Opel: "Wir zertifizieren nur das Produkt"
Die Opel-Experten Jean-Francois Bloch, Leiter Nutzfahrzeuge, Roy Illmann, Leiter Auf- und Umbauten, und Wolfgang Dikoff, Lead Engineer LCV Conversion, über den Zertifizierungsprozess für Auf- und Umbauer bei Opel.
DHB: Wenn Handwerker bei Ihnen ein komplett ausgestattetes Fahrzeug ordern, kaufen sie auch immer ein komplettes Qualitätsversprechen mit. Halten Sie gerne den Kopf für andere hin?
Bloch: In dem Falle eindeutig ja: Handwerker kaufen nicht nur ein Fahrzeug, sondern eine mobile Lösung, die sie selbst, das Werkzeug und natürlich Material zum Kunden bringt. Um aber eine optimale Lösung für die ganz unterschiedlichen Ansprüche anbieten zu können, müssen wir mit externen Partnern zusammenarbeiten. Denn erstens erfordert das eine gewisse Fertigungstiefe und ein Spezial-Know-how, bei dem wir – wie in anderen Bereichen auch – eng mit Zulieferern zusammenarbeiten. Schließlich wollen wir schon ab Werk möglichst viele Kundenwünsche erfüllen. Dass unsere Partner ihre Arbeiten auf Opel-Qualitätsniveau abliefern, versteht sich von selbst. Deshalb schauen wir uns die Partner genau an, ob sie diesen Anforderungen auch entsprechen.
DHB: Der Begriff "Qualität" wird gerne und vor allem oft eingesetzt. Was versteht Opel darunter?
Illmann: Es stimmt, Qualität wird von jedem anders definiert. Für Opel fallen beispielsweise ein hoher Kundennutzen, absolute Zuverlässigkeit und höchste Präzision darunter. Deshalb bekommen unsere Kunden für die zertifizierten Auf- und Umbauten das gleiche Garantie- und Serviceversprechen wie für die Opel-Basisfahrzeuge. Und das können wir ruhigen Gewissens tun, weil ja unsere Zulieferer eine Zertifizierung durchlaufen und bestimmte Standards erfüllen müssen.
DHB: Wie gehen Sie dabei vor?
Dikoff: Zunächst schauen wir uns das Produkt genau an, ob es in das Portfolio von Opel passt und unser Mobilitätsangebot sinnvoll ergänzt. Dabei gehen wir auf Zulieferbetriebe zu, wie wir gleichermaßen von Zulieferern angesprochen werden. Parallel läuft eine Überprüfung des Unternehmens, was sich am ehesten mit dem Ratingverfahren der Banken vergleichen lässt. So sind neben einer gewissen Unternehmensgröße vor allem Bonität und Solidität wichtig. Denn was nutzt die beste Branchenlösung, wenn der Betrieb nach zwei Jahren nicht mehr existiert? Hinzu kommen natürlich Fertigungskapazitäten, Lieferservice, Verarbeitung und – hier kommt wieder der Begriff – Qualität des Ein- oder Umbaus.
Standards einhalten
Foto: © Helmut Weipert DHB: Da steht auch ein großer Verwaltungsaufwand dahinter.
Bloch: Ja, aber das ist zumindest ein absehbarer Aufwand, der zum Start anfällt. Wir dürfen ohnehin nicht vergessen, dass die gesetzlichen Vorgaben die Unternehmen zwingen, Standards einzuhalten und dies auch zu dokumentieren. Das macht die technische Dokumentation, die bei unserem Zertifizierungsprozess eine wichtige Rolle spielt, zumindest einfacher, weil die Daten vorliegen und nicht erst mühsam neu erstellt werden müssen.
DHB: Das ist aber keine Aufgabe für nebenbei. Mal abgesehen von der Vielzahl an Varianten ab Werk müssen Sie doch jede nur denkbare Konfiguration prüfen und oft auch noch den TÜV bitten, sein Siegel zu geben.
