Foto: © Alexander Sell/MWVLW RLP
HWK Koblenz | Dezember 2024
Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeichnete jahrgangsbeste Absolventen von Meister- und Fortbildungsprüfungen aus.
Das Handwerk in Rheinland-Pfalz spricht mit einer Stimme. Das betonten die Vertreter der Organisationen bei der Landeshandwerkskonferenz im Kurfürstlichen Schloss in Mainz. (Foto: © Michael Jordan)
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Themen wie Wärmewende, Europawahlen und den Fachkräftemangel standen auf der Agenda beim Spitzentreffen des rheinland-pfälzischen Handwerks. In zwei Resolutionen positionierten sich die Vertreter für Bürokratieabbau und ein weltoffenes Handwerk.
Austausch und Dialog – das waren die Schlüsselworte der Landeshandwerkskonferenz Rheinland-Pfalz Mitte März im Spiegelsaal des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz. Die Vertreter des rheinland-pfälzischen Handwerks – das sind die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz, der Unternehmerverband Handwerk RLP e.V. und der Landesverband der Kreishandwerkerschaften in Rheinland-Pfalz – hatten sich zum intensiven Austausch zusammengefunden.
Auf der Agenda der handwerklichen Spitzenvertreter des Landes standen die Themen Bürokratie, die Europawahl, Wärmewende und Vielfalt im Handwerk sowie ein Impulsvortrag von Dirk Palige, Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), der aus erster Hand über die politischen Entwicklungen in Berlin berichtete. Ein wichtiges Signal setzten die Konferenzteilnehmer darüber hinaus als Dachmarke "Handwerk RLP". Die Handwerksorganisationen im Land sprechen mit einer Stimme und setzen sich für die Gesamtinteressen des Handwerks geschlossen ein. "Diese Einheitlichkeit im Senden von Botschaften ist die Grundlage von Glaubwürdigkeit. Meinungsbildung wiederum muss im offenen Austausch und in Konferenzen wie dieser stattfinden. Das ist die Grundlage für die Durchsetzung unserer Interessen", machte Kurt Krautscheid als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in seiner Begrüßung deutlich.
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Mit gleich zwei einstimmig beschlossenen Resolutionen zeigte die Landeshandwerkskonferenz eine beeindruckende Geschlossenheit. In der Resolution "Zeit zu machen: Bürokratie jetzt abbauen" fordert das Landeshandwerk die Politik in Rheinland-Pfalz, aber auch in Berlin auf, Mittelständler vom Würgegriff der Bürokratie zu befreien. "Denn für drei von vier Handwerksbetrieben sind ständige Anpassungen an neue Vorgaben der größte Belastungsfaktor im Alltag, gefolgt von Nachweis- und Dokumentationspflichten, die 54 Prozent aller Handwerksbetriebe als belastend empfinden", führte Axel Bettendorf, Hauptgeschäftsführer der HWK Trier und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der vier Handwerkskammern, aus.
Die Folge: Selbstständigkeit wird zunehmend unattraktiv, so dass aktuell schon ein Drittel der Meisterkursabsolventen wegen der Bürokratiebelastung den Schritt zur Existenzgründung scheut. So fordert die Landeshandwerkskonferenz unter anderem eine Digitalisierung der Verwaltung, verlässliche Bearbeitungszeiten von Anträgen, eine "One in, Two out"-Regel (für jede neue Vorschrift werden zwei alte gestrichen) und einen Bürokratielotsen, die sich um die Koordination von Vorgaben zwischen den Behörden kümmert, so dass es nur noch einen Ansprechpartner für das Unternehmen gibt.
Dr. Martin Hummrich, Leiter der Abteilung Mittelstand, Innovation im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, räumte in seinem Grußwort ein, dass die Bürokratie ein Übermaß erreicht und sich "Deutschland ausgebremst" habe. Er begründete die Bürokratie im Bedürfnis nach mehr Sicherheit in Zeiten unsicherer Rahmenbedingungen. Einig waren sich Handwerk und politische Vertreter, dass Bürokratieabbau auch mehr Eigenverantwortung mit sich bringe und das Handwerk mehr bei Entscheidungen beteiligt werden müsse.
