Frauenpower: Handwerk auf den Ostfriesischen Inseln
Von Wangerooge über Borkum und Juist bis hin zur hohen See: Vier Handwerkerinnen gehen ihren Berufungen sowohl auf als auch zwischen den Ostfriesischen Inseln nach.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Frauen im Handwerk
Die geografische Perlenkette der Nordsee: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge – von West nach Ost besitzt jede der an der niedersächsischen Nordseeküste liegenden Inseln ihren eigenen Charakter und Charme.
Vier Handwerkerinnen haben sich für das Leben am Meer entschieden und gehen ihren Berufungen auf und zwischen den Ostfriesischen Inseln nach.
Wangerooge: Dachdeckerin Johanna Rieger
Dachdeckerin Johanna Rieger. Foto: © privat"Hier zu sein ist immer noch wie ein Urlaubsgefühl", sagt die aus dem Harz stammende Dachdeckerin Johanna Rieger über ihre Wahlheimat. Wangerooge kannte sie aus den Ferien. Infolge einer Initiativbewerbung verschlug es sie auf die Insel. Ihre Dachdeckerkollegen leben alle auf dem Festland, was sie zur bisher einzigen Insulanerin im Dachdeckerhandwerk auf Wangerooge macht. "Damit bin ich quasi der Dauer-Notdienst an Wochenenden", stellt die Dachdeckerin lachend fest.
Während im Sommer Rücksicht auf die Touristen genommen wird, finden im Winter größere Aufträge wie Umdecker-Arbeiten statt. "Als ich im letzten Winter auf die Insel kam, war ich zunächst ziemlich allein", erzählt die 25-Jährige. In der Zwischenzeit hat sich das Blatt jedoch gewendet: Mit Freunden verbringt sie Geburtstage und Spieleabende, sie spielt in der Frauen-Fußball-Mannschaft des TuS Wangerooge und tritt außerdem mit der Trommel-Comedy-Gruppe "Wangoo Diptams" auf.
Borkum: Tischlerin Paulina Richter
Tischlerin Paulina Richter. Foto: © Nordseeheilbad Borkum GmbH "Ich bin durch Zufall auf die Stellenausschreibung gestoßen, habe mich beworben und wurde angenommen", erklärt die in Bielefeld geborene Tischlerin Paulina Richter, wie sie nach Borkum kam. Seit Juni letzten Jahres ist sie bei der Nordseeheilbad Borkum GmbH angestellt. Die 29-Jährige repariert Strandstege und Badekarren und hält sie instand.
Der Umzug nach Borkum war kein kleiner Schritt, doch mittlerweile hat die Tischlerin dort neue Freunde gefunden, spielt im Tennisverein, lernt Kitesurfen und genießt die Ruhe und schöne Natur. Und inzwischen ist klar: Sie möchte auf Borkum bleiben.
Juist: Bäckerin und Konditorin Jessika Remmers
Bäckerin und Konditorin Jessika Remmers. Foto: © NDR Dörte"Unseren Vierfach Rosinenstuten und den Butterkuchen", beantwortet Jessika Remmers die Frage, was ihre Kunden am liebsten kaufen. Die Bäcker- und Konditormeisterin ist eine waschechte Insulanerin. Nach dem anfänglichen Gedanken, Juist zu verlassen, hielt es sie letztlich doch auf der Insel: Sie machte sie nach ihrem Fachabitur zunächst eine Ausbildung zur Skilehrerin im Kleinwalsertal in Österreich. Doch stellte sie, nachdem sie eine Saison in der elterlichen Bäckerei mitarbeitete, fest, dass dies ihre Berufung ist.
Heute arbeitet die 25-Jährige fest auf Juist. Im Sommer ist Hochsaison, die Zeit im Winter nutzt sie unter anderem für Messebesuche. "Der Laden ist dann zwar zu, aber es gibt trotzdem 1.000 Dinge zu tun, die man im Sommer nicht schafft", erklärt Jessika Remmers. Das Leben auf Juist genießt sie in vollen Zügen: "Im Sommer an den Strand – auch wenn ich das selten schaffe – und im Winter in die Berge zum Skifahren. Das ist ein guter Ausgleich." Übrigens: Ihr Bruder ist ebenso Bäcker, doch befindet sich sein Betrieb – ohne der Familie Konkurrenz zu machen – auf Langeoog.
Auf hoher See: Die angehende Schiffsmechanikerin Celina Gerdes
"Ich wollte schon immer etwas am oder auf dem Wasser machen. Und da bin ich auf diesen Ausbildungsplatz gestoßen", erzählt Celina Gerdes, die im Moment ihre Ausbildung zur Schiffsmechanikerin bei der Reederei AG Ems absolviert.
Die 21-Jährige sorgt dafür, dass Urlauber sicher auf die Inseln gelangen – sie hält die Fähren instand, beaufsichtigt die Betankung der Schiffe und begleitet die Fähren der AG Ems von Emden nach Borkum und Eemshaven. Teilweise übernimmt sie dabei sogar selbst das Steuer. In ihrer Freizeit engagiert sich die Auszubildende bei den Seenotrettern und leistet außerdem Bereitschaftsdienst – ruft ein Einsatz, so ist Celina Gerdes zur Stelle.
UrlaubsparadiesSie teilen das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer, frische Seebrisen, schäumende Nordseewellen, einen Horizont atemberaubender Sonnenuntergänge und kilometerlange Strände – die sieben Ostfriesischen Inseln sind einen Urlaub wert.
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Text:
Verena S. Ulbrich /
handwerksblatt.de
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