüttgers begeistert von der Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Pia Diefenthal führt er das Hutmacher-Unternehmen in der vierten Generation. 1905 gegründet, 1950 die modernste Hutfabrik Europas, blickt das Unternehmen auf eine langjährige Geschichte zurück. Viele Dokumente blieben daher zum Glück erhalten.
Ich bin damit einverstanden, dass mir alle externen Inhalte angezeigt werden und meine Cookie-Einstellung auf 'Alle Cookies zulassen' geändert wird. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Zurück in das Jahr 1926
Der neue virtuelle Ausflug knüpft an die vorangegangene Zeitreise an. Es ist das Jahr 1926. Die Recherche zeigte, damals war es selbstverständlich, einen Hut zu tragen. Gerade verlassen die britischen Besatzungstruppen Köln. Die Pandemie der Spanischen Grippe ist vorbei. Die Kölsche Seele erwacht. Nach der legendären Rede Konrad Adenauers am 31. Januar an die Bevölkerung dürfen die Kölner endlich wieder Karneval feiern. Ganz Köln ist auf den Beinen. Kölle Alaaf bis tief in die Nacht. Durch diese begeisterte Aufbruchstimmung führen der kölsche Bahnfahrer Pitter und die lebensfrohe Hutmacherin Tessa. Sie ist beauftragt, für den Karnevalsprinzen die Narrenkappe zu fertigen. Gemeinsam mit den Besuchern führen die zwei fiktiven Figuren durch drei Erlebnisräume. Auf einer emotionalen Zeitreise zeigen sich viele Parallelen zum Hier und Jetzt. Bilder von eng zusammenstehenden, lachenden Menschen muten seltsam an. Im Anschluss geht es in den Hutmacherladen Tessas. Die Werkstatt wurde liebevoll mit vielen Originalstücken der Hutmacherfamilie Diefenthal ausgestattet.
Nachdem die Besucher in die Welt der Mode und der Kunst des Handwerks eingetaucht sind, startet die virtuelle Reise. Nach dem Aufsetzen der VR-Brille werden sie von Pitter in einem Originalnachbau der ersten elektrischen Kölner Straßenbahn. Entlang des Kölner Doms geht es vorbei am Hauptbahnhof, dem Wallraf-Richartz-Museum, bevor Pitter mit vielen Erläuterung in die Schildergasse abbiegt und unmittelbar vor Prinz Karneval zum Halten kommt.
Der Prinz bekommt seine Kappe und die Kölner ihren Karneval zurück. Jonas Rothe: "Die Zeitreise hat einen starken Aktualitätsbezug. Der Blick in die Kölner Geschichte zeigt uns deutlich, dass selbst nach schwersten Krisen wieder bessere Zeiten anbrechen." Jonas Rothe weiß, dass er nicht am Rad der Geschichte drehen kann. Was er aber auf jeden Fall kann, ist erlebnisreich und emotional Menschen auf eine Zeitreise mitzunehmen.
Ob individuell, Gruppen, Schulklassen oder Betriebsfeier: Die Zeitreise dauert circa 45 Minuten und ist in Dresden, Berlin, München, Köln und Frankfurt möglich. Themen sind auf der Website angegeben. Karten ab 12,50 Euro. Ein Familienticket gibt es ab 36 Euro. Einen Vergleich mit früher und heute bieten die Stadtrundgänge TimeRide GO. In neunzig Minuten erleben Gäste zum Beispiel, wie die Mauer in Berlin gebaut wurde.
TimeRide GO wird in Dresden, Köln, Berlin und München ab 29,90 Euro angeboten.
Mehr über TimeRide auf Social-MediaAuf Instagram und TikTok.
Kommentar schreiben