Hummrichs konkreter Vorschlag: Er werde anregen, dass das Handwerk "einen Vertreter beim Treffen der Datenschutzbeauftragten" entsende, weil es dort sonst "zu weltfremd" einhergehe.
Wie wichtig die Befreiung vom Joch der Bürokratie sei, zeigte auch die Diskussion um die Europawahl in diesem Juni. Das Handwerk und Deutschland profitieren von Europa enorm – und das müsse man auch deutlich machen anstatt immer nur auf die negativen Erscheinungen aufmerksam zu machen, hieß es. Hier gelte es, in jedem Betrieb in Dialog mit dem Team und insbesondere den Azubis zu treten, da erstmals auch die 16-Jährigen wählen dürfen. Denen gelte es, Europa näherzubringen.
In Sachen Wärmewende zeigte sich das Handwerk gut aufgestellt. Vor allem deshalb, weil sich verschiedene Schwerpunkt-Gewerke kooperativ in diesen Prozess einbringen. So arbeiten etwa Dachdecker, Elektriker und Sanitär-Heizung-Klima-Betriebe eng zusammen, um den Kunden höchste Qualität und Kompetenz beim Einbau von Wärmepumpen, PV-Anlagen & Co. zu garantieren. Einzige Hürde sei nur der Fachkräftemangel, um Kunden möglichst schnell die gewünschte Wärmewende ins Haus zu bringen. Dabei zeigt sich das Handwerk offen für Nachwuchskräfte aus allen Bereichen und Regionen.
Vor allem aber setzte die Landeshandwerkskonferenz mit der Verabschiedung der Resolution "Handwerk für Vielfalt und Zusammenhalt" ein weiteres Zeichen für die Weltoffenheit der Betriebe. Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder sexueller Ansichten sind im Handwerk willkommen und "Grundlage unseres Erfolgs", so die Resolution. ZDH-Geschäftsführer Dirk Palige machte in seiner Rede klar, dass auch die Politik in Berlin angesichts der äußeren Entwicklungen besorgt sei und das Bedürfnis nach Sicherheit der Bevölkerung erkannt habe. "Die internationale Lage, stark geprägt durch Krisen und Konflikte, liefert auch ein Szenario für das Handwerk in Deutschland, insbesondere mit Blick auf die Bildungssicherheit und Lieferketten."
Der Druck auf die Politik sei für alle sichtbar, aber zu häufig fehle noch das Signal aus dem politischen Lager "Wir haben verstanden". Mit Aktionen hatte die bundesweite Spitzenvertretung des Handwerks auf Bürokratiehemmnisse, aber auch auf die Wichtigkeit von Europa für das Handwerk aufmerksam gemacht "ohne hier zusätzlichen Druck aufzubauen. Stattdessen müssen wir alle Ventile einbauen, als Teil einer Gesamtstrategie". Auf diesem Wege seien die Botschaften des Handwerks in der Politik angekommen und werden ernst genommen. "Doch gerade im finanziellen Bereich wurde bereits signalisiert, aufgrund der Haushaltslage sei der Spielraum sehr eng, weil die Mittel fehlen."
Aktiv sei der ZDH mit Blick auf das Bürokratieentlastungsgesetz, dem Wachstumschancengesetz und dem 14-Punkte-Programm-Bau, um mehr für Handwerk und Mittelstand zu erreichen. Die Chancen für Entlastung würden aber schlecht stehen, so Palige. Vom Finanzministerium kam schon die Anfrage, wo man pauschal Gelder streichen oder zumindest senken könne. Spüren dürfte das vor allem die finanzielle Ausstattung in der Aus- und Weiterbildung. Die einst klare Drittelfinanzierung – Handwerk, Land und Bund – steht gerade angesichts der Kostensteigerung auf wackligen Füßen.