Illmann: Richtig, das tun wir auch. Jede werksseitige Lösung hat ihr eigenes TÜV-Siegel, und bei Zwei-Rechnungs-Fahrzeugen sieht der TÜV selbstverständlich das umgebaute Modell. Aber das geschieht schon von Seiten des Umbauers. Und da wir im gewerblichen Bereich unterwegs sind, gelten auch die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften. Die sind zum Teil noch strenger als der TÜV, der ja "nur" für den technischen Part prüft. Mit denen haben wir zum Beispiel zuletzt für den Combo ein Gitter entwickelt. In dem Zusammenhang noch ein Wort zu unserem Zertifizierungsprozess: Wir zertifizieren ausschließlich die Produkte, die in, auf oder an das Fahrzeug kommen, inklusive aller damit zusammenhängender Prozesse. Auch wenn die Rahmenbedingungen wichtig sind, zertifizieren wir nicht das Unternehmen selbst.
DHB: Wie viele Partner durften sich schon das Opel-Zertifikat in ihre Räume hängen?
Illmann: Aktuell haben wir 23 Unternehmen mit 48 zertifizierten Auf- und Umbauten. Dieses Netzwerk erweitern wir kontinuierlich und haben derzeit rund 20 weitere Zertifizierungsprozesse laufen oder zumindest für das Jahr 2014 noch in Planung. Wir rechnen damit, dass wir mit Beginn des Jahres 2015 dann rund 35 Partner mit zertifizierten Lösungen haben. Zum Vergleich: In Deutschland sind rund 800 Auf- und Umbauer zu finden.
DHB: Wie flexibel müssen die Partner sein? Neben den großen Playern im Markt der Auf- und Umbauer gibt es doch viele regionale Anbieter, die über den lokalen Markt nicht hinauskommen.
Dikoff: Das stimmt. Wir decken natürlich eine Bandbreite über die Partner ab, die bei europaweit agierenden Partnern anfängt. Daneben gibt es Zulieferer, die bundesweit oder in grenznahen Bereichen auch jenseits der Landesgrenze aktiv sind, sowie die Unternehmen mit einem lokal begrenzten Einzugsgebiet. Bei regionalen Anbietern, die zum Teil sehr clevere Lösungen haben, spielt das Volumen weniger eine Rolle, sondern eher die Frage, wie wichtig ist dieser spezielle Umbau. Da reden wir aber nicht von einem Massengeschäft, sondern von einer überschaubaren Größe, mit der sich gut umgehen lässt. Schließlich gilt: Mit dem offiziellen Zertifikat haben wir die Partner für den gesamten europäischen Markt zertifiziert und sie dürfen damit als Opel-Partner für sich werben. Auf unseren Internetseiten haben wir ebenfalls die Partner aufgelistet.
Große Bandbreite
Foto: © Helmut Weipert DHB: Zahlreiche Innenausbauten, dazu Pritsche, Kipper, Kühlfahrzeug oder Hygieneausbau – die ganze Bandbreite an Nutzfahrzeugen dürfte kein Opel-Händler abbilden.
Bloch: Sie dürfen nicht vergessen, dass nicht jeder Spezialist für Nutzfahrzeuge ist; da gelten ganz andere Vorgaben als nur im reinen Pkw-Bereich. Aktuell haben wir bundesweit 450 Opel-Händler, dazu 950 Opel-Service-Partner, mit denen wir ein flächendeckendes Servicenetz garantieren können. Unsere speziell auf Gewerbekunden ausgerichteten Opel-Händler haben natürlich andere Servicezeiten und beispielsweise auch einen Pool an Ersatzfahrzeugen, wenn wirklich mal ein Wagen ausfallen sollte. Wir können ohnehin nicht die gesamte Bandbreite abbilden: Allein bei unseren Modellreihen Combo, Vivaro und Movano bieten wir schon Hunderte von Varianten – wohlgemerkt alles ohne spezielle Auf-, Aus- und Umbauten! Opel-Kunden können sich aber sicher sein: Im Bedarfsfall reagieren wir schnell und flexibel.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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