Vier Stunden Landeshandwerkskonferenz boten nicht nur vielfältige Informationen und Themen, sondern auch die Möglichkeit für die rund 100 Teilnehmer, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen einzubringen – wovon reger Gebrauch gemacht wurde.
von Stefan Buhren, Chefredakteur Deutsches Handwerksblatt
Im Anschluss an die Landeshandwerkskonferenz diskutierten im rheinland-pfälzischen Landtag die Spitzenvertreter des Handwerks mit dem Landtagspräsidenten Hendrik Hering, der Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, den Vorsitzenden der verschiedenen Landtagsfraktionen sowie mit weiteren Kabinettsmitgliedern und Landtagsabgeordneten über Digitalisierung, KI-Einsatz im Handwerk, die Energiewende und Europa.
So erläuterte Kurt Krautscheid als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern, dass Künstliche Intelligenz eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft des Handwerks und der gesamten Wirtschaft ist. In unterschiedlichen Bereichen – etwa im Kundenmanagement, in der Risiko- und Fehleranalyse, im Bereich der Warenwirtschaft würden sich zahlreiche neue Möglichkeiten ergeben. Aber es bestehen auch noch zahlreiche Herausforderungen, um den KI-Einsatz im Handwerk flächendeckend überhaupt erst zu ermöglichen.
Hier sieht Kurt Krautscheid insbesondere folgende drei Punkte:
Johannes Lauer als Vorsitzender des Unternehmerverbands Handwerk RLP erläuterte zum Thema: "Das Handwerk setzt die Energiewende um", dass in den sogenannten Klimahandwerken bereits vielfältige Kooperationen zwischen den einzelnen Gewerken entstanden sind. Diese werden ausgeweitet und mit Leben in der Praxis zwischen den Betrieben gefüllt. Er forderte die Unterstützung durch die Politik durch schnellere Genehmigungsverfahren und weniger Bürokratie bei der Etablierung der Erneuerbaren Energien sowie eine weitere Stärkung der dualen Aus- und Weiterbildungsstrukturen im Handwerk. Für Johannes Lauer steht fest, dass die Energiewende in der Fläche nachhaltig und auch im Sinne eines starken Verbraucherschutzes nur so gelingen kann.
Mit einem klaren Bekenntnis "Ja zu Europa" machte Gerd Benzmüller als Vorsitzender des Landesverbands der Kreishandwerkerschaften RLP deutlich, dass "wählen gehen" im Jahr der Europawahl wichtiger denn je ist. Er betrachtete den EU-Binnenmarkt mit seinen vielfältigen Möglichkeiten als große Chance für das Handwerk– gerade in Grenzregionen. Aber Gerd Benzmüller forderte auch ausdrücklich die Unterstützung des Handwerks durch die EU in den nächsten fünf Jahren in wichtigen Themenfeldern wie "Fachkräftegewinnung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit" ein.
Im Rahmen der Veranstaltungsmoderation machte Andreas Unger, Geschäftsführer des Unternehmerverbands Handwerk RLP deutlich, dass der gemeinsame Auftritt des Handwerks unter dem Motto "Handwerk RLP", das Bündeln von Kräften und das Denken in einem gemeinsamen größeren Rahmen in Zeiten multipler Krisen genau der richtige Weg ist, um die Interessen des Handwerks konstruktiv sowie mit dem nötigen Nachdruck gegenüber der Politik und der Gesellschaft zu vertreten.
In seinem Abschlussimpuls resümierte Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, unter anderem "dass die vielfältigen Herausforderungen wie Krisen in der Welt, hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, zu viel Bürokratie und viele weitere Themen von Seiten der Politik unbedingt angegangen werden müssen, damit sich das Handwerk wieder auf seine Kerntätigkeiten konzentrieren kann. Denn: Das Handwerk ist entschlossen "zu machen"! Unterstützende Rahmenbedingungen sind von Seiten der Politik zu schaffen!
Quelle: Unternehmerverband Handwerk Rheinland-Pfalz